Im BlickfeldBondmärkte

Europas Staaten werden immer grüner

Green Finance und damit die Finanzierung von grünen Projekten seitens der Staaten wird immer wichtiger. Die Staaten der Eurozone fahren die Emissionen betreffender Bonds hoch.

Europas Staaten werden immer grüner

Europas Staaten (Eurozone und Großbritannien) werden immer grüner, d.h. die Emission von grünen, aber auch sozialen und nachhaltigen bzw. nachhaltigkeitsgebundenen Anleihen weisen klar nach oben. Nach den neuesten Daten der AFME (Association for Financial Markets in Europe) haben die Anleihen von Staaten mit dem Kennzeichen ESG (Environment, Social, Governance) per Jahresmitte ein ausstehendes Volumen von 502,2 Mrd. Euro erreicht. Dies entspricht einem Anstieg von 5,5% gegenüber Vorjahr. Damit war das Wachstum zwar etwas langsamer als im ersten Quartal, als ein Plus von 7,8% erzielt wurde. Auch im Vergleich zum Schlussquartal 2023 ist das Wachstum etwas geringer ausgefallen. Seinerzeit war es noch bei 6,9%. Stark vertreten mit Emissionen war im Betrachtungszeitraum Italien, das grüne Papiere für 9 Mrd. Euro an den Markt brachte. Aktiv war auch der Bund. Grüne Bundesanleihen kamen im Umfang von 4 Mrd. Euro an den Markt. Es folgte Österreich mit 2,3 Mrd. Euro an ESG-orientierten Schuldpapieren.

Stark positioniert ist in Europa aber auch die Europäische Union (EU) mit grünen und sozialen Anleihen. Im zweiten Quartal kamen von der EU-Kommission, die erst seit der Pandemie als eigenständiger Emittent in diesem Anleihesegment auftritt, Bonds im Umfang von 4,2 Mrd. Euro. Die Tendenz bei der Emission von grünen und nachhaltigen Anleihen weist bei den Staaten nach oben. Dass nicht ständig neue Rekordzuwächse erreicht werden können, liegt auch am Basiseffekt. Das bedeutet aber keine Zurückhaltung insgesamt bei der Emissionstätigkeit. Die Staaten haben auch erkannt, dass das Thema Klima- und Umweltschutz immer wichtiger wird und emittieren dementsprechend Anleihen mit einem Klima- bzw. Umweltschutzbezug oder Anleihen, die auf soziale Interessen ausgerichtet sind. Insbesondere während der Covid-19-Pandemie haben viele Adressen nicht nur im Bereich der Staaten die Wichtigkeit dieses Themas erkannt und sind zu entsprechenden Emissionen übergegangen, die nun in der Folgezeit fortgesetzt werden.

Noch einen weiteren Meilenstein hat der Markt der grünen und nachhaltigen Anleihen im dritten Quartal gesetzt. Die Europäische Investitionsbank (EIB) – die Bank der EU mit Sitz im Großherzogtum Luxemburg – hat mit ihren Emissionen die Schwelle von 100 Mrd. Euro überschritten. Die EIB gilt als Pionier der grünen Anleihen, bekannt sind ihre Bonds als sogenannte Climate Awareness Bonds – kurz CAB. Begonnen hat die EIB mit der Emission dieses Anleihetyps im Jahr 2007. Seitdem hat sie dieses Marktsegment nicht nur regelmäßig selbst mit Emissionen von betreffenden Bonds bedient, sondern den Markt auch hinsichtlich Standards kontinuierlich ausgebaut und damit weiterentwickelt. Später kamen seitens der EIB auch die SAB (Sustainability Awareness Bonds) hinzu, mit denen Projekte im Bereich der Nachhaltigkeit angegangen werden.

Die grünen, sozialen, nachhaltigen und nachhaltigkeitsgebundenen Anleihen treffen am Markt regelmäßig auf eine gute Nachfrage seitens der Investoren. Emittenten können sich demzufolge über eine gute Platzierbarkeit sicher sein. Die Global Sustainable Investment Alliance gibt das weltweite Kapitalanlagevolumen in den kommenden Jahren für grüne und nachhaltige Investmentprojekte mit mehr als 35 Bill. Dollar an. Das zeigt, dass an diesem Markt noch eine sehr gute Aufnahmefähigkeit vorhanden sein wird. Hinzu kommt, dass viele Anleger nicht mehr nur auf eine finanzielle Rendite achten, sondern auf Investments, mit denen sie etwas bewirken könne, etwa im Bereich des Klima- und Umweltschutzes. Ihnen ist demzufolge eine nicht-finanzielle Rendite wichtig.

Europas Staaten werden immer grüner

Emissionsgeschäft mit grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihen boomt – EIB knackt 100-Milliarden-Euro-Marke – Solide Nachfrage vorhanden

Von Kai Johannsen, Frankfurt
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