Die Berenberg sieht einen aufziehenden Sturm für Aktien von europäischen Anbietern von Konsumgütern des gehobenen Bedarfs. Das Institut hat seine Kursziele für zwölf Aktien der Branche zum Teil drastisch reduziert und zwei Werte zurückgestuft, darunter Adidas.

Die Konsumentenausgaben seien bislang bemerkenswert widerstandsfähig gewesen, gestützt vor allem von Ersparnissen, einer Kreditnormalisierung, einer Erholung der Reisetätigkeit sowie angestauter Nachfrage in von Mode bestimmten Bereichen. Dies habe möglicherweise zu einem falschen Gefühl bezüglich der Widerstandsfähigkeit und der Entwicklung der Konsumentenausgaben geführt. Während diese Rückenwinde an Kraft verlören, würden jedoch die makroökonomischen Gegenwinde beginnen die Konsumentenausgaben zu bestimmen.

Das Schlimmste der Lebenshaltungskostenkrise stehe noch bevor. In Großbritannien, wo der Bank zufolge die Gegenwinde am stärksten sind, erwartet Berenberg für 2023 einen Rückgang der Verbraucherausgaben um 13%. Die Annahme sei möglicherweise zu zuversichtlich, falls Energiepreise und Zinsen weiter steigen sollten. Allerdings würden Ersparnisse, ein stärkerer Rückgriff auf Kredite und Stützungsmaßnahmen der Regierung möglicherweise für Erleichterung sorgen. Für Kontinentaleuropa erwartet die Bank unter Hinweis auf Stützungsmaßnahmen einen Rückgang der Verbraucherausgaben im kommenden Jahr um 7%.

Adidas wird mit einem von 255 auf 160 (aktueller Kurs: 142,36) Euro reduzierten Kursziel von „Buy“ auf „Hold“ zurückgestuft. Adidas scheine in besonders hohem Maße Rezessionsrisiken ausgesetzt, und Investoren würden weitere Enttäuschungen nicht verzeihen. Zwar könne das Potenzial einer starken Erholung in China der Retter im nächsten Jahr sein, aber das erfordere ein hohes Maß an Vertrauen, da die zugrundeliegenden Trends noch umwölkt seien. Auch sehe die Aktie nicht billig aus, so das Institut, das es vorzieht abzuwarten, bis es eine bessere Visibilität in Bezug auf die neue Führung und mehr Belege für eine Erholung in China gibt. Die Aktie des Wettbewerbers Puma wird weiter zum Kauf empfohlen, auch wenn das Kursziel von 95 auf 82 (aktuell 58,98) Euro reduziert wird. Das Unternehmen lege weiterhin die stärkste Markendynamik unter den beobachteten Unternehmen an den Tag. Fielmann wird mit einem von 41 auf 30 (derzeit 36,72) Euro gesenkten Kursziel weiterhin zum Verkauf empfohlen, Mister Spex bei einem von 24,50 auf 8 (derzeit 3,69) Euro reduzierten Kursziel weiterhin zum Kauf.

Herabgestuft wird außer Adidas noch die Aktie des schwedischen Bekleidungseinzelhändlers H&M, und zwar von „Hold“ auf „Sell“ bei einem von 190 auf 85 (aktuell ) skr gesenkten Kursziel. Für das Unternehmen gingen die höchsten Risiken von der anstehenden Rezession aus. Es sei stark in Märkten engagiert, in denen sich die Konsumentenausgaben abschwächen würden, bei begrenztem Ausgleich seitens profitabler Wachstumsmärkte. Die Aktie des Wettbewerbers Inditex wird mit einem von 26 auf 22,50 (derzeit 21,19) Euro gesenkten Kursziel weiter zum Halten empfohlen.

Favoriten der Bank sind Essilor­Luxottica (Kursziel 185 nach 195, derzeitiger Kurs 150,35 Euro), JD Sports (180 nach 200, derzeit 126 Pence) und Kering (610 nach 900, derzeit 515,40 Euro). Als zweitgrößtes Konglomerat im Luxussektor mit einem beneidenswerten Markenstall genieße Kering alle Vorteile von Größe und weise alle Eigenschaften eines langfristigen strukturellen Gewinners im Luxusbereich auf, ein Sektor, der am stärksten gegen Rezessionsrisiken isoliert sei. Die Aktie des Luxusbranchenprimus LVMH wird mit 710 nach 840 (aktuell 643,50) Euro weiterhin zum Kauf empfohlen.