Zankapfel Staatsgarantien
Zankapfel Staatsgarantien
Deutsche Finanzbranche äußert Vorbehalte gegen französische Vorschläge
fed Frankfurt
Bei vielem Gleichklang zwischen den Überlegungen über eine Reform des europäischen Rechtsrahmens für Verbriefungen in Paris und Berlin gibt es auch Unterschiede in einzelnen Punkten. Am augenscheinlichsten ist dies in Bezug auf eine europäische Verbriefungsplattform und staatliche Garantien.
Im Bericht der Gruppe unter der Regie von Ex-Notenbanker Christian Noyer wird explizit eine europäische Verbriefungsplattform vorgeschlagen, insbesondere für risikoarme Assetklassen wie Wohnimmobilien besicherte Verbriefungen (Residential Mortgage Backed Securities, RMBS). Eine solche Plattform müsste strenge Kriterien für die Origination von Verbriefungen setzen.
Offenheit für Plattform-Vorschläge
Der Abschlussbericht der Knof-Gruppe in Deutschland hält zwar Plattformen grundsätzlich ebenfalls für eine überlegenswerte Idee, argumentiert aber zurückhaltender und differenzierter. Eine Verbriefungsplattform, so heißt es im Bericht, könnte „einen ergänzenden Beitrag zur Stärkung des Verbriefungsmarkts leisten“, insbesondere, was die Standardisierung von Strukturen, Dokumentation und Datenanforderungen angehe.
KfW-Vorstandsmitglied Bernd Loewen hatte jüngst im Interview der Börsen-Zeitung unterstrichen, dass Plattformen eine Möglichkeit für kleinere Institute sein, das Instrument der Verbriefung effektiv zu nutzen. Falls für die Bündelung von Krediten und Verbriefungen kleinerer Sparkassen und Volksbanken Plattformen angelegt würden, könnte sich die KfW-Bankengruppe gegebenenfalls vorstellen, in der Anfangsphase als Ankerinvestor zu agieren, hohe Qualität der Kredite und regelmäßiges Mindestemissionsvolumen vorausgesetzt.
Allerdings unterstreicht der Knof-Bericht auch, dass eine „Verbriefungsplattform zum Selbstzweck den Verbriefungsmarkt nicht stärken würde. Und: „Eine übergreifende europäische Plattform wird aus heutiger Sicht nicht als sinnvoll eingeschätzt“ – zumal wegen des nennenswerten Einsatzes öffentlicher Ressourcen.
„Ganz am Ende der Prioritätenliste“
Noch deutlicher sind die Vorbehalte der deutschen Finanzindustrie bezüglich staatlicher Garantien. Die von Frankreich ventilierte Idee, die Revitalisierung des Verbriefungsmarkts durch staatliche Garantien zu flankieren, sollte allenfalls ausnahmsweise zum Einsatz kommen, lautete die übereinstimmende Meinung von Vertretern der deutschen Finanzbranche anlässlich der Vorstellung des Knof-Berichts. Es stehe „ganz am Ende der Prioritätenliste“, unterstrich die Riskovorständin der Deutschen Leasing, Sonja Kardoff. Wenn die Reform der EU-Verbriefungsregeln richtig gemacht werde, brauche man gar keine staatliche Garantien, argumentierte Enrico Miketta, Abteilungsleiter Corporate Finance der LBBW.
Der Noyer-Bericht hatte dafür geworben, europäische Garantien „of last Resort“ für Wohnimmobilien-Verbriefungen auszureichen, durch eine Agentur, die von der EU geschaffen werden sollte. Auf diese Weise würde durch die – mit Garantie flankierte – europäische Plattform ein „European safe asset“ geschaffen. Der Knof-Bericht hält dagegen: Staatliche Garantien seien ein „zweischneidiges Schwert“. Er verweist auf die Gefahr des Crowding-Out bestehender Investoren und mahnt, dass die Renditen sinken dürften.