Jackson Hole

Alle Blicke sind auf Powell gerichtet

Dieses Jahr findet das Notenbanker-Treffen wieder in Jackson Hole und nicht mehr nur digital statt. Ökonomen erwarten Hinweise, wie die Fed künftig mit ihren Anleihekäufen verfahren will.

Alle Blicke sind auf Powell gerichtet

Von Mark Schrörs, Frankfurt

Im vergangenen Jahr war es nichts mit der unvergleichlichen Bergkulisse in Jackson Hole, die die Notenbanker und Ökonomen aus aller Welt bei ihrem alljährlichen Stelldichein in dem idyllischen Städtchen im US-Bundesstaat Wyoming so sehr genießen – und vor der sie sich ebenso gerne ablichten und interviewen lassen. Wegen der Corona-Pandemie fand das Treffen 2020 nur virtuell statt. In diesem Jahr aber, von diesem Donnerstag bis Samstag, steigt das Treffen wieder vor Ort – natürlich unter Beachtung „der geltenden Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien“, wie die ausrichtende regionale Fed von Kansas City betont.

Allerdings dürften dieses Mal nur wenige, die sonst gerne nach Jackson Hole reisen und an der Konferenz teilnehmen, die Mühen auf sich nehmen – zumal es immer noch äußerst schwierig ist, überhaupt in die USA einzureisen, und weil die USA selbst wieder stark steigende Corona-Infektionszahlen verzeichnen. So ist beispielsweise aus dem Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr niemand vertreten. Das genaue Programm gibt es auch jetzt wieder erst kurz vor Beginn der Konferenz, die in diesem Jahr den Titel trägt: „Makroökonomische Politik in einer unausgewogenen Wirtschaft“ („Macroeconomic Policy in an Uneven Economy“).

Ohnehin sind aber weltweit nahezu alle Blicke auf US-Notenbankchef Jerome Powell gerichtet. Die große Frage ist, ob und wenn ja welche Signale Powell in der sogenannten Tapering-Debatte gibt. Gemeint ist die Reduzierung der billionenschweren Anleihekäufe der Fed. Derzeit kauft sie für 120 Mrd. Dollar pro Monat Staatsanleihen und Hypothekenanleihen auf, um die Wirtschaft über den Nullzins hinaus anzukurbeln. Der Fed-Offenmarktausschuss FOMC hatte bereits bei der bislang letzten Sitzung Ende Juli die Reduktion der Anleihekäufe angesprochen. Beobachter erhoffen sich von Powell jetzt Signale für einen Zeitplan.

Kurz vor der Jackson-Hole-Konferenz berichteten US-Medien unter Berufung auf Quellen innerhalb der Fed, dass die US-Notenbanker kurz davor stünden, einen Zeitplan bekannt zu geben, womöglich schon nach der September-Sitzung des FOMC. Demnach könnte das Tapering Ende dieses Jahres beginnen und bis Mai 2022 abgeschlossen werden. Zu den Befürwortern gehört Eric Rosengren, der die Fed Boston leitet. Dagegen hatte etwa der Chef der regionalen Fed Minneapolis, Neel Kashkari, stets vor einer zu frühen Rückführung der Unterstützung gewarnt. Allerdings sagte auch Kashkari diese Woche, dass ein Tapering-Start Ende 2021 oder Anfang 2022 wohl „angemessen“ sei.

Tatsächlich hat die US-Wirtschaft dank einer extrem expansiven Geld- und Fiskalpolitik rasant aus der Corona-Rezession herausgefunden. 2021 könnte es ein Wachstum von 7% oder mehr geben. Die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus schürt indes auch in den USA Konjunktursorgen. Zugleich hat die Inflation seit Jahresbeginn stärker als erwartet angezogen. Zuletzt legten die Verbraucherpreise zwei Monate in Folge um 5,4% zu. Die Fed be­trachtet das zwar als temporär, aber die Zweifel an dieser Sichtweise nehmen zu. Auch da erhoffen sich die Beobachter weltweit Signale von Powell – bevor er dann die Aussicht auf die Jackson Hole umgebenden Rocky Mountains genießen kann.