Digitale Währungen

China torpediert Kryptoszene

China hat neue Maßnahmen eingeleitet, um das unter anderem wegen seines hohen Stromverbrauchs umstrittene Mining von Kryptowährungen zu unterbinden.

China torpediert Kryptoszene

nh Schanghai

Der in Ungnade gefallenen chinesischen Kryptowährungsindustrie drohen weitere Restriktions- und Strafmaßnahmen, um das bereits stark dezimierte „Mining“, also die Generierung von Bitcoin und anderen Krypto­währungseinheiten durch aufwendige Computerrechnungsleistungen, weiter einzudämmen. Chinas Wirtschaftsplanungsrat National Development and Reform Commission (NDRC) hat am Dienstag der heimischen Kryptoszene erneut den Kampf angesagt und will nun über die Lokalregierungsebene die in der Regel in entlegenen Provinzen angesiedelte Bitcoin-Industrie weiter einschränken.

Wie eine Sprecherin der NDRC auf einer Pressekonferenz erklärte, werde man sich in der nächsten Etappe der laufenden Regierungskampagne vor allem darauf konzentrieren, Datenzentren anzugehen, die noch immer im großen Stil und mit hohem Energieaufwand Kryptowährungsschöpfung betreiben. Dabei habe die Eliminierung des Bitcoin-Mining oberste Priorität, hieß es am Dienstag in Peking. Im September hatte die NDRC im Verbund mit einer Reihe anderer Regulierungsbehörden einen Aktionsplan verkündet, um bestehende Kryptowährungsprojekte einzuschränken und das Entstehen von neuen Mining-Aktivitäten zu verhindern. Zuvor hatte die Regierung im Verbund mit Finanzregulatoren Plattformen für den Kryptowährungshandel vom chinesischen Festland verbannt und entsprechende Handelsaktivitäten für illegal erklärt. Nun warnt die NDRC insbesondere chinesische Staatsunternehmen davor, sich künftig in irgendeiner Form bei Kryptowährungsaktivitäten zu engagieren. Dies gilt insbesondere dem undurchsichtigen Geflecht von auf Lokal­ebene kontrollierten Staatsfirmen in Provinzen, die bislang vom Mining-Geschäft und der begleitenden Computerinfrastrukturaufrüstung profitiert haben.

Reizthema Stromverbrauch

Darüber hinaus will die NDRC auch dafür sorgen, dass Firmen, die am Kryptogeschäft weiter festhalten, sich aber als Digitalresearch-Institute oder Datenspeicherzentren tarnen, mit wesentlich höheren Strompreisen konfrontiert werden. In den letzten Monaten haben sich in einigen industrielastigen Provinzen alarmierende Stromversorgungsengpässe bemerkbar gemacht, die den mit Kryptowährungsprojekten verbundenen Energieaufwand erst recht zu einem Reizthema machen. Der Bitcoin-Kurs gab um rund 5% auf 60917 Dollar nach. Er hat sich wieder spürbar von seinem Allzeithoch von knapp 69000 Dollar entfernt.