Bitcoin-Upgrade bedeutet Konkurrenz für Ethereum
Von Alex Wehnert, Frankfurt
Die Aufmerksamkeit der Kryptomarkt-Teilnehmer richtet sich derzeit auf ein Upgrade der Bitcoin-Blockchain. Dieses trägt den Titel „Taproot“, steht voraussichtlich am 16. November an und soll das Netzwerk effizienter machen.
Die Umstellung zielt darauf ab, die Privatsphäre bei Zahlungen auf der Blockchain zu erhöhen, die Geschwindigkeit zu steigern und die Transaktionsgebühren zu senken. „Aber die wohl wichtigste Neuerung besteht darin, komplexere Smart Contracts auf der Bitcoin-Blockchain zu ermöglichen“, kommentiert Sebastian Warnke, Geschäftsführer der Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX). Dabei handelt es sich um Computerprotokolle, die Verträge abbilden sowie Transaktionen automatisiert ausführen können.
Bisher ist Ethereum auf dem Gebiet der Smart Contracts führend. Die Computerprotokolle stellen eine wichtige Voraussetzung für das Trendthema Decentralized Finance (DeFi) dar. Der Grundgedanke hinter DeFi besteht darin, klassische Finanzkonzepte und -produkte mit Distributed-Ledger-Technologien zu verbinden und zentrale Intermediäre wie Börsenmakler und Banken abzulösen. Das Volumen des Kryptokapitals, das in Smart Contracts mit DeFi-Bezug liegt, ist in den vergangenen Monaten kräftig gewachsen und liegt laut dem Portal DeFi Llama mittlerweile bei fast 260 Mrd. Dollar.
Laut der BSDEX dürfte sich Bitcoin mit dem Upgrade Zugang zu diesem Markt verschaffen. Trader geben jedenfalls schon die Prognose ab, dass die Cyberdevise ihr Mitte Oktober markiertes Allzeithoch von nahezu 67000 Dollar bald wieder hinter sich lassen könnte. Dagegen argumentieren die Analysten der Investmentfirma Synergia Capital, dass „Taproot“ bereits seit 2018 erwartet worden sei und somit begrenzte Wirkung auf den Kurs haben dürfte.
Allerdings hat sich am Kryptomarkt in der Vergangenheit wiederholt gezeigt, dass Ereignisse, die eingepreist sein müssten, im unmittelbaren Vorfeld dennoch große Kursbewegungen auslösen. Ein Beispiel stellt das Bitcoin-Halving 2020 dar, in dessen Zuge die Menge neu generierter Bitcoin effektiv halbiert wurde. Damals sorgte die Aussicht auf eine Angebotsverknappung für deutlichen Aufschwung – obwohl die Zeitpunkte aller Halvings bis ins Jahr 2140 bekannt waren und ihr Effekt somit eigentlich bereits im Kurs hätte enthalten sein müssen.