DAI-Zahlen

Aktionärszahlen in Deutschland sinken leicht

Die gestiegenen Kursniveaus haben potenzielle Neuanleger laut DAI 2021 von Investitionen in Dividendentitel abgehalten. Die Aktionärszahlen bleiben aber historisch betrachtet hoch.

Aktionärszahlen in Deutschland sinken leicht

xaw Frankfurt

Das Interesse der deutschen Anleger an Aktien ist 2021 leicht zurückgegangen. Laut aktuellen Daten des Deutschen Aktieninstituts (DAI) investierten im abgelaufenen Jahr 12,1 Millionen Bundesbürger in Dividendentitel, Aktienfonds und Exchange Traded Funds (ETFs), 2020 waren es noch 12,4 Millionen Anleger. Dennoch erreichten die Aktionärszahlen den dritthöchsten Wert seit Beginn der Datenaufzeichnung. Mehr Aktiensparer als in den vergangenen beiden Jahren gab es nur im Jahr 2001, damals waren es 12,9 Millionen Deutsche. In der Zwischenzeit hatten das Platzen der Dotcom-Blase sowie die Finanzkrise von 2008 für deutliche Rückgänge des Aktieninteresses gesorgt.

Die starke Börsenentwicklung seit dem Corona-Crash im März 2020 hat laut DAI zu einer Rückkehr der Aktionärszahlen auf historisch hohe Niveaus geführt. „Sparerinnen und Sparer, die bereits am Aktienmarkt investiert waren, konnten 2021 weiter positive Börsenerfahrungen sammeln. Das motiviert sie, am Ball zu bleiben“, heißt es in der Auswertung. Niedrige Zinsen, die steigende Inflation und hohe Immobilienpreise hätten Anlagealternativen unattraktiv gemacht.

Hohe Kurse schrecken ab

Allerdings hätten die gestiegenen Kursniveaus am Aktienmarkt potenzielle Neuanleger vermutlich auch vom Einstieg abgehalten, da diese einen besseren Zeitpunkt abgewartet hätten. Hinzu komme, dass seit dem Frühjahr 2021 trotz der weiterhin grassierenden Corona-Pandemie allmählich wieder der Alltag zurückgekehrt sei. Dass wieder mehr Reisen und Freizeitbeschäftigungen möglich gewesen seien, habe wohl dazu geführt, dass sich weniger Menschen als im Vorjahr mit ihren Finanzen beschäftigt hätten. Außerdem habe die starke Börsenperformance zu Gewinnmitnahmen geführt. Dabei ist die Zahl der Anleger, die ausschließlich in Aktien investieren, sogar leicht von 3 auf 3,1 Millionen gestiegen. Der Rückgang in der Gesamtbetrachtung ist daher auf gesunkene Zahlen bei Aktienfonds und ETFs zurückzuführen, wobei börsengehandelte Vehikel in Europa und global gesehen allerdings Rekordzuflüsse verzeichneten.

Dass inzwischen jeder sechste Bundesbürger angesichts der attraktiven Renditen von durchschnittlich 6 bis 8% pro Jahr auf Dividendentitel setze, ist nach Ansicht des DAI indes noch nicht genug. Die Politik sei weiter gefordert, das Aktiensparen durch attraktive Rahmenbedingungen zu fördern. „Die Vervierfachung des Freibetrags für Mitarbeiterkapitalprogramme 2021 und die geplante Erhöhung des Sparerpauschbetrags sind erste Schritte in die richtige Richtung“, kommentieren die Referenten. „Der größte Hebel, um die Deutschen zu einem Volk von Aktionären zu machen, ist jedoch die schnelle Einführung eines Ansparverfahrens mit Aktien in der Altersvorsorge.“ Die Ampel-Regierung, die sich im Koalitionsvertrag zu mehr Kapitalbildung in der Rente bekannt habe, müsse dem nun Taten folgen lassen. Andere Länder wie Schweden oder Australien hätten bereits erfolgreich aktienbasierte Modelle als tragende Säule des Altersvorsorgesystems eingeführt.

Gerade für Sparerinnen sei es wichtig, die Anlage in Dividendentitel in der Vorsorge zu verankern, da diese im Durchschnitt wesentlich weniger Rente erhielten als Männer. Allerdings engagierten sich Frauen bisher deutlich weniger an der Börse. Im vergangenen Jahr standen 7,8 Millionen Aktionären lediglich 4,3 Millionen Aktionärinnen gegenüber.

Finanzbildung nötig

Zwar bestehe in Bezug auf das Einkommen noch immer ein deutliches Gefälle zwischen Frauen und Männern, dies könne die Unterrepräsentanz am Kapitalmarkt aber nicht allein erklären. Denn auch bei gleichem Gehalt verhielten sich die Geschlechter hinsichtlich der Geldanlage unterschiedlich. Bei einem Nettoeinkommen zwischen 3000 und 4000 Euro legten 39% der Männer ihr Geld an der Börse an, bei den Frauen seien es aber nur 30%. Die Politik müsse nun eine Agenda zur finanziellen Bildung initiieren und Finanzwissen in den Lehrplänen verankern, um gleiche Bedingungen für alle zu schaffen. Zudem sei auch eine zunehmende Konversation über Geldanlage im privaten Umfeld und auf Social Media nötig.

Auffällig ist indes, dass das Ost-West-Gefälle in Bezug auf die Aktienanlage wieder zunimmt. In den alten Bundesländern lag der Anteil der Aktiensparer an der Gesamtbevölkerung stabil bei rund 19%, in den neuen Bundesländern sank er zwischen 2020 und 2021 von knapp 12 auf rund 11%. Dabei bedingten Einkommensunterschiede und eine fehlende Tradition der direkten Aktienanlage strukturelle Differenzen zwischen Ost und West.