Die Gefechtslage ist klar: FlatexDegiro-Großaktionär Bernd Förtsch will auf der Hauptversammlung des Brokers am kommenden Dienstag ein Fait accompli erreichen. Nachdem CEO Frank Niehage Ende April freiwillig den Hut nahm, will Flatex-Gründer Förtsch nun den Aufsichtsratschef Martin Korbmacher abwählen lassen.

Und die in seinem Ergänzungsverlangen aufgeführten Gründe für die Abwahl des seit knapp zehn Jahren amtierenden AR-Chefs haben es in sich. So wird Korbmachers Verhalten rund um eine Mitteilung zur BaFin-Sonderprüfung kritisiert, die ungewöhnlicherweise an einem Samstagabend (und nicht ad hoc) veröffentlicht wurde: Allein Art und Zeitpunkt dieser Information verkenne die Relevanz des Vorgangs. „Ein couragierter Aufsichtsratsvorsitzender hätte den Vorstand dazu angehalten, die Aufsichtsbehörden bereits frühzeitig über grobe Fehler in der Compliance zu informieren“, heißt es in dem Dokument.

Ferner wirft er Korbmacher vor, die Bitte von Aktionären zur Abberufung von Niehage ignoriert zu haben. Förtsch zieht aus diesen von ihm so geschilderten Vorgängen folgendes Fazit: Nach jetzigem Stand sei Korbmacher „entweder nicht gewillt oder nicht in der Lage, seinen Aufgaben als Aufsichtsratsvorsitzender in ausreichendem Maße nachzukommen“.

Mit dem ehemaligen UBS-Deutschlandchef Axel Hörger hat Förtsch einen Korbmacher-Ersatz nominiert. Da offenbar viele Aktionäre die grundsätzliche Kritik des Flatex-Gründers teilen, dürften seine Anträge bei den Kampfabstimmungen gute Chancen auf Erfolg haben. Da auch Förtsch für den Aufsichtsrat kandidiert, wird es interessant sein zu beobachten, mit welcher Quote er Zustimmung findet. Der Aufwärtstrend der Aktie stützt seinen Kurs der Erneuerung.