Hohe Erwartungen an SAP
22. Juli
Hohe Erwartungen an SAP
An der Börse hat SAP das erste Halbjahr mit einem Aktienkursrekord beendet, am Montagabend legen die Walldorfer nun auch frische Geschäftszahlen per Ende Juni vor. Analysten sind im Vorfeld positiv gestimmt. Ein Fokus liegt derzeit auf Angeboten, die Unternehmen die digitale Transformation erleichtern sollen.
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
„Es ist kein Geheimnis, dass sich die tiefsten Taschen für Investitionen im Softwarebereich in den USA befinden“, hat SAP-CFO Dominik Asam im März im Interview der Börsen-Zeitung gesagt. Daher verbringe er „überproportional viel Zeit“ mit amerikanischen Investoren. Deren Stellenwert zeigt sich auch bei der Präsentation der neuen Finanzkennzahlen, die sich an einem US-Zeitplan orientiert. Nach deutscher Zeit kommen die Zahlen zum zweiten Quartal am späten Montagabend um 22 Uhr.
Unter Analysten sind die Erwartungen im Vorfeld hoch. Laut dem Informationsdienst Bloomberg stufen 21 Analysten die SAP-Aktie als Kauf ein, sieben sprechen sich für Halten aus, nur drei für einen Verkauf. Die britische Investmentbank Barclays erwartet „ein ermutigendes Quartal“. Auch die Bank of America bleibt bei SAP optimistisch für das Umsatz- und Ergebniswachstum. Goldman Sachs geht davon aus, dass die Umsätze der Walldorfer stark geblieben sind, auch wenn das Branchenumfeld insgesamt eher schwierig sei. Die UBS ist sogar der Meinung, die Walldorfer ragten aus der europäischen IT-Brache heraus und „machten sich ihr eigenes Wetter“.
Negative Signale von Wettbewerber Salesforce
Dabei kamen aus dem Branchenumfeld zuletzt nicht nur positive Signale. Wettbewerber Salesforce schickte Ende Mai mit einer schwachen Wachstumsprognose die eigene Aktie auf Talfahrt, auch die Papiere von SAP und anderen Wettbewerbern gaben nach. Doch bei SAP war der Rücksetzer von kurzer Dauer. Ende Juni markierte das Papier bei mehr als 189 Euro einen von mehreren Rekordständen in diesem Jahr. Seit Jahresstart hat die Aktie um gut ein Drittel zugelegt und damit deutlich stärker gewonnen als der Dax, der in diesem Zeitraum auf ein Plus von rund 11% kommt.
Allerdings kann SAP nur erfolgreich sein, wenn die Kunden die Technologien auch nutzen und darin einen Mehrwert sehen. Dies zu befördern ist derzeit offenbar eines der großen Anliegen der Walldorfer. Im Bereich für „Business Transformation Management“, dessen Produkte den SAP-Kunden bei der digitalen Transformation helfen sollen, hat das Dax-Schwergewicht kürzlich mit Walk Me einen weiteren Zukauf verkündet. Für das Unternehmen, das operativ noch Verluste schreibt, zahlt SAP 1,5 Mrd. Dollar.
SAP will Kunden in die Cloud begleiten
SAP und Walk Me haben in der Vergangenheit bereits zusammengearbeitet, in einem Zusammenschluss sehen beide Seiten große Wachstumschancen. Walk Me ist darauf spezialisiert, Widersprüche oder Fehlerquellen in der Anwendungslandschaft von Unternehmen zu erkennen, und kann Nutzern zudem Hinweise geben, wenn sich bestimmte Arbeitsschritte automatisiert ausführen lassen. Im vergangenen Jahr kaufte SAP bereits Lean IX, deren Angebot Unternehmen zu mehr Transparenz über die IT-Landschaft verhelfen soll. Beide Lösungen führen im Idealfall dazu, dass die Kunden mehr aus der Software herausholen, die sie im Einsatz haben, und zufriedener sind – davon profitiert dann auch SAP.
Auch bei den eigenen Produkten setzt SAP auf unterstützende Maßnahmen: Den Weg der Kunden in die Cloud begleitet ein eigener Vorstandsbereich „Customer Services & Delivery“ unter Leitung von Thomas Saueressig. Dabei geht es insbesondere um Anwendungen mit künstlicher Intelligenz, die SAP über die Cloud ausspielt. Den Assistenten Joule will SAP bis zum Jahresende über die wichtigsten Anwendungen hinweg ausrollen. Seit dem vierten Quartal haben die Walldorfer nach eigenen Angaben bereits 50 KI-Innovationen entwickelt. Bis Ende 2024 will SAP 100 Anwendungsszenarien für künstliche Intelligenz im Angebot haben.