Ausblick

Analysten zeigen Skepsis

Analysten zeigen sich skeptisch, dass sich die positive Performance an den Aktienmärkten fortsetzt. Sie verweisen auf die zahlreichen Risiken.

Analysten zeigen Skepsis

ku Frankfurt

Der Juli ist an den Aktienmärkten ausgesprochen positiv verlaufen. So legte der US-Index S&P500 9,2% zu, beim Dax waren es 5,5%. Damit stellt sich die Frage, ob trotz des noch weitergehenden Ukraine-Kriegs mit all seinen Weiterungen das Schlimmste an den Aktienmärkten bereits überstanden ist und nun möglicherweise eine längerfristige Erholung erfolgt.

Viele Analysten zeigen sich in dieser Hinsicht allerdings skeptisch. „Es ist noch zu früh, sich zu freuen“, warnt beispielsweise Sven Streibel von der DZ Bank. Er ist der Meinung, dass es sich eher um eine Bärenmarkt-Rally als um einen dauerhaften Aufwärtstrend handelt. Dafür spricht seiner Meinung nach, dass nach den vorangegangenen Jahrestiefständen im Juni und Anfang Juli einige Investoren schlicht und einfach den „Dip“ gekauft hätten. Zudem sei die bisherige Ergebnissaison für das zweite Quartal auf beiden Seiten des Atlantiks überraschend gut verlaufen, was die Kurse angetrieben habe. Streibel weist jedoch darauf hin, dass die stramme Kurserholung des S&P500 im Juli etwas irreführend gewesen sei, da über ein Drittel dieser Performance nur von vier Unternehmen, nämlich Apple, Amazon, Tesla und Microsoft, und damit nur von etwa 18% der Marktkapitalisierung getragen worden sei.

Mehr Negativrevisionen

Zudem sieht er die Entwicklung der Gewinne kritisch. Man erwarte weiterhin eine Zunahme der Negativrevisionen der Gewinnschätzungen, so wie diese auch in den Marktkursen eingepreist seien. Auch wenn es nicht zu dem möglichen Gaslieferstopp für Deutschland gekommen sei, die aktuellen Konjunkturrisiken seien immer noch ernst zu nehmen und könnten kurzfristig jederzeit für erneute Kursrücksetzer und Marktverwerfungen sorgen. So sei unklar, ob es bereits „Peak Inflation“ gegeben habe und damit eine weniger aggressive Geldpolitik zu erwarten sei sowie wie tief und lange sich die US-Rezession ausprägen werde.

Skeptisch zeigt sich auch Markus Wallner von der Commerzbank. In der laufenden Berichtssaison habe immer noch eine Mehrzahl der deutschen Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertroffen. „Allerdings zeigen die anhaltenden hohen Produktionskosten vermehrt Wirkung, so dass immer mehr Unternehmen die Erwartungen der Analysten nicht erfüllen können“, mahnt er. Folglich würden die Analysten ihre Gewinnerwartungen weiter senken.

Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg merken an, bei den Frühindikatoren scheine die Waage mehr und mehr ins Negative zu kippen. Aber auch auf der Mikroebene würden die Bremsspuren immer offenkundiger. Seit Mai trete der Zwölf-Monats-Forward-Gewinn des S&P500 bereits auf der Stelle. „Angesichts dieser Konstellation erscheint uns das dortige Bewertungsniveau als zu hoch“, betonen sie. Auch sie sehen den bereits seit einigen Wochen andauernden Kursanstieg daher als eine Bärenmarkt-Rally an und erwarten alsbald einen Richtungswechsel am Aktienmarkt.

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