Rückversicherer schwächeln beim „S“
Rückversicherer schwächeln beim „S“
Zielke-Analyse: Munich Re führt im ESG-Ranking – Lücke zu Erstversicherern
wbr Frankfurt
Die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Rückversicherer zeigen ein gemischtes Bild. Die Analysten von Zielke Rating haben die Daten von sieben Anbietern analysiert und in einer Studie zusammengefasst. Diese Analyse für 2023 verdeutlicht aus Sicht von Zielke, dass die Unternehmen im Bereich Umwelt und Unternehmensführung Fortschritte gemacht haben, während im sozialen Bereich weiterhin Handlungsbedarf besteht. Munich Re, DEVK Re und Hannover Re führten das Ranking an, jedoch bleiben die Unterschiede zwischen den Unternehmen groß.
Im Jahr 2023 erhielten Rückversicherer eine Gesamtbewertung, die sich zu gleichen Teilen aus den Bereichen Environment (Umwelt), Soziales und Governance (Unternehmensführung) zusammensetzt. Die drei Spitzenreiter in der Gesamtbewertung erreichten alle die Höchstwertung von fünf Punkten. Die Deutsche Rück und CCR schnitten mit negativen Bewertungen ab, was auf Defizite in mehreren Bereichen hinweist, so Zielke Rating.
Weniger Wert auf ESG-Glaubwürdigkeit
Insgesamt seien die Nachhaltigkeitsbemühungen der Rückversicherer deutlich geringer ausgeprägt als bei den Erstversicherern. „Es verwundert, dass kurz vor Einführung der neuen CSRD-Berichterstattung nicht mehr Wert auf die ESG-Glaubwürdigkeit als Lieferant von Rückversicherungsschutz gegenüber den berichtspflichtigen Erstversicherern gelegt wird“, heißt es in der Analyse. Offensichtlich spiele die Kundenzufriedenheit bei keinem der sieben untersuchten Rückversicherer eine Rolle. Nur Munich Re könne sich mit den Top 10 der Erstversicherer messen, so die Einschätzung von Zielke.
Im Bereich Umwelt zeige die Analyse, dass die Rückversicherer, mit Ausnahme der Deutschen Rück, ihre Maßnahmen zur Reduzierung von CO2 umfassend in ihren Berichten dokumentieren. Der Fokus der Bewertung liege auf der Anwendung international anerkannter Berechnungsmethoden, wie dem GHG-Protokoll oder dem VfU-Tool, zur Erfassung der direkten und indirekten CO2-Emissionen. Allerdings ließen nur Munich Re und Swiss Re ihre Emissionen verifizieren.
Taxonomie neu bewertet
Neu hinzugekommen im Rating seien die Taxonomieangaben, welche die Nachhaltigkeit der Investitionen messen. Hier konnte die DEVK Re mit einem Anteil von 31% der taxonomiefähigen Investitionen punkten, während Swiss Re in dieser Kategorie mit 0% zurücklag. Neben der Betrachtung der taxonomiefähigen Investments wurde die engere Kennzahl der taxonomiekonformen Investments ausgewertet. Hier führt Munich Re mit 2,5%.
Insgesamt habe sich die durchschnittliche Punktzahl im Bereich Environment von 1,54 auf 1,93 verbessert. Swiss Re bleibe mit 4,79 Punkten Spitzenreiter.
Im Bereich Soziales zeigte sich eine allgemeine Verschlechterung der Transparenz. Themen wie Kundenzufriedenheit, Inklusion und Gesundheitsmanagement wurden in den Nachhaltigkeitsberichten weniger detailliert erörtert als im Vorjahr. Insbesondere fehlte es an konkreten Maßnahmen zur Inklusion. „Viele Rückversicherer beschränkten sich auf allgemeine Erklärungen zur Gleichstellung, ohne dies durch konkrete Maßnahmen zu untermauern“, schreibt Zielke Rating.
Verschlechterung im sozialen Bereich
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ein weiteres bewertetes Kriterium, weise ebenfalls Defizite auf. Insgesamt schnitten die Rückversicherer im sozialen Bereich 2023 schlechter ab, was auf eine mangelnde Berichterstattung und fehlendes Engagement hindeutet.
Im Bereich Governance wurde unter anderem die Integration der Nachhaltigkeitsverantwortung in die Unternehmensstrukturen sowie die Formulierung einer Nachhaltigkeitsstrategie bewertet. Hier gab es im Vergleich zum Vorjahr Verbesserungen. Die Gesamtbewertung im Bereich Governance stieg von 2,57 auf 3,14 Punkte.
Ein Teil der Governance-Bewertung sei die Analyse der Solvabilitätsberichte nach Solvency II gewesen. Munich Re, DEVK Re und Hannover Re erreichten hier die Höchstnote, während Swiss Re und CCR schlechter abschnitten, so die Analysten.