Für Sparkassen ist Topergebnis in Sicht
12. März
Sparkassen: Topergebnis in Sicht
Die deutschen Sparkassen dürfen für 2023 dank sprudelnder Zinseinnahmen nicht nur auf deutlich höhere Gewinne hoffen, sondern auf ein Rekordergebnis. Das gilt auch für die Landesbanken Helaba und Nord/LB, die ebenfalls nächste Woche Zahlen vorlegen.
Von Tobias Fischer, Frankfurt,
und Carsten Steevens, Hamburg
fir/ste Frankfurt/Hamburg
Wenn der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Dienstag Jahresbilanz zieht, wird er aller Voraussicht nach ein deutlich höheres Ergebnis als 2022 präsentieren. Und die Chancen stehen gut, dass es bei überschaubarer Risikovorsorge und ungeachtet des schwachen Immobilien-Neugeschäfts sowie genereller Turbulenzen am Immobilienmarkt besser denn je ausfallen wird.
Rekordgewinne allerorten
Kein Wunder angesichts des Ertragsschubs, den die Zinswende der Branche beschert hat. Jene der gut 350 Sparkassen sowie der Regionalverbände, die bereits Zahlen für 2023 vorgelegt haben, können deshalb allesamt mit Rekordgewinnen glänzen, so die Sparkassenverbände Hessen-Thüringen, Westfalen-Lippe, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Ostdeutschland. Dabei sehen sich viele Sparkassen dem Vorwurf ausgesetzt, ihr Zinsergebnis auf Kosten der Kundschaft aufzumotzen, da Einlagenzinsen nicht in gebührendem Maße weitergegeben würden. Abgesehen von kräftig gestiegenen Zinsüberschüssen dürften Zuschreibungen das Bewertungsergebnis aufhübschen, wie auch bei den bisherigen Zahlenvorlagen der Sparkassen zu besichtigen war.
Denn 2022 waren im öffentlich-rechtlichen Sektor Abschreibungen in Höhe von 8 Mrd. Euro fällig geworden, weil im Zuge der rapiden Zinswende die Kurse der im Eigenbestand gehaltenen festverzinslichen Wertpapiere abgerutscht waren. Das dicke Minus hatte das Betriebsergebnis nach Bewertung um fast 40% auf 3,7 Mrd. Euro bröckeln lassen. Die Sparkassen werden nicht müde zu betonen, dass es sich um temporäre Abschreibungen handele, die im Zeitablauf durch Wertkorrekturen wettgemacht werden, wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten werden.
Reuter schwört auf höheren Marktanteil ein
In seiner ersten Bilanzpressekonferenz als oberster Sparkassen-Präsident wird Ulrich Reuter gegebenenfalls genauer auf die neue Geschäftsstrategie für die S-Finanzgruppe eingehen, die bislang nur in Grundzügen bekannt ist. Der seit 1. Januar amtierende Nachfolger von Helmut Schleweis schwört die Gruppe darauf ein, Marktanteile hinzuzugewinnen, die Kundenzufriedenheit zu verbessern und bei aller Kostendisziplin zukunftsträchtige Investitionen nicht zu vernachlässigen. Das von seinem Vorgänger propagierte Sparkassen-Zentralinstitut spielt keine Rolle mehr.
Mehrere Zahlenvorlagen
Neben dem Spitzenverband der Sparkassen legen nächste Woche die Landesbanken Helaba (14. März) und Nord/LB (15. März) sowie am Mittwoch die Verbände Bayern und Rheinland-Pfalz Jahreszahlen vor.
Helaba setzt Prognose herauf
Die Helaba steht aktuell doppelt im Blickpunkt. Zum einen wegen ihres Engagements in der insolventen Signa-Gruppe, das sich auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag belaufen soll, sowie im kriselnden US-Gewerbeimmobilienmarkt, zum anderen angesichts von Querelen mit Finanzaufsehern und -regulierern, ob die stillen Einlagen des Landes Hessen von 2 Mrd. Euro als hartes Kernkapital zu bewerten sind oder nicht. Was das 2023er Ergebnis angeht, so dürfte die Helaba gut abgeschnitten haben. Die Prognose hat sie heraufgesetzt, zuletzt auf ein Vorsteuerergebnis am oberen Rand der Spanne von 500 bis 700 Mill. Euro. 2022 hatte sie 633 Mill. Euro verdient.
Nord/LB stellt Ergebnis am Freitag vor
Die Nord/LB dürfte dann am Freitag infolge des Anstiegs der Marktzinsen seit der geldpolitischen Wende im Sommer 2022 das beste Geschäftsjahresergebnis seit Jahren vorlegen. Mit 195 Mill. Euro lag das Konzernergebnis nach den ersten neun Monaten 2023 bereits rund doppelt so hoch wie im gesamten vorherigen Geschäftsjahr (89 Mill. Euro).
Das Ergebnis zeige, „dass unser Geschäftsmodell trägt“, so Vorstandschef Jörg Frischholz Ende November. Eine Bestätigung ihres Kurses erhielt die Nord/LB vor wenigen Wochen durch Anhebung des Stand-alone-Ratings bei Fitch. Das mehrheitlich vom Land Niedersachsen getragene Institut könnte in der nächsten Woche auch eine Bilanz zum Transformationsprogramm „Nord/LB 2024“ ziehen, das mit einem Rückzug aus der Schiffsfinanzierung und einem Schrumpfkurs unter anderem bei Bilanzsumme, Kosten und Stellenzahl einherging. Die Ausrichtung der Landesbank werde die Eigentümer allerdings weiterhin beschäftigen, so der stellvertretende Nord/LB-Aufsichtsratsvorsitzende und Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, Thomas Mang, vor wenigen Tagen. Ein langer Streit der Träger über Investitionen in eine moderne Banksteuerungs-IT wurde 2023 immerhin beigelegt.