Autoindustrie

Porsche vor dem Gang an die Börse

Der Sportwagenbauer Porsche steht ungeachtet des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Folgen für Wirtschaft und Finanzmärkte vor dem Gang an die Börse. Das Investoreninteresse ist offenbar groß.

Porsche vor dem Gang an die Börse

Von Carsten Steevens, Hamburg

Am Donnerstag kommender Woche wird Porsche-Chef Oliver Blume, wenn die Weltlage und die Verwerfungen an den Kapitalmärkten die Pläne nicht durchkreuzen, die Erstnotiz des Sportwagenbauers an der Frankfurter Börse feiern. Der Teilbörsengang der Volkswagen-Tochter – platziert werden sollen 25% des Vorzugsaktienkapitals – könnte trotz schlechter Marktstimmung, hoher Inflation, Zinsanstiegen und Rezessionsängsten funktionieren: Bei Investoren jedenfalls stößt die renditestarke Luxusmarke Porsche offenbar auf große Resonanz.

Bereits kurz nach Beginn der Zeichnungsfrist am Dienstag waren die Orderbücher nach Angaben involvierter Banken „über die gesamte Preisspanne hinweg vielfach überzeichnet“. Die insgesamt rund 113,9 Millionen Porsche-Vorzugsaktien, die in einer Spanne von 76,50 bis 82,50 Euro je Papier angeboten werden, können institutionelle Investoren, aber in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und Spanien auch Privatanleger zeichnen. Für knapp 40% des zur Platzierung anstehenden Aktienkapitals erhielt Volkswagen im Voraus Zusagen von vier sogenannten „Corner­stone“-Investoren. Allein der VW-Großaktionär Katar verpflichtete sich laut dem Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen, einen Anteil von 4,99% zu beziehen, wofür auf Basis der Preisspanne 1,74 bis 1,88 Mrd. Euro zu zahlen wären.

Der gesamte Bruttoemissionserlös aus der Platzierung der Vorzugsaktien für den Handel an der Frankfurter Börse wird einschließlich möglicher Mehrzuteilungen auf 8,71 bis 9,39 Mrd. Euro taxiert. Damit könnte der Börsengang von Porsche in einem bislang sehr schwachen Jahr für Börsengänge der größte in Deutschland nach dem IPO der Deutschen Telekom im Jahr 1996 werden.

Insgesamt könnten Volkswagen 18,1 bis 19,5 Mrd. Euro zufließen. Neben dem Börsengang und der Platzierung stimmrechtsloser Vorzugsaktien erwirbt die Porsche Automobil Holding SE, über die die Familie Porsche/Piëch rund 53,3% der stimmberechtigten Stammaktien sowie einen Anteil von rund 31,9% am Grundkapital von VW hält, 25% plus eine der stimmberechtigten Stammaktien der Porsche AG von Volkswagen. Für den Erwerb dieses Sperrminoritätsanteils wird auf Basis des endgültigen Angebotspreises für die Vorzugsaktien mit einem Bruttoerlös zwischen 9,36 und 10,1 Mrd. Euro kalkuliert. Vorgesehen ist abhängig vom Platzierungspreis der Vorzugsaktien eine Prämie von 7,5%.

Den Geldzufluss will VW neben einer Sonderdividende für die Aktionäre in Höhe von 49% der Bruttogesamterlöse aus der Platzierung der Porsche-Vorzüge und dem Stammaktienverkauf verwenden, um den Umbau in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung zu forcieren.