Die Hoffnung auf einen größeren Befreiungsschlag für chinesische Tech-Aktien ist am Mittwoch rasch wieder verflogen, nachdem eine große Klausurbesprechung zwischen Chinas Vizepremierminister Liu He und Vertretern führender chinesischer Internetunternehmen nur magere Ergebnisse gebracht hat. Im Anschluss an die Tagung hatte Liu am Dienstagabend einige Standardsätze über die „positive Begleitung“ einer gesunden Entwicklung des Digitalsektors verbreiten lassen und damit indirekt deutlich gemacht, dass Peking keinesfalls bereit ist, ein förmliches Ende des Regulierungsfeldzuges gegenüber heimischen Techunternehmen auszurufen.

Zwar hatten in den USA gelistete chinesische Tech-Firmen am Dienstag im New Yorker Handel Boden gutgemacht, bezeichnenderweise hat sich der Aufschwung keineswegs auf den Hongkonger Markt übertragen. Vielmehr tauchte der Hang Seng Tech Index am Mittwoch zunächst um 2% ab, begrenzte den Tagesverlust anschließend indes auf 0,3%. Die Notierungen der Sektor-Riesen Alibaba, Tencent und Meituan sanken zwischen 0,6 und 1%. Beobachter betonten, dass Anleger weiter vergeblich auf ernst zu nehmende Signale für ein Ende der Pekinger Kampagne warten dürften.

Auch potenzielle „Dip-Buyer“, die stark gesunkene Bewertungsrelationen zum Anlass für einen Wiedereinstieg nehmen wollen, müssen ihren Optimismus wohl überdenken. Die Konjunktureintrübung in China färbt zunehmend auf Wachstumsperspektiven und Ergebnisqualität der führenden Unternehmen ab, niedrige Bewertungen ergeben daher durchaus einen Sinn. Bestes Beispiel ist der Social-Media-Riese Tencent, der am Mittwoch für das erste Quartal ein extrem enttäuschendes Nullwachstum bei den Umsätzen vermeldete, während der Gewinn nach Steuern um die Hälfte geschrumpft ist.