Geldpolitik

EZB schließt Zinswende in diesem Jahr nicht mehr aus

EZB-Chefin Lagarde schildert „einhellige Besorgnis“ im EZB-Rat wegen der hohen Inflation – und öffnet die Tür für eine Zinserhöhung 2022. Die Bank of England ist schon weiter und hebt ihren Satz erneut an.

EZB schließt Zinswende in diesem Jahr nicht mehr aus

ms/rec/kjo Frankfurt

Angesichts zunehmender Inflationssorgen schließt die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinserhöhung im Jahr 2022 nicht mehr aus. Das signalisieren Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach der Zinssitzung am Donnerstag. Die Bank of England mit Andrew Bailey an der Spitze erhöhte derweil am Donnerstag bereits zum zweiten Mal in Folge ihren Leitzins um 25 Ba­sispunkte auf jetzt 0,5%. Weitere Schritte scheinen möglich – womöglich schon im März.

Weltweit nimmt derzeit die Zinswende Fahrt auf. Hintergrund ist die hartnäckig hohe Inflation. Vor allem die US-Notenbank Fed steuert inzwischen auf eine viel raschere Straffung ihrer Geldpolitik zu als noch Ende 2021 avisiert. Die EZB war da bislang sehr viel zurückhaltender – was vor allem in Deutschland für viel Kritik sorgte. Jetzt aber scheint auch sie sich zumindest für eine etwas schnelle Normalisierung zu öffnen.

EZB-Chefin Lagarde wollte jedenfalls jetzt auf mehrfache Nachfrage hin nicht ihre Aussage vom Dezember wiederholen, dass eine Zinserhöhung im Jahr 2022 „sehr unwahrscheinlich“ sei. Die unerwartet hohe Inflation im Dezember und Januar habe im EZB-Rat „einhellig“ für Besorgnis gesorgt. „Die Situation hat sich in der Tat geändert.“ Im Januar hat die Teuerung ein neues Rekordhoch von 5,1% erreicht – statt wie erwartet stark nachzulassen.

Lagarde verwies mehrfach auf die März-Sitzung, wenn es neue Projektionen zur Inflation gebe. Denkbar scheint nun, dass der Rat dann ein schnelleres Ende seiner Anleihekäufe avisiert – was die Tür für Zinserhöhungen im Jahr 2022 öffnen würde.

Die Aussicht auf eine möglicherweise frühere Straffung der Geldpolitik der EZB setzte Aktien zu. Der Dax verlor 1,6% auf 15369 Zähler. Der Euro erhielt Auftrieb und war abends bei 1,1432 Dollar 1,1% im Plus. Die zehnjährige Bundrendite stieg.

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