Anleger weiter stark verunsichert
Finanzmärkte
Anleger weiter stark verunsichert
Nur zaghafte Erholung des Dax – Warten auf die Strafzölle Trumps gegen die EU
ku Frankfurt
Sorgen wegen des drohenden Handelsstreits der EU mit den USA belasten auch weiterhin den europäischen Aktienmarkt. Der Dax ist mit einem Minus in den Handel gestartet, fing sich dann aber wieder, der deutsche Leitindex wies zum Handelsschluss ein Plus von 0,4% auf 21.506 Punkte aus.
Nach wie vor steht die Drohung des neuen US-Präsidenten Donald Trump im Raum, Strafzölle gegen sämtliche Importe aus der Europäische Union verhängen zu wollen, um die Europäer auf diese Weise zu zwingen, ihren enormen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA abzubauen. Allerdings sorgt für eine gewisse Beruhigung der Nerven, dass Trump seine Ankündigung von Strafzöllen von 25% gegen Mexiko und Kanada nach wenigen Stunden vorerst zurücknahm, nachdem sich die Regierungen beider Länder gesprächsbereit zeigten und ersten Forderungen Trumps nachkamen. Das weckt an den europäischen Finanzmärkten die Hoffnung, dass auch im Verhältnis der EU zu den USA nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Allerdings ist für die USA der europäische Handelsbilanzüberschuss ein größeres und damit drängenderes Problem als das Verhältnis zu Kanada und Mexiko.
Infineon überrascht mit höherer Prognose
Den Dax gestützt hat am Dienstag, dass Infineon nach der Vorlage von Zahlen und seiner Prognose einen Kurssprung von rund 10% verzeichnete. Infineon war damit mit Abstand die stärkste Aktie im deutschen Leitindex. Der Halbleiterkonzern hat in seinem ersten Quartal etwas besser abgeschnitten als allgemein am Markt erwartet und er hat wegen des schwachen Euros seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr nach oben angepasst. Bislang war Infineon von leicht sinkenden Erlösen ausgegangen. Im ersten Quartal war der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 13% auf 3,4 Mrd. Euro zurückgegangen und das operative Ergebnis von 832 Mill. Euro auf 573 Mill. Euro. Die Gewinnmarge ermäßigte sich von 21,2% auf 16,7%. Gemäß der Konsensschätzung war allerdings mit stärkeren Rückgängen gerechnet worden. Für das zweite Quartal erwartet der Konzern eine Umsatzerholung auf 3,6 Mrd. Euro. Die Analysten von Goldman Sachs nahmen die Zahlen zum Anlass, ihre Einstufung des Titels mit „Buy“ und einem Kursziel von 38,50 Euro zu bestätigen. Die Anlageexperten der schweizerischen Großbank UBS blieben bei ihrer Kaufempfehlung und ihrem Kursziel von 41 Euro.
Rheinmetall sehr schwach
Demgegenüber zeigte sich der größte deutsche Rüstungswert Rheinmetall zunächst sehr schwach mit einem Kursrückgang von mehr als 4%. Die Aktie zeigte sich volatil. Am Morgen erklomm sie kurzzeitig ein Rekordhoch von 774 Euro, um dann stark nachzugeben. Bis zum Abend ergab sich aber nur noch ein Minus von unter 1%. Der Konzern hat einen weiteren Großauftrag der Bundeswehr erhalten. Dabei geht es um die Digitalisierung der Kommunikation. Rheinmetall soll einen Kommunikationsverbund aufbauen. Das Volumen des Auftrags umfasse mehrere Milliarden Euro. Allerdings ist die Aktie 2025 bereits sehr gut gelaufen mit einem Anstieg von mehr als 22%. Auf Sicht von einem Jahr ergibt sich ein Kursanstieg von rund 125%. Als Belastung für die europäische Rüstungsbranche könnte sich ferner erweisen, dass Europa zum Abbau des Handelsbilanzüberschusses gegenüber den USA verstärkt amerikanische Rüstungsgüter kaufen könnte.
Siltronic enttäuscht
Allerdings gab es im Bereich der Chipwerte am Dienstag nicht allerorten eitel Sonnenschein. So verzeichnete der Wafer-Hersteller Siltronic einen Kursrutsch von 8%, womit er das Schlusslicht im MDax war. Die Aktie rutschte zeitweise auf den niedrigsten Stand seit Ende 2016. Das Unternehmen rechnet nun für 2025 mit einem stagnierenden Umsatz, Analysten waren bisher von Wachstum ausgegangen. Außerdem rechnet das Management nun damit, dass die für 2028 postulierten Wachstumsziele erst später erreicht werden. Für das vergangene Jahr sollen zudem nur 20 Cent Dividende je Aktie gezahlt werden, 1 Euro weniger als für 2023.
Am Devisenmarkt stieg der Euro leicht um 0,4% auf 1,0382 Dollar. Devisenhändler verwiesen darauf, dass es mit den Strafzöllen gegen die Europäische Union möglicherweise nicht so schlimm kommen wird wie bisher gedacht, da Trump seine Dekrete gegen Kanada und Mexiko zunächst um einen Monat auf Eis gelegt hat, damit Verhandlungen stattfinden können. Das britische Pfund kletterte um 0,2% auf 1,2486 Dollar. Trump hatte angemerkt, dass Großbritannien möglicherweise von den Strafzöllen ausgenommen werden könne.
Der Goldpreis markierte ein Allzeithoch von 2.845,14 Dollar je Feinunze. Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude stieg leicht um 0,3% auf 76,15 Dollar je Barrel. Marktteilnehmer sagten, es gehe die Angst um vor einem Handelskrieg der USA gegen China, der auf die globale Konjunktur und damit den Ölverbrauch durchschlagen könnte. Trump drohte zudem dem Iran Sanktionen an.