Adidas reüssiert im China-Geschäft

DZ Bank rät zum Kauf der Aktie - Hugo Boss gilt ebenfalls als attraktiv - Verkaufsempfehlung für Metro

Adidas reüssiert im China-Geschäft

China spielt für die globalen Branchen Handel und Konsumgüter eine immer größere Rolle. Die DZ Bank hat daher deutsche börsennotierte Unternehmen aus diesen Bereichen im Hinblick auf ihr China-Engagement untersucht. Favorit ist dabei Adidas. Zum Kauf wird allerdings auch bei Hugo Boss geraten. ku Frankfurt – Die Bedeutung Chinas als Wachstumsmarkt hat für die Unternehmen der Handels- und Konsumgüterbranche nach Ansicht der Analysten der DZ Bank in den vergangenen Jahren stark zugenommen. In einer jetzt vorgelegten Studie untersuchen die Anlageexperten der Bank daher börsennotierte Konzerne aus der Konsumgüterbranche vor allem mit Blick auf ihre China-Engagements. Top-Empfehlung bleibt dabei die Aktie des Sportartikelherstellers Adidas. Hugo Boss hat die DZ Bank von “Halten” auf “Kaufen” hochgestuft, während das Anlageurteil bei Henkel von “Kaufen” auf “Halten” gesenkt worden ist. Bei Metro sowie Symrise wird zum Verkauf geraten. Bei Metro wögen der Gegenwind im Russlandgeschäft und die Ertragsschwäche bei Real gegenwärtig schwerer als die angekündigte Trennung von Real und der Einstieg eines neuen strategischen Investors. Symrise halten die Analysten auf dem aktuellen Kursniveau für überbewertet. Mutige PrognoseKorrespondierend mit der starken Wachstumsdynamik der chinesischen Volkswirtschaft in den vergangenen Jahren habe der Markt des Landes in seiner Bedeutung als Wachstumstreiber für Handelsunternehmen und Konsumgüterhersteller weiter zugenommen. Dabei kommen die Analysten zu dem Ergebnis, dass die Umsatz- und Ergebnisanteile des China-Geschäfts bei Beiersdorf, Henkel, Hugo Boss, Metro und Symrise nahezu konstant geblieben seien. Demgegenüber habe sich der entsprechende Umsatzanteil bei Adidas spürbar erhöht. Dies sei vor dem Hintergrund zu sehen, dass unter allen Konsumsegmenten die mit Abstand größte Wachstumsdynamik in den kommenden fünf Jahren in der chinesischen Sportartikelindustrie zu erwarten sei. So habe das Puma-Management im Rahmen des Investorentags der Gesellschaft im Frühjahr 2018 eine mutige, aber nachvollziehbare Prognose bezüglich des zu erwartenden Wachstums auf dem chinesischen Sportartikelmarkt in den kommenden fünf Jahren abgegeben. Das Puma-Management erwarte, dass dieser Markt bis zum Jahr 2020 jährliche Wachstumsraten von 16 % aufweisen werde und bis zum Jahr 2023 zum größten regionalen Markt der Welt aufsteigt. Damit werde er Nordamerika in seiner bis dato führenden Rolle ablösen.Dementsprechend kompensiere die Sonderkonjunktur im China-Geschäft bei Adidas und Puma zum großen Teil den kräftigen Gegenwind in den Emerging Markets. Bei Beiersdorf, Henkel und Symrise spielen die Emerging Markets in der jeweiligen Wachstumsstrategie eine ebenso große Rolle wie bei Adidas und Puma. Da diese Unternehmen aktuell aber keine vergleichbare Sonderkonjunktur in Teilbereichen des internationalen Geschäfts verzeichneten, wirke hier der aktuelle Gegenwind in den Emerging Markets vergleichsweise stärker.Die Bandbreite des China-Engagements der untersuchten Unternehmen ist groß: Während Adidas auf einen Umsatzanteil von 18 % und einen Ergebnisanteil von 30 % kommt, sind es bei Beiersdorf am anderen Ende der Spanne lediglich 6 % der Erlöse und 5 % des Gewinns. Allerdings gebe es bei Adidas eine gewisse Verzerrung der Zahlen hinsichtlich des Ergebnisanteils des chinesischen Marktes, weil im Reich der Mitte keine nennenswerten Beträge im Sponsoring von Top-Athleten anfielen. In Europa und in Nordamerika sei die Situation ganz anders, weil dort immense Summen für das Sponsoring von weltbekannten Spitzensportlern aufgewendet würden.Die Analysten der DZ Bank haben ihre Kaufempfehlung für die Aktie von Adidas bestätigt. Den fairen Wert des Titels sehen sie unverändert bei 243 Euro, bei einem aktuellen Kurs von 206,50 Euro. Als zweitgrößter Sportartikelhersteller der Welt basiere das Geschäftsmodell auf einem sehr hohen Produktionsanteil in Asien und sei stark marketingorientiert. Mit einer operativen Marge von 35,4 % sei China im vergangenen Jahr die mit Abstand profitabelste Region im Konzern gewesen. Daran werde sich im laufenden Geschäftsjahr 2018 kaum etwas ändern. Das Management habe sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 eine Gewinnmarge auf Basis des Ergebnisses vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 11,5 % zu erreichen. Nach heutigem Kenntnisstand halten die Analysten dieses Ziel für realistisch und erreichbar. Wachstumsträger bis zum Jahr 2020 seien weiterhin die Regionen Asien und Nordamerika sowie das Online-Geschäft.Im Zuge eines zu verzeichnenden Sport-Booms in China habe sich der Mix von Produkten im Bereich Sports Lifestyle und Sports Performance mehr in Richtung Performance verschoben. Damit passten sich die Marktgegebenheiten in China immer mehr den europäischen und nordamerikanischen Märkten an. Als Belastungsfaktor in China wirkten die seit Jahren steigenden Lohnkosten bei den Lieferanten. Sollten die Umsätze in China auf Yuan-Basis weiterhin stärker als die Lohnkosten wachsen, sei eine solche Entwicklung gut verkraftbar. Von möglichen amerikanischen Importzöllen auf Sportschuhe und Textilien, die in China produziert werden, wäre Adidas kaum betroffen, da der Konzern in China hauptsächlich für den lokalen Markt produziert. Die USA und andere Länder würden vor allem aus Vietnam und Indonesien beliefert. Für das laufende Jahr erwarten die Analysten bei Adidas ein Ergebnis je Aktie von 8,06 Euro nach 6,61 Euro im abgelaufenen Turnus. 2019 sollen 9,44 Euro erzielt werden und 2020 dann 10,76 Euro.Für Beiersdorf bestätigen die Analysten ihre Einstufung mit “Halten” und das Kursziel von 96 Euro, wobei die Aktie aktuell an der Börse für 91,76 Euro zu haben ist. Im China-Geschäft mit Haut- und Haarpflegeprodukten sei neben einer guten Konsumentenstimmung und innovativen Produkten der Ausbau der E-Commerce-Aktivitäten ein wesentlicher Wachstumstreiber. Für das Geschäft der Sparte Tesa sei die Kundennachfrage aus der Elektronik- und Automobilindustrie der wichtigste Einflussfaktor. Im Vergleich mit dem Unternehmensbereich Consumer weise Tesa deswegen eine vergleichsweise hohe Konjunkturabhängigkeit auf. Generell sei Beiersdorf mit den Kernmarken Nivea, Eucerin und La Prairie gut positioniert. Im Unternehmensbereich Consumer rechnen die Analysten weiterhin mit einem Wachstum oberhalb der Entwicklung auf dem relevanten Hautpflegemarkt. Optimistisch stimmten der Ausbau der Geschäftsaktivitäten in Schwellenländern sowie die fortschreitende Digitalisierung des Geschäftsmodells. Besonders positiv bewertet wird in diesem Zusammenhang die Kooperation mit den chinesischen Online-Plattformen JD.com, Alibaba und Netease Koala. Kritisch sehen die Experten der Bank allerdings die Passivität bei Zukäufen im Unternehmensbereich Consumer sowie die zurückhaltende Dividendenpolitik. Für das laufende Jahr wird ein Ergebnis je Aktie von 3,42 Euro erwartet, das sich mit 2,96 Euro für 2017 vergleicht. Im kommenden Jahr soll der Gewinn je Aktie dann auf 3,68 Euro gesteigert werden und 2020 auf 3,95 Euro.Die Henkel-Aktie wird von “Kaufen” auf “Halten” heruntergestuft. Den fairen Wert sehen die Analysten jetzt bei 105 Euro nach zuvor 122 Euro. Der aktuelle Börsenkurs liegt bei 96,48 Euro. Henkel sei Weltmarktführer bei Klebstoffen mit einem Anteil am Konzernumsatz von rund 47 % und verfüge über eine sehr gute Marktposition bei Waschmitteln mit einem Umsatzanteil von 32 %. Der Bereich Beauty Care mit einem Umsatzanteil von rund 21 % verfüge aber nur in einzelnen Segmenten über sehr gute Marktpositionen. In den vergangenen Jahren habe Henkel ein stark über durchschnittliches Umsatzwachstum in den Emerging Markets mit einem Umsatzanteil von inzwischen 44 % erreicht.Im ersten Halbjahr 2018 habe der Umsatzanteil des China-Geschäfts nach Schätzungen der Analysten bei rund 8 % und der Anteil am Konzern-Ebit bei rund 9 % gelegen. Im ersten Halbjahr 2018 habe Henkel einen sehr kräftigen Gegenwind von der Währungsseite verspürt. Dieser werde im zweiten Halbjahr wohl etwas nachlassen. Bezogen auf das unbereinigte Konzern-Nettoergebnis rechnet die DZ Bank mit einem Rückgang um rund 7 % auf 2,34 Mrd. Euro, wobei negative Währungseffekte, gegenüber dem Vorjahr moderat gestiegene Preise für Rohstoffe, Verpackungen, bezogene Waren und Dienstleistungen sowie Sonderaufwendungen dabei eine wesentliche Rolle gespielt hätten. Das Ergebnis je Aktie soll 2018 auf 6,13 Euro steigen, nach 5,84 Euro im vergangenen Turnus. Für 2019 werden 6,39 Euro erwartet und für 2020 dann 6,59 Euro.Die Aktie von Hugo Boss ist den Analysten jetzt einen Kauf wert, nachdem sie bislang nur zum Halten des Titels geraten hatten. Das Kursziel sehen sie unverändert bei 69 Euro, bei einem aktuellen Preis der Aktie an der Börse von 64,30 Euro. Die Analysten schätzen den China-Anteil am Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2018 auf gut 9 % und am Konzernergebnis auf rund 8 %. Die Geschäftstätigkeit in China werde stark vom eigenen Einzelhandel dominiert. Kräftig steigende Kosten in China limitierten dabei die Margenperspektiven. Bei Hugo Boss gebe es vergleichsweise hohe Brexit-Risiken mit einem Anteil des britischen Geschäfts von 11 %. Diese sind nach Einschätzung der Analysten allerdings ausreichend im aktuellen Kursniveau reflektiert. Der Gewinn je Aktie soll im laufenden Turnus 3,53 Euro betragen, nach 3,35 Euro im vergangenen Jahr. Für 2019 werden 3,87 Euro erwartet und für 2020 dann 4,21 Euro.Hinsichtlich der Metro-Aktie wird weiterhin zum Verkauf geraten. Der faire Wert von unverändert 11,80 Euro liegt deutlich unter dem aktuellen Kursniveau von 13,77 Euro. Nach der Abspaltung von Ceconomy bestehe der Konzern im Wesentlichen aus den Vertriebslinien Metro/Makro Cash & Carry sowie Real. Während Metro/Makro Cash & Carry weltweit im Selbstbedienungsgroßhandel aktiv sei, fokussieren sich das Hypermarkt-Geschäft von Real auf Deutschland. Der China-Anteil an den Erlösen wird auf 7 % geschätzt, der Anteil am Ebit auf rund 6 %. Metro unterhalte in China aktuell 93 Cash-&-Carry-Märkte, die sich überwiegend in der Umgebung von Peking und Shanghai befänden. Metro bediene in China rund 220 000 Hotels, Restaurants, Kantinen und Foodservice-Unternehmen. Von großer Bedeutung im Online-Geschäft sei die Zusammenarbeit mit Alibaba. Kritisch sehen die Analysten nicht das China-Geschäft, sondern die Aktivitäten in Russland. Dort gebe es kräftigen Gegenwind, der auch im zweiten Halbjahr 2018 anhalte. Im Geschäftsjahr 2017/18 soll der Gewinn die Aktie von zuvor 1,55 Euro auf 1,02 Euro zurückgehen. Für 2018/19 wird allerdings eine Erholung auf 1,13 Euro und für 2019/20 auf 1,25 Euro avisiert. Franchise-ModellIm Gegensatz zu Adidas können sich die Analysten für den Wettbewerber Puma nur zu einem “Halten”-Urteil durchringen. Als Kursziel betrachten sie unverändert 460 Euro als angemessen, bei einem aktuellen Kurs von 459,50 Euro. Der Puma-Konzern veröffentlicht zwar keine gesonderten Zahlen zum China-Geschäft, dessen Anteil am Umsatz und Ergebnis wird von den Analysten jedoch auf “deutlich mehr als 10 %” geschätzt. Der Großteil der Aktivitäten in China geht auf Partner im dortigen Einzelhandelsgeschäft zurück, die Monolabel Stores der Marke Puma als Franchisepartner unterhielten. Dank höherer Produktivitätsraten hätten die Einzelhandelspartner in China 2017 nicht nur erneut mehr als 200 Puma-Geschäfte eröffnet, sondern auch die durchschnittliche Fläche ihrer Geschäfte vergrößert. Hierzu zähle auch die Eröffnung von Flagship-Stores.Insgesamt verzeichnet das E-Commerce-Geschäft in China sowohl im zurückliegenden Geschäftsjahr als auch in den ersten sechs Monaten 2018 beeindruckende Wachstumsraten, an denen Puma sehr partizipiere. Der chinesische Markt werde voraussichtlich auch in den kommenden Jahren weit überdurchschnittlich zu dem vom Management erwarteten kräftigen Ergebniswachstum beitragen. Für 2018 geht die DZ Bank von einem Ergebnis je Aktie von 12,66 Euro aus, nach 9,09 Euro für 2017. Für das kommende Jahr wird ein Gewinn von 15,98 Euro erwartet und 2020 von 19,81 Euro. Perspektiven eingepreistBeim Aromenhersteller Symrise bleiben die Analysten bei ihrer Verkaufsempfehlung, wobei der Fair Value von 66 Euro auf 60 Euro reduziert wird. Aktuell notiert der Titel an der Börse mit 74,70 Euro. Den China-Anteil schätzen die Analysten sowohl beim Ergebnis als auch beim Ebit auf rund 6 %. Die für Symrise relevanten Megatrends wie Urbanisierung, Schönheit und Pflege, Gesundheit und Wohlbefinden seien intakt und würden bis zum Jahr 2020 ein jährliches Marktwachstum von rund 6 % ermöglichen. Sollte es in China jedoch zu einer deutlichen Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Dynamik kommen, werde sich Symrise dieser insbesondere im Segment Scent & Care nicht vollständig entziehen können. Aufgrund des differenzierten Produktportfolios und der laufenden Kapazitätserweiterungen werde Symrise über das Jahr 2020 hinaus schneller wachsen als der Markt. Allerdings seien die guten Wachstumsperspektiven aktuell mehr als eingepreist. Als wesentliche Abwärtsrisiken seien die anhaltend hohen Rohstoffpreise zu betrachten, die die Profitabilität länger als erwartet belasten könnten. Zudem sehen die Analysten erhöhte Risiken für eine nachlassende Dynamik in den Schwellenländern.