Notenbanken

Geldpolitische Wende nimmt Gestalt an

Die geldpolitische Wende weg von dem ultralockeren Kurs aus der Coronakrise nimmt weltweit zunehmend Gestalt an. Hintergrund ist nicht zuletzt die unerwartet stark gestiegene Inflation.

Geldpolitische Wende nimmt Gestalt an

ms/rec Frankfurt

Die geldpolitische Wende weg von dem ultralockeren Kurs aus der Coronakrise nimmt weltweit zunehmend Gestalt an. Nachdem die US-Notenbank Fed am Mittwochabend eine baldige Drosselung ihrer billionenschweren Anleihekäufe avisiert und Spekulationen über eine erste Zinserhöhung schon 2022 geschürt hatte, hob die norwegische Zentralbank am Donnerstag als erste Notenbank eines führenden Industrielandes seit Ausbruch der Pandemie ihren Leitzins an. Auch von der Bank of England kamen Töne in Richtung einer schnelleren Straffung, einschließlich der Möglichkeit einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr. Zuvor hatte die brasilianische Zentralbank ihren Schlüsselsatz erneut um 100 Basispunkte erhöht.

In der Corona-Pandemie haben die Zentralbanken weltweit zu beispiellosen Maßnahmen gegriffen und so dazu beigetragen, eine noch stärkere Rezession zu verhindern. Inzwischen erholt sich die Weltwirtschaft, und zugleich hat die Inflation unerwartet stark angezogen. Das hat eine Debatte über einen geldpolitischen Kurswechsel losgetreten. Zugleich gibt es aber Sorgen, dass eine zu frühe Wende den Aufschwung abwürgt.

Am Mittwochabend stellte nun die Fed in Aussicht, noch in diesem Jahr mit einer Drosselung ihrer Anleihekäufe zu beginnen und diese bis Mitte 2022 abzuschließen. Im November scheint mit einem entsprechenden Beschluss zu rechnen zu sein. Zugleich erwartet nun die Hälfte der US-Notenbanker eine erste Zinserhöhung im kommenden Jahr.

Die Notenbank von Norwegen erhöhte ihren Leitzins am Donnerstag von 0 auf 0,25% und stellte für Dezember eine weitere Erhöhung in Aussicht. Zur Begründung verwies sie auf die Normalisierung der Wirtschaft. Und auch die Bank of England betonte, dass die Erholung so weit fortgeschritten sei, dass man in den kommenden Monaten eine Straffung der Geldpolitik erwägen könne.

Für eine Überraschung sorgte die türkische Zentralbank, indem sie trotz hoher Inflation ihren Leitzins um 100 Punkte auf 18,0% senkte.

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