Chinesische Anleihen

China öffnet Bondsegment

Chinas Finanzregulatoren öffnen den Exchange Bond Market. Vom 30. Juni an sollen sogenannte Qualified Foreign Institutional Investors Anlagen in dem Segment tätigen können.

China öffnet Bondsegment

nh Schanghai

Chinas Finanzregulatoren haben sich im Lichte kräftiger Abflüsse von ausländischen Investmentgeldern einen Ruck gegeben und den letzten Winkel des heimischen Bondmarktes für ausländische Institutionelle geöffnet. Vom 30. Juni an sollen sogenannte Qualified Foreign Institutional Investors (QFII) Anlagen in auf dem sogenannten Exchange Bond Market gehandelten Anleihen und Fixed-Income-Instrumenten tätigen können. Dies soll die Investmenttätigkeit ausländischer Anleger weiter erleichtern und zur Vereinheitlichung des grenzüberschreitenden Managements ihrer Anlagemittel beitragen, heißt es in einer Erklärung der Zentralbank.

Beim Exchange Bond Market handelt es sich im Vergleich zum Interbank Bond Market um das mit Abstand kleinere Segment des zweischichtigen Anleihemarkts in China. Es umfasst auf chinesischen Festlandbörsen notierte Titel und untersteht der Überwachung durch die Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC. Im Interbank Market, der für rund 90% des insgesamt ca. 138 Bill. Yuan (20 Bill. Euro) umfassenden Onshore-Bondmarktes aufkommt, führt die Zentralbank die Regie und es findet ein zentralisierter Handel ohne Börsenandockung statt. Derzeit agieren rund 1000 ausländische Anleger im Onshore-Bondmarkt, deren Engagements sich auf knapp 3,9 Bill. Yuan (565 Mrd. Euro) summieren.

Die Ankündigung kommt überraschend, weil Chinas Regulatoren die Wünsche ausländischer Fonds nach zusätzlicher Flexibilität und Instrumentenvielfalt in den letzten Jahren stiefmütterlich behandelt haben. Es geht auch nicht um neu ersonnene Öffnungsschritte, sondern die träge Abhandlung von Punkten einer bereits vor Jahren avisierten Liberalisierungsagenda. Dabei scheint das in diesem Jahr erheblich verschlechterte Marktsentiment für China-Anlagen mit den Faktoren Ukraine-Krieg, Einebnung des Zinsvorteils von China-Staatsbonds gegenüber Treasuries und zuletzt heftige Konjunkturflaute Pekings Finanzmarktplaner nun zu einer „versöhnlichen Geste“ animiert hat. In den ersten vier Monaten des Jahres dürften globale Investoren rund 35 Mrd. Dollar an Yuan-denominierten Anleihen abgestoßen, und ihre Bestände im Mai weiter abgebaut haben. Gleichzeitig hat der Yuan seit Jahresbeginn mehr als 5% gegenüber dem Dollar eingebüßt und dürfte tendenziell weiter unter Druck stehen.