Gasimporteur

Uniper wehrt Herabstufung vorerst ab

Dank des mit heißer Nadel gestrickten Rettungspakets für Uniper ist es gelungen, eine Herabstufung der Bonitätsnote zu verhindern – zumindest fürs Erste.

Uniper wehrt Herabstufung vorerst ab

Von Annette Becker, Düsseldorf

Die Erleichterung in der Konzernzentrale von Uniper dürfte Ende Juli riesengroß gewesen sein. Am 29. Juli nahm die Ratingagentur Standard & Poor’s Deutschlands größten Gasimporteur von der Beobachtungsliste und bestätigte das Investment-Grade-Rating des angeschlagenen Versorgers. Mit „BBB−“ samt negativem Ausblick ist es zwar nicht mehr weit zum Ramschniveau, doch die Herabstufung hätte Uniper in noch größere Nöte gebracht.

Vorausgegangen war der Ratingaktion ein milliardenschweres Rettungspaket, das die Bundesregierung in Absprache mit Uniper und deren Mehrheitsaktionärin, der finnischen Fortum, eine Woche zuvor geschnürt hatte. In Summe stellt die Bundesrepublik 15 Mrd. Euro in Form von Eigen-, Hybrid- und Fremdkapital zur Verfügung.

Bis das frische Eigenkapital in der Uniper-Kasse ankommt, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Denn zum einen bedarf das Paket der beihilferechtlichen Genehmigung durch die EU-Kommission. Zum anderen muss die Kapitalerhöhung, in deren Rahmen sich der Staat an dem Versorger mit 30 % beteiligt, noch von der Hauptversammlung abgesegnet werden. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse – Fortum hält knapp 80% an Uniper – ist die Zustimmung zwar gesichert. Doch damit das Geld fließen kann, muss das Votum der Aktionäre eingeholt werden. Bis dahin soll die auf 9 Mrd. Euro aufgestockte Kreditlinie der KfW dafür sorgen, dass Uniper das Geld nicht ausgeht.

Die hohen Verluste, die Uniper an die Schwelle des Ramschniveaus geführt haben, sind Ergebnis der gedrosselten Gaslieferungen aus der Pipeline Nord Stream 1. Mitte Juni wurde die Menge zunächst um 60 % gekürzt, inzwischen fließen nur noch 20 % der vereinbarten Menge durch die Pipeline. Da Uniper selbst langfristige Lieferverträge abgeschlossen hat, muss der Konzern das fehlende Gas am Spotmarkt zu deutlich höheren Preisen nachkaufen. Dadurch verbrennt Uniper täglich einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag. Mit der Gasumlage, die zum 1. Oktober eingeführt werden soll, soll sich das künftig ändern. Dann sollen die Gasimporteure 90 % ihrer Mehrkosten bei der Ersatzbeschaffung an alle Gasverbraucher weiterreichen dürfen. Die hierfür erforderliche Verordnung ist dieser Tage in Kraft getreten.

Als sei das nicht schon genug, kommt nun erschwerend das Niedrigwasser im Rhein dazu, das Uniper zur Drosselung der Stromproduktion zwingen könnte. Denn die Kraftwerkskohle wird über den Rhein transportiert, bei Niedrigwasser droht ein Versorgungsengpass. Wenn Uniper am 17. August den Zwischenbericht vorlegt, wird das ganze Ausmaß der Verwerfung noch nicht zu sehen sein. Dennoch ist Uniper die Aufmerksamkeit des Kapitalmarkts gewiss. Insbesondere der Nachtragsbericht dürfte viele Leser finden.