In den vergangenen Jahren hat der öffentliche Sektor in Europa eine herausragende Rolle bei der Ausweitung des Marktes für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen gespielt. Das spiegelt die steigende Nachfrage der Anleger nach wirkungsorientierten Instrumenten und auch die starke politische Unterstützung für nachhaltige Finanzierungen wider. Emittenten wie Städte und Gemeinden, öffentliche Dienstleister und Entwicklungsbanken nutzen GSS-Anleihen (Green, Social und Sustainable) zur Finanzierung von Projekten, die sich mit ökologischen und sozialen Herausforderungen befassen; angefangen bei der Infrastruktur für erneuerbare Energien über bezahlbaren Wohnraum bis zur Gesundheitsversorgung. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Entwicklung Sustainable Finance aus. Die Emissionen der Anleihen erfolgen auf der Grundlage entsprechender Rahmenwerke, die nun von EthiFinance, einer auf ESG spezialisierten Agentur, untersucht wurden. Die Analyse liegt der Börsen-Zeitung vorab vor.

Die Qualität der GSS-Bond-Rahmenwerke hat sich der Analyse zufolge im Laufe der Jahre deutlich verbessert. 2024 hat es danach kein Rahmenwerk mehr gegeben, dass mit einem einfachen („basic“) Qualitätsniveau gekennzeichnet wird. Die meisten Rahmenwerke werden nun als „advanced“ oder „führend“ eingestuft. Das durchschnittliche Qualitätsniveau der Rahmenwerke für GSS-Anleihen von europäischen öffentlichen Institutionen, basierend auf den ICMA-Grundsätzen für diese Bonds, ist 2024 auf 56/100 gestiegen. Zum Vergleich: 2021 wurde noch ein Score von 47/100 (intermediate) gemessen, der sich 2022 auf 50/100 (intermediate) verbesserte. Im Jahr 2023 kam der Sprung auf  54/100 (advanced).

Die Qualitätsniveaus variieren jedoch zwischen den ICMA-Prinzipien. Die International Capital Market Association (ICMA) legt vier Kernkomponenten (Säulen) der Green Bond Principles fest: 1. Verwendung der Emissionserlöse (Use of Proceeds), 2. Prozess der Projektbewertung und -auswahl (Process for Project Evaluation & Selection), 3. Management der Erlöse (Management of Proceeds) und 4. Berichterstattung (Reporting).

Im Bereich der Verwendung der Erlöse stieg die durchschnittliche Qualitätsbewertung von 59/100 im Jahr 2021 auf 65/100 im vorigen Jahr. Die meisten Rahmenwerke enthalten laut der Studie nun detaillierte und klare Projektbeschreibungen und stimmen mit den ICMA-Kategorien überein, die zu sozialen und/oder ökologischen Zielen beitragen.

Im Rahmen des Prozesses der Projektbewertung und -auswahl wird von den Emittenten erwartet, dass sie das Verfahren darlegen, mit dem sie bestimmen, wie die Projekte in die Kategorien der in der ersten Säule beschriebenen förderfähigen Projekte passen. Obwohl diese Säule derzeit die am schlechtesten bewertete Säule in dieser Umfrage ist, hat sie sich von einem Wert von 36/100 (2021) auf mittlerweile 48/100 (2024) verbessert. EthiFinance hat Fortschritte in zwei Schlüsselbereichen festgestellt: 75% der Emittenten befassen sich nun mit sozialem und ökologischem Risikomanagement (gegenüber 13% im Jahr 2021), und 80% der Projektauswahlausschüsse umfassen ESG-Experten (gegenüber 56% im Jahr 2021).

Der Bereich Management der Erlöse stellt sicher, dass die Mittel aus GSS-Anleihen ausschließlich für förderfähige Projekte verwendet werden und dass die Verfolgung und Verwaltung der Mittel nachvollziehbar ist. Die durchschnittliche Punktzahl stieg der Analyse zufolge von 47/100 (2021) auf 61/100 (2024), da 86% der Emittenten nun Methoden zur Nachverfolgung der Mittel angeben und 53% seit 2023 zu speziellen Portfolios übergegangen sind. Der Bereich des Reporting erfordert jährliche Aktualisierungen der Zuteilung von GSS-Anleiheerlösen und der Berichterstattung über die Auswirkungen. Die Punktzahl stieg hier leicht von 48/100 (2021) auf 50/100 (2024).