Chinesischer Bad Bank droht Rauswurf aus MSCI-Index
nh Schanghai
Der in eine Schieflage geratene staatskontrollierte chinesische Problemkreditmanager Huarong Asset Management sorgt derzeit nicht nur bei chinesischen und ausländischen Bondanlegern für Unruhe. Nachdem die als Bad Bank fungierende Gesellschaft noch immer versäumt hat, ihre eigentlich spätestens zu Ende März fälligen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2020 vorzulegen, ist ein Ende der von der Informationslücke provozierten Handelsaussetzung der Huarong-Aktie an der Hongkonger Börse nicht in Sicht. Damit hat Huarong seit Mittwoch die 50-Tages-Grenze überschritten, mit der nun auch eine Verbannung aus den Benchmarks des global führenden Aktienindexanbieters MSCI ansteht.
Die Regeln von MSCI sehen vor, dass eine Aktie, die länger als 50 aufeinanderfolgende Tage vom Handel ausgeschlossen bleibt, binnen weiteren drei Tagen aus den MSCI-Indizes entfernt wird. Die in Hongkong notierten Titel waren bislang in dem von globalen Fondsmanagern eng verfolgten Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets Index sowie einer Reihe weiterer chinabezogener MSCI-Indizes vertreten.
Mit dem nun unausweichlich erscheinenden Indexausschluss müssten zahlreiche passiv gemanagte Vehikel wie Exchange Traded Funds (ETFs) bei Huarong aussteigen, sobald die Aktie den Handel wieder aufnimmt. Das wiederum ist gemäß den Regeln der Hongkonger Börse erst möglich, wenn Huarong ihre Geschäftszahlen für 2020 nachreicht. Damit ist ein extrem steiler Wertverfall der Titel praktisch programmiert.
Zuvor hatte der Indexanbieter FTSE Russell bereits Konsequenzen aus der Situation um Huarong gezogen und die Titel mit Wirkung vom 4. Juni aus seiner Benchmarkfamilie verbannt. Die Aktie bleibt allerdings mit ihrem letzten Kurswert bei 120 HK-Dollar zunächst im Hongkonger Hang Seng Composite Index vertreten. Spätestens nach einem dreimonatigen Handelsstopp würden die Titel dann allerdings auch aus diesem entfernt.