Geld oder Brief

Baader Bank erhält operativ Rückenwind

Die Baader Bank hat operativ einen guten Lauf. Der abermalige Boom an den Aktienmärkten beschert dem Institut steigende Gewinne. Nach der angehobenen Ergebnisprognose für 2024 zeichnet sich eine höhere Dividende ab.

Baader Bank erhält operativ Rückenwind

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Baader Bank erhält operativ Rückenwind

Von Stefan Kroneck, München

Die Baader Bank hat einen guten Lauf. Vor zwei Wochen hob der Vorstand unter Führung von Nico Baader seine Prognose an. Für das laufende Jahr stellt das Management nunmehr einen Konzerngewinn vor Steuern in einer Spanne von „25 Mill. bis 32 Mill. Euro“ in Aussicht. Das wäre das Vielfache dessen, was das Geldhaus 2023 vor Steuern erwirtschaftete: seinerzeit mickerige 4 Mill. Euro.

Der Vorstand war wohl selbst überrascht von der soliden Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit. Die „erwartete saisonal bedingte Schwächephase in den Monaten Juli und August“ sei „ausgeblieben“, begründete die Baader Bank ihre angehobenen Erwartungen in einer Ad-hoc-Mitteilung.

203 Mill. Euro Marktwert

Diese Nachricht sorgte für einen Schub bei der Aktie. Der Titel der Baader Bank gewann an jenem Tag im Xetra-Handel zeitweise 10% auf 4,28 Euro an Wert. Bis Ende September erreichte das Papier 4,40 Euro, um danach wieder auf rund 4 Euro nachzugeben. An diesem Mittwoch notierte der Anteilschein in der Spitze 1% auf 4,15 Euro fester. Bei einem in 48,8 Millionen Stammaktien aufgeteiltem Grundkapital entspricht das einer Marktkapitalisierung von 203 Mill. Euro.

Damit liegt der Marktwert um 27 Mill. Euro über dem Eigenkapital des Konzerns (176 Mill. Euro gemäß HGB-Rechnungslegung, Stand Ende Juni). Mancher Analyst könnte dies als „faire Bewertung“ für das im Freiverkehr gelistete Institut interpretieren. In einer Studie von Ende März versah der Aktien-Research-Bereich der österreichischen Raiffeisen Bank International (RBI) den Titel der Baader Bank mit einem Kursziel von 3,50 Euro bei einer Empfehlung von „Hold“. Der Kurs ist dieser Einschätzung längst enteilt. Auf ihrer Internetseite stellte die Baader Bank im Bereich Investors Relations keine aktuellere Analystenstudie zum eigenen Haus ein. Angesichts ihrer Stellung als klassischer börsennotierter Nebenwert im Finanzsektor ist das Research-Material zur Baader Bank ohnehin sehr überschaubar.

Zyklischer Wert

Wer in die Baader Bank als privater Anleger via Aktienkäufe an der Börse direkt investieren will, sollte schon sehr gut über die Entwicklung der Finanzbranche informiert sein und selbstverständlich den Emittenten ebenfalls gut kennen. Ansonsten setzt man sich als Investor hohen Kursschwankungsrisiken aus. Denn das Papier des Unternehmens mit Sitz in Unterschleißheim unweit von München ist ein extrem zyklischer Wert. Die Kursvolatilität ist sehr hoch.

Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre, also seit Anfang 2019, zeigt die Aktie eine Entwicklung, die sehr mit dem allgemeinen Geschehen an den Börsen und mit der operativen Lage des Bankensektors korreliert. Nach dem Corona-Schock vom März 2020 ging es zunächst steil bergauf. Im Februar 2021 erreichte der Anteilschein nahezu 10 Euro. Das entsprach einem Marktwert von fast einer halben Milliarde Euro. Seinerzeit war das der höchste Stand seit Anfang 2000. Zum Vergleich: Zu Beginn des neuen Jahrtausends, während der Zeit des Neuen Marktes und der Dotcom-Blase, notierte das Papier in der Spitze bei über 22 Euro.

Spitzenzeiten mit Rekordgewinnen

In den Jahren 2020 und 2021 profitierte die unter anderem auf der Wertpapierhandel und als Market Marker ausgerichtete Baader Bank vom Boom an den Aktienmärkten infolge des langen Zinstiefs. 2020 verdiente sie laut Geschäftsbericht 56 Mill. Euro vor Steuern. 2021 waren es 57 Mill. Euro. 2022 brach der Gewinn auf 12 Mill. Euro ein. 2023 ging es weiter zurück auf die oben genannten 4. Mill. Euro vor Steuern.

Die mit der Zinswende gestiegene Verunsicherung an den Aktienmärkten setzte der Baader Bank sowohl im operativen Geschäft als auch im Kursverlauf deutlich zu. Mitte 2021 verzeichnete der Titel einen Kursrutsch. Bis Mitte 2022 sackte der Anteilschein auf rund 4 Euro ab. Seitdem notiert das Papier in einer großen Bandbreite von 3,20 Euro bis 4,50 Euro. Seit Anfang dieses Jahres gewann die Aktie ein Viertel an Wert. Die gewachsenen operativen Erträge nach dem zurückliegenden Dämpfer spiegelten sich zunehmend im Kursverlauf.

Höhere Dividende in Sicht

Auf operativer Geschäftsebene erhält das Unternehmen Rückenwind vom erneut eingesetzten Boom an den Aktienmärkten. Die Transaktionszahlen steigen. Und damit auch die Erträge der Bank. Im ersten Halbjahr ging das Zinsergebnis um 71% auf 66 Mill. Euro durch die Decke. Das Handelsergebnis wuchs um mehr als die Hälfte auf 80 Mill. Euro. Vor Steuern verdiente die Baader Bank auf Konzernebene über 20 Mill. Euro nach nahezu 3 Mill. Euro ein Jahr zuvor.

Mit der zuletzt erhöhten Ergebniserwartung zeichnet sich für 2024 eine höhere Dividende ab. Für 2023 setzte die Baader Bank diese aus. Für 2022 überwies sie brutto 0,35 Euro pro Titel. Von den Ausschüttungen profitiert vor allem der Großaktionär. Ein Beteiligungsvehikel der Familie Baader hält zwei Drittel des Grundkapitals. Der Vater des CEO und Ex-Chef, Uto Baader, kontrolliert 5,4%.

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