Von Werner Rüppel, Frankfurt

Im September steht die größte Neuordnung in der Dax-Geschichte an. Denn dann wird der deutsche Leit­index von 30 auf 40 Titel erweitert. Mit anderen Worten: Es gibt in diesem Jahr gleich zehn Aufsteiger in die erste Liga. Die meisten davon werden aus dem MDax kommen, doch könnte auch mit Porsche-Vorzügen ein Wert in den Dax kommen, der bisher nicht dem MDax angehört.

In der Vergangenheit haben die Aufsteiger in den Dax bereits vor dem Aufstieg in die erste Liga im Durchschnitt überdurchschnittlich zugelegt. Wobei die Outperformance durchaus mehrere Prozentpunkte ausgemacht hat. Sind Aktien dann im Dax angelangt, war zumindest im Durchschnitt cum grano salis keine Outperformance mehr festzustellen. Zum Teil kam es gar zu einer unterdurchschnittlichen Kursentwicklung. Folglich gilt es für Investoren, in die Aufsteigerwerte bereits frühzeitig einzusteigen, bevor diese dann im Dax40 enthalten sind. Dies wissen übrigens auch die Emittenten von strukturierten Produkten. So hat das Bankhaus Vontobel ein „Germany’s next 10“-Zertifikat aufgelegt, das zwölf potenzielle Newcomer für den Dax enthält. Dies sind übrigens elf MDax-Titel wie u.a. Airbus, Zalando, Symrise & Co. und eben die im General Standard notierenden Porsche-Vorzüge.

Auch der MDax hat, so wie es ausschaut, schon reagiert. Seit die Deutsche Börse die Erweiterung des Dax auf 40 Titel am 24. November angekündigt hat, hat der MDax klar zugelegt und den Dax markant outperformt (vergleiche dazu auch den Chart oben). Schließlich kommen wohl neun oder zehn der zehn Aufsteiger aus dem MDax. Diese Sondersituation sollte den Mid-Cap-Index weiter befördern. Auch in den kommenden Monaten sollte dieser Schub anhalten. Insofern sind Investments in den MDax, zum Beispiel über entsprechende ETFs, derzeit besonders chancenreich.

Doch welche Aktien dürften nun im September in den Dax aufsteigen? Eine gute Indikation liefert die von der Deutschen Börsen veröffentlichte Rangliste der Dax-Mitglieder gemäß ihrer Free-Float-Marktkapitalisierung per Ende Januar. Denn gemäß dem ab September gültigen Regelwerk zählt nur noch die Marktkapitalisierung für die Indexzugehörigkeit und den Rang. Der Börsenumsatz wird nur insofern berücksichtigt, als Indexmitglieder eine bestimmte Mindestliquidität aufweisen müssen.

Ganz so einfach ist die Sache dann aber doch nicht. Denn die Deutsche Börse hat außerdem zusätzliche Qualitätsanforderungen eingeführt. Zudem ist es nicht mehr notwendig, dass eine Aktie dem Prime Standard der Deutschen Börse angehört, um in der Dax-Indexfamilie berücksichtigt zu werden. Dies eröffnet nun Porsche-Vorzügen zumindest die Möglichkeit, in den Dax (oder den MDax) zu gelangen.

Porsche-Vorzüge würden nun mit ihrer Marktkapitalisierung auf Platz 38 der Dax-Rangliste stehen. Folglich wären sie nach aktuellem Stand ab September dann im Dax, sofern das Unternehmen die Qualitätsanforderungen erfüllt. Porsche ist profitabel und verfügt auch über einen Prüfungsausschuss, das passt. Allerdings müssen ab März alle Unternehmen in den Dax-Auswahlindizes testierte Geschäftsberichte und vierteljährliche Quartalsmitteilungen veröffentlichen. Hier steckt natürlich der Teufel im Detail. Porsche veröffentlicht testierte Geschäftsberichte und auch vierteljährliche Quartalsmitteilungen. Doch genügen diese auch vollumfänglich den Anforderungen der Deutschen Börse?

Durch den Wegfall des Umsatzkriteriums wird Airbus nicht nur zu einem Aufsteiger in den Dax, sondern auch zu einem richtigen Schwergewicht im deutschen Leit­index werden. Nur stimmt bei Airbus überhaupt die Profitabilität? Schließlich verlangt die Deutsche Börse seit Dezember für alle Dax-Kandidaten vor Aufnahme in den Leitindex ein positives Ebitda in den zwei letzten Finanzberichten. Im Airbus-Geschäftsbericht wird ersichtlich, dass die Gesellschaft 2019 ein positives Ebitda erwirtschaftet hat (auch wenn der Gewinn der Aktie negativ ist). Passt also. Genauso wie auch bei Hellofresh, die 2019 auch ein positives Ebitda erzielt hat.

Sehr gute Chancen auf den Dax-Aufstieg haben gemäß der Rangliste insbesondere auch Titel wie Zalando, Symrise, Brenntag und Siemens Healthineers. Auch Sartorius-Vorzüge sollten es nach derzeitigem Stand in den Dax schaffen. Dax-Kandidaten sind auch Siemens Energy und Qiagen, aber nur wenn die Profitabilität gemäß den Richtlinien der Deutschen Börse dann auch für die letzten beiden Jahre vor dem Aufstieg gegeben ist.

Bis September kann sich natürlich in Sachen Marktkapitalisierung des Free Floats noch eine Menge tun. Daher lohnt auch der Blick auf die Aufstiegskandidaten, die sich aktuell nicht für den Dax qualifizieren würden, aber nahe daran sind. Ein Dax-Aufstieg könnte sich zudem auch ergeben, falls ein Titel mit größerer Marktkapitalisierung die neuen Qualitätskriterien nicht erfüllen würde. Wie auch die Tabelle zeigt, haben LEG Immobilien, Hannover Rück, Knorr-Bremse, Puma, Scout24 und Teamviewer durchaus noch Chancen auf einen Aufstieg in die erste Liga im September. Dies, zumal bei einem Softwaretitel wie Teamviewer hohe Kursgewinne in kurzer Zeit möglich sind. LEG Immobilien wäre sogar nach derzeitigem Stand bald im Dax, falls Porsche-Vorzüge aufgrund der Qualitätskriterien von der Börse nicht berücksichtigt werden.

Für die bisherigen Dax-Werte hat die Erweiterung einen Vorteil: Gemäß der aktuellen Rangliste bleiben sie alle drin.