Siemens startet verhalten
8. Februar
Siemens startet verhalten
Ein Fehlstart gilt als ärgerlich. So gesehen wird mancher die Siemens-Zahlen des ersten Quartals mit hochgezogenen Augenbrauen betrachten. Doch wenn Vorstandschef Roland Busch und Finanzvorstand Ralf Thomas den Geschäftsverlauf vorstellen, wird der Kapitalmarkt voraussichtlich nicht überrascht sein.
Von Michael Flämig, München
Siemens wird am Donnerstag, 8. Februar, einen gedämpften Geschäftsjahresbeginn präsentieren. Dies hatten Vorstandsvorsitzender Roland Busch und Finanzvorstand Ralf Thomas bereits in der Jahrespressekonferenz vor zweieinhalb Monaten skizziert. Traditionell steht Anfang Februar aber ebenfalls die mittel- und langfristige Entwicklung im Mittelpunkt, denn der Konzern ruft die Aktionäre am Tag der Quartalsergebnisse auch zur Hauptversammlung.
Die Quellen des Wachstums
Anstelle des Aufsichtsratsvorsitzenden Jim Hagemann Snabe, der sich nach Unternehmensangaben von einer Beinverletzung erholt, wird der stellvertretende Vorsitzende Werner Brandt die ausschließlich virtuell stattfindende Versammlung leiten. Die Diskussion bei dem Aktionärstreffen würde sicherlich anders laufen, wenn Siemens in den vergangenen Wochen einen großen Zukauf gemeldet hätte. Immerhin hatte Busch im November erklärt, der Konzern könne sich auch eine größere Akquisition vorstellen – Software stehe grundsätzlich im Fokus. Doch mittlerweile ging der Simulationssoftware-Anbieter Ansys an Synopsys, einen Spezialisten von Programmen für Chipdesigner. Der Kaufpreis von 35 Mrd. Dollar für eine Firma mit einem Umsatz von gut 2 Mrd. Euro wäre für Siemens-Aktionäre sicherlich schwer verdaulich gewesen.
Organisches Wachstum dagegen scheint gesichert zu sein. Immerhin sind die Münchner mit einem Rekordauftragsbestand von 111 Mrd. Euro in das Geschäftsjahr gestartet. Busch hatte aber bereits gewarnt, dass die Kunden und Distributoren ihre Lagerbestände insbesondere in China in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres abbauen würden. Kurz: Der Start in den Turnus ist verhalten.
Trotzdem rechnen die knapp 20 vom Konzern befragten Analysten im Schnitt damit, dass der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 6% auf 18,6 Mrd. Euro gestiegen ist. Das operative Ergebnis – erstmals wird das Unternehmen Innomotics eigenständig außerhalb der Sparte Digital Industries dargestellt – stagniert demnach bei rund 2,65 Mrd. Euro.
Zwei Gesichter
Das erste Quartal wird durch eine Zweispaltung gekennzeichnet sein. Positiv stechen zwei Sparten heraus: Smart Infrastructure soll früheren Angaben von Thomas zufolge im ersten Quartal ein vergleichbares Umsatzwachstum am oberen Ende des Jahres-Zielkorridors von 7 bis 10% erreichen bei guter Marge, und Mobility wird beim Umsatz und Ergebnis im Korridor erwartet. Dagegen rechnen die Vorstände für Digital Industries mit einem Übergangsjahr: Nach drei Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten schlägt demnach der Lagerabbau durch. Die Analysten erwarten ein Umsatzplus im Startquartal von nur 0,7%.
Die Luft raus ist dagegen bei Siemens Energy, denn der Konzern hat Eckzahlen schon am 24. Januar veröffentlicht. Er warnte allerdings davor, den guten Geschäftsverlauf überzubewerten. Im Anlagengeschäft seien Schwankungen der Planung zwischen den Quartalen nicht auszuschließen. Die endgültigen Ergebnisse folgen am Mittwoch, 7. Februar.