Coronakrise

IWF-Tagung im Zeichen von Corona

Eigentlich wird Washington Mitte April immer zum Mekka der globalen Finanz- und Wirtschaftselite. Dann treffen sich normalerweise die Finanzminister und Notenbankchefs der 189 Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der...

IWF-Tagung im Zeichen von Corona

Von Mark Schrörs, Frankfurt

Eigentlich wird Washington Mitte April immer zum Mekka der globalen Finanz- und Wirtschaftselite. Dann treffen sich normalerweise die Finanzminister und Notenbankchefs der 189 Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der US-Kapitale zur IWF-Frühjahrstagung – und mit ihnen unzählige Ökonomen, Finanzexperten und sonstige Beobachter aus aller Welt. Nächste Woche aber wird die Tagung – coronabedingt – erneut virtuell stattfinden. Inklusive der Herbsttagung im Oktober ist das bereits die dritte virtuelle IWF-Tagung in Folge.

Das Thema Corona wird – dazu gehört wenig Fantasie – auch die Beratungen der Ressortchefs und Zentralbanker dominieren, bei denen es immer vor allem um die Lage der Weltwirtschaft geht. Denn ebenjene Lage hängt aktuell wesentlich von der Pandemie ab. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat am Dienstag bei ihrer traditionellen Curtain-Raiser-Rede vor der Tagung be­reits den Ton gesetzt: Einerseits sei die Erholung sogar noch stärker als zu Jahresbeginn erwartet; der IWF wird deshalb seine Prognosen für das weltweite Wachstum aus dem Januar von 5,5% in diesem und 4,2% im nächsten Jahr noch einmal anheben. Andererseits ist aber auch die Unsicherheit weiter groß und die wirtschaftliche Erholung uneinheitlich.

Georgiewa hatte denn am Dienstag auch schon die zwei zentralen Botschaften parat, die der Fonds seinen Mitgliedsländern in der kommenden Woche immer wieder predigen dürfte: Zum einen ist es trotz besserer Prognosen zu früh, die Unterstützung der Wirtschaft bereits entschieden zurückzufahren. Auf 16 Bill. Dollar taxiert der IWF bislang allein die fiskalischen Hilfen weltweit in der Pandemie. Ohne diese Stütze wäre die Wirtschaft laut neuen IWF-Untersuchungen in der Pandemie dreimal stärker eingebrochen als ohnehin schon. 2020 hatte das Minus laut Fonds bei 3,5% gelegen. Zum anderen gelte es vor allem bei den Impfungen „alles zu tun, was nötig ist“, um schnell Fortschritte zu erzielen – und das weltweit.

Interessant werden könnte die Debatte über die Wirtschaftspolitik in den USA. Dort erholt sich die Wirtschaft dank der Konjunkturhilfen der neuen Administration unter Präsident Joe Biden stärker als erwartet. Gerade erst ist das 1,9 Bill. Dollar schwere Konjunkturprogramm verabschiedet, da läuft bereits eine Debatte über ein 3-Bill.-Dollar-Infrastrukturprogramm. Der IWF sieht die USA neben China als zentrale Konjunkturlokomotive. Andererseits be­fürchtet der Fonds, dass die rasche US-Erholung zu steigenden Zinsen und weltweit zu steigenden Finanzierungskosten führen könnte.

Eine zentrale Rolle spielen die USA aber auch für den Fonds selbst: Während Donald Trump den IWF kritisch sah, scheint die neue Administration aufgeschlossener. So steht eine Kapitalspritze für den Fonds in Höhe von 650 Mrd. Dollar über eine neue Zuteilung von sogenannten IWF-Sonderziehungsrechten im Raum. Dadurch soll das globale Finanzsicherheitsnetz weiter gestärkt werden.

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