Aktien und Rohstoffe sind im ersten Halbjahr gut gelaufen
Aktien und Rohstoffe laufen gut
Zinsen von Staatsanleihen gestiegen – Zinsstrukturkurve weiter invertiert
Die Halbjahresbilanz fällt für Aktien und für Rohstoffe aus Anlegersicht positiv aus. Europäische Aktien verzeichneten gemessen an Dax und Euro Stoxx 50 steigende Kurse. Renditen ließen sich auch in den USA und Japan erzielen. Die Anleihezinsen gaben nach, um dann wieder zuzulegen. Der Goldpreis stieg kräftig.
ku/kjo Frankfurt
Trotz zahlreicher geopolitischer Konflikte rund um den Globus, nach wie vor recht hoher Zinsen und für Europa und Deutschland die Belastungen aus dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen gegen Russland und zunehmend auch China: Für Anleger ist das erste Halbjahr 2024 in vielen Anlageklassen gar nicht schlecht gelaufen. Der Dax hat sich zwar von seinem Allzeithoch vom Mai von 18.892 Punkten wieder entfernt. Nach wie vor steht aber ein Anstieg von 9,5% zu Buche.
Die meisten Analysten sind auch für das zweite Halbjahr zumindest verhalten optimistisch. Sie gehen davon aus, dass die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank, die nun begonnen haben, ihre Wirkung auf die Märkte entfalten. Ein weiterer Grund für Optimismus besteht darin, dass viele Unternehmen aus dem Dax stark exportorientiert sind und damit auf die Geschäfte in der sich sehr schwach entwickelnden einheimischen Volkswirtschaft gar nicht mehr angewiesen sind.
Der Euro Stoxx 50 kommt im ersten Halbjahr auf einen Anstieg von 8,2%, der Dax schlägt sich im europäischen Umfeld also gar nicht schlecht. Als Enttäuschung hat sich der französische Aktienmarkt erwiesen, der sich gemessen am Leitindex CAC 40 zeitweilig um 6% nach oben gearbeitet hatte, nach der Ankündigung von Neuwahlen durch Präsident Macron aber den gesamten Gewinn wieder eingebüßt hat. Noch besser als der deutsche Markt hat sich die Wall Street gemessen am Benchmark-Index S&P 500 und am technologielastigen Nasdaq 100 entwickelt, was allerdings wie auch schon 2023 in hohem Maße von den wenigen großen Technologieaktien, den „Magnificent 7“, getragen wurde. Noch besser abgeschnitten hat und vor allem breiter aufgestellt ist der japanische Aktienmarkt mit einem Anstieg des Nikkei 225 um 18,3%.
Trotz bald sinkender Zinsen hat sich Gold im ersten Halbjahr mit einem Anstieg des Goldpreises von 13,4% als eine attraktive Anlage erwiesen, wobei viele Analysten mit Blick auf die zahlreichen Risiken von einem weiteren Anstieg des Goldpreises in den nächsten Monaten ausgehen. Generell waren viele Rohstoffe eine gute Wahl im Portfolio, so hat sich Brent-Rohöl um knapp 15% verteuert.
Am Anleihemarkt der Eurozone ist es im Bereich der Bundesanleihen im ersten Halbjahr unter Schwankungen zu einem Anstieg der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe gekommen. Lag die laufende Verzinsung des Benchmark-Papiers der Eurozone zum Jahresauftakt noch bei 2,06%, markierte sie bereits am 3. Januar mit knapp unter 2,02% den tiefsten Wert des ersten Halbjahres. Bis Ende Mai (29.5.) kletterte die Rendite auf 2,68%, was den Hochpunkt der ersten sechs Monate darstellt. Dieser Wert wurde auch noch am 10. Juni, also unmittelbar nach der Europawahl, gesehen. Dann ging es aber wieder bergab. Denn infolge des bei den Europawahlen gesehenen Rechtsrucks steuerten die Anleger den sicheren Hafen der Bundesanleihen an. Bis auf 2,36% ging es in der Folge der fortgesetzten Käufe wieder herunter (14. Juni). Danach setzte sich die zehnjährige Bundesanleihe wieder von diesem Boden ab. Aktuell rentiert sie mit um die 2,46%. Die Renditestrukturkurve ist weiterhin invertiert. Die zweijährigen Bundlaufzeiten werfen um die 2,82% ab, bei fünf Jahren sind es 2,46%, genau wie bei zehnjährigen Titeln. Die Langläufer des Bundes mit 30 Jahren Fälligkeit liegen bei einer Rendite von 2,65%.
Starke Beachtung kommt seit den Europawahlen den französischen Staatsanleihen zu. Der Rechtsruck, d.h. der Aufwind für das rechte Lager in der französischen Innenpolitik, insbesondere für den Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen, sorgt für Investorenverunsicherung und führte damit zu einer Spread-Ausweitung.
Handelten die zehnjährigen französischen Papiere zuvor weitgehend in der Spanne zwischen 55 und 43 Basispunkten (BP), ging es im Gefolge der Europawahlen bis auf knappe 80 BP in der Woche nach den Wahlen nach oben. Dann erfolgte eine leichte Beruhigung und somit engere Spreads (bis auf 70 BP). Zuletzt nahm die Unsicherheit vor den französischen Parlamentswahlen wieder zu. Am Freitag kletterte der Spread im zehnjährigen Laufzeitenbereich bis auf 85 BP. Weitergehende Spread-Ausweitungen könnten die EZB auf den Plan rufen, die dann ihr TPI (Transmission Protection Instrument) aktivieren, d.h. zu Käufen von Anleihen übergehen könnte, um eine einheitliche Transmission der Geldpolitik in der Eurozone zu gewährleisten. Finanzminister Christian Lindner warnte die EZB vor einem Eingreifen in den Markt, das dann rechtlich geprüft werden müsste.