Diese Trends werden die europäische Payment-Branche im Jahr 2022 prägen
Die digitale Transformation des Zahlungsverkehrs gehört zu den dynamischsten Bereichen der Bankenwelt – nicht zuletzt angetrieben durch die Corona-Pandemie. Wohin geht es im Jahr 2022?
Neben politischen Debatten zu Open-Finance-Themen werden in diesem Jahr weitere Regularien ausgearbeitet, die sich auf die europäische Zahlungslandschaft auswirken. Open Finance erfordert eine breitere Akzeptanz durch Unternehmen und Regierungen. Es gilt, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen, Verbraucher zu schützen und gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der Branche zu gewährleisten.
Die Finanzdienstleistungsbranche braucht Rechts- und Regulierungssicherheit mit einem vorhersehbaren Zeithorizont, um investieren, innovieren und neue Zahlungsprodukte und -dienstleistungen einführen zu können, die Verbrauchern einen Mehrwert bieten. Maßnahmen und Regulierungen auf dem Weg der digitalen Transformation sind die neue Zahlungsdienstrichtlinie PSD3 und das Streben nach internationaler Standardisierung mit ISO 20022. Weitere zentrale Themen, die die Payment-Branche im Jahr 2022 umtreiben werden, sind die Punkte digitale Identität und digitales Zentralbankgeld.
Die Richtlinien zur Regulierung von Zahlungsdiensten und Zahlungsdienstleistern werden sich 2022 weiterentwickeln, insbesondere im Hinblick auf die EU-Strategie für den Massenzahlungsverkehr. Nach der Zahlungsdienstrichtlinie PSD2, welche den Markt für neue, den Wettbewerb fördernde Akteure zugänglich gemacht hat, ist PSD3 bereits in Sichtweite. In diesem Jahr werden politische Gespräche stattfinden, die Verhandlungen und Lobbyarbeit darüber beinhalten, wie PSD3 letztlich aussehen wird. Die EZB treibt die Agenda voran, und es sieht ganz so aus, dass PSD3 eine Vorschrift für europaweite Sofortzahlungen beinhalten wird. Dies ist wichtig in einer Zeit, in der weltweit Echtzeitzahlungen angestrebt werden und auch in den USA Vorbereitungen für Fednow-Sofortzahlungen getroffen werden.
Die Fähigkeit, Absender und Empfänger einer Zahlung digital zu identifizieren, mag für manche politisch heikel sein, ist aber dennoch ein wichtiger Schritt für die Sicherheit von Zahlungen, um Finanzkriminalität zu verringern. Die Europäische Kommission überarbeitet das derzeitige Regulierungssystem für die elektronische Identifizierung (eID). So schlägt die Kommission beispielsweise vor, dass Finanzdienstleister für das Ausstellen von Kreditkarten, die eine starke Benutzerauthentifizierung (Strong User Authentication, SUA) erfordern, den europäischen digitalen Identitätsrahmen zur Identifizierung und Authentifizierung sowie die Europäische Digitale Identitätsbörse (EDIW) nutzen sollten. Eine zentrale Herausforderung ist für Banken die kosteneffiziente Abwicklung digitaler Identifizierung, ohne höhere Gebühren für den Verbraucher.
Digitaler Euro rückt näher
Regulierungsbehörden werden sich zunehmend der Risiken bewusst, die mit Bitcoin und anderen digitalen Währungen verbunden sind. Um Konsumenten vor drastischen Wertschwankungen zu schützen, werden 2022 mehr Vorschriften für Kryptowährungen eingeführt. Zudem wollen Regierungen, dass digitale Währungen unter ihrer Kontrolle stehen. Sie wollen nicht an politischer Macht und Einfluss verlieren oder dass ihre Währungen von digitalen Konkurrenzwährungen, wie auch digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) aus Übersee, überrollt werden. So prüft die EZB 2022 aktiv die Auswirkungen von CBDCs auf Unternehmen und Verbraucher. Gleichzeitig steht die Frage im Raum, was der Aufstieg von CBDCs für Banken und andere Zahlungsvermittler bedeuten könnte. Banken spielen seit Hunderten von Jahren eine Schlüsselrolle bei der Abwicklung von Zahlungen. Welche Auswirkungen wird es haben, wenn CBDCs den Zwischenhändler ausschalten? Zu den potenziellen Vorteilen eines digitalen Euro könnte gehören, dass er den Verbrauchern eine größere Zahlungsauswahl bietet, Menschen ohne Zugang zu einem Bankkonto in das Finanzsystem einbindet und gleichzeitig die Entwicklung von Sofortzahlungen in Europa vorantreibt.
Für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zahlungsverkehrsbranche sowie die Integration von Echtzeitzahlungen ist das Umsetzen eines international anerkannten und einvernehmlich geschaffenen Standards wie ISO 20022 unerlässlich. Davon erwartet sich die Finanzwelt unbegrenzte Erweiterbarkeit von Systemen, mehr Sicherheit und höhere Automatisierung.
Umstellung auf ISO 20022
In diesem Jahr beschäftigen sich Finanzinstitute weiterhin mit der Umstellung ihrer IT-Systeme und Prozesse auf die ISO-20022-Vorschriften. Während die etablierten Banken in der Regel die größten Probleme mit der Umstellung haben, arbeiten die digitalen Herausforderer von Anfang an vollständig ISO-20022-konform. Die Vorteile von ISO 20022 werden nur dann wirklich sichtbar, wenn Banken die Umstellung vollständig vollziehen und die umfangreicheren Datensätze, die die Einhaltung der Vorschriften mit sich bringt, verarbeiten können. Erst dann können sie die Probleme der Unternehmen bei der Automatisierung und Abstimmung angehen.