Energiewende mal anders

BNP bringt Nuklear-Fonds an den Start

BNP Paribas hat einen Nuklear-Fonds aufgelegt. Er soll Kunden ermöglichen, von der wachsenden Nachfrage nach Atomstrom zu profitieren.

BNP bringt Nuklear-Fonds an den Start

BNP Paribas stellt in London Nuklear-Fonds vor

Möglichst niedrige Korrelation zum Uranpreis angestrebt

hip London

BNP Paribas hat in London einen Energiewende-Fonds der besonderen Art vorgestellt. Der Theam Quant Nuclear Opportunities Fund soll Anlegern die Möglichkeit geben, von einer wachsenden Nachfrage nach Atomenergie zu profitieren. Dabei wird eine möglichst niedrige Korrelation zum Uranpreis angestrebt.

„Wir sehen, dass es eine große Lücke im Markt gibt“, sagte Roberto Bartolomei, der bei BNP Paribas für den Vertrieb der Theam-Quant-Fondsfamilie verantwortlich zeichnet, vor Journalisten in der britischen Metropole. Es gebe nicht viel Angebot.

Größere Offenheit der Kunden

Um den weltweiten Energiebedarf in den kommenden 20 bis 30 Jahren decken zu können, müsse man bestehende Denkmuster aufbrechen. Kernenergie sei lange ein Tabu gewesen. „Wir beobachten nun eine viel größere Offenheit der Kunden, sie als Anlagechance zu betrachten“, sagte Bartolomei.

„Es ist ein neues Zeitalter der Elektrizität“, sagte Frank Megel, Leiter des Aktienresearch bei BNP Paribas Exane. „Atomkraft liefert verlässlich Strom.“ Der Anteil der Elektrizität am weltweiten Energieverbrauch werde von 20% im Jahr 2023 auf 42% im Jahr 2050 steigen.

Künstliche Intelligenz und Net Zero

Zu den Faktoren, die zu dieser Verschiebung in Richtung Strom führen werden, rechnete Megel die Elektrifizierung von Industrien, Verkehr und Gebäuden, die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und das Bestreben, „Net Zero“ zu erreichen.

Der Stromverbrauch von Klimaanlagen in Wohngebäuden könne sich bis 2050 verdreifachen. Der Stromverbrauch von Rechenzentren könnte nach Schätzung des Instituts von derzeit 5% des US-Angebots auf 23% im Jahr 2030 steigen. Die 300 Mrd. Dollar, die von den Hyperscalern pro Jahr investiert werden, sorgen nach seiner Rechnung für einen zusätzlichen Strombedarf von 6 GW. Das entspreche der Kapazität von sechs Atommeilern.

Fundamentale Aktienanalyse

Für den Nuklear-Fonds hat BNP Paribas einen Index konstruiert, der alle drei Monate angepasst wird. Ein wesentliches Kriterium ist der Anteil von Nuklearthemen am Gesamtumsatz.

Dabei berücksichtige man ein paar Kriterien der fundamentalen Aktienanalyse, sagte Stanislas Mesland, der bei BNP Paribas Global Markets für quantitative Aktienanlagestrategien zuständig ist. Man investiere nur in die Unternehmen, die aus einer Risiko-Rendite am vielversprechendsten sind. Dadurch verkleinere sich das Anlageuniversum um rund 30%.

Gewichtsobergrenze für Branchen

Zudem filtere man Unternehmen mit niedrigen täglichen Handelsumsätzen und solche mit ESG-Problemen heraus. Das Gewicht einer Branche wie Bergbau dürfe 50% nicht überschreiten.

Zu den 20 bis 25 Unternehmen, deren Papiere sich am Ende im Nuklear-Fonds wiederfinden, gehört Sam Altmans AKW-Entwickler Oklo. Constellation Energy, die für Microsoft das Atomkraftwerk Three Mile Island wieder in Betrieb nehmen will, und die spanische Endesa finden sich ebenfalls im Portfolio.

Rolls-Royce nicht an Bord

Der britische Technologiekonzern Rolls-Royce, der kleine modulare Reaktoren entwickelt, befinde sich derzeit auf Rang 42 des Index, sagte Mesland. Die Aktie sei derzeit nicht im Portfolio.

Interesse komme von Anlegern, die bereits in das Thema Energiewende investiert haben oder generell an thematischen Investments zu Energie interessiert seien, sagte Bartolomei. Der Fonds biete ihnen die Möglichkeit, sich aus bestehenden Investments herauszudiversifizieren.

In Deutschland wird Kernkraft nach wie vor in erster Linie als Bedrohung wahrgenommen. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die eine stabile Energieversorgung ohne Treibhausgasemissionen gewährleistet. Der Fonds investiert weltweit. Er wird deshalb nicht dadurch beeinträchtigt, dass die Regulierung mancherorts einer Kriminalisierung der Atomkraft nahekommt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.