Dax-Anleger haken Zinsentscheid ab - Siemens im Minus
kjo Frankfurt
Der Dax hat seine Verlustserie in dieser Woche fortgesetzt. Auch am Donnerstag beendete der deutsche Leitindex den Handel mit einem Abschlag, wenn auch nur mit einem geringen Minus. Er schloss bei 18.355 Zählern mit 0,5% unter dem Vortageswert. Der Euro Stoxx 50 Index ging ebenfalls mit einem Abschlag aus dem Handel, und zwar bei 4.876 Punkten (-0,3%). Beim MDax ging es dagegen leicht nach oben. Er notierte bei 25.610 Zählern mit einem Aufschlag von 0,3%.
Im Blick hatten die Anleger die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Es war die letzte Tagung der europäischen Währungshüter vor der Sommerpause. Die europäischen Währungshüter hielten nun aber erstmal die Füße still und ließen die Zinsen unverändert. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen, den Leitzins bei 4,25% zu belassen. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, bleibt weiter bei 3,75%. Die EZB hatte im Juni die Zinswende vollzogen und erstmals seit 2019 die Zinsschraube gelockert. Die Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus durch den EZB-Rat werde auch in Zukunft von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen, erklärte die EZB: „Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest.“ Volkswirte hatten mit einer Zinspause gerechnet. Zwar ist die Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft im Juni auf 2,5% gesunken. Sie liegt damit nicht mehr weit entfernt von der Zielmarke der EZB von 2%, die sie als optimales Niveau für die Wirtschaft anstrebt.
Lagarde erklärte auf der anschließenden Presskonferenz, dass die Inflation für den Rest des Jahres um das aktuelle Niveau fluktuieren werde. Im zweiten Halbjahr 2025 wird sie laut Lagarde dann auf den Zielwert der EZB zurückgehen. Am Rentenmarkt gab es praktisch keine Reaktionen auf den EZB-Zinsentscheid. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag abends bei 2,41% nach 2,42% am Vortag. Das Tagestief wurde mit 2,40% gesehen. Am Bondmarkt stellen sich viele Akteure darauf ein, dass die EZB im September einen Zinsschritt vollziehen wird. Laut Lagarde ist das EZB-Vorgehen im September aber weit offen. Am Devisenmarkt pendelte der Euro zudem in engen Bandbreiten, und zwar in der Spanne von 1,0906 Dollar bis 1,0940 Dollar und war im späten europäischen Handel bei 1,0910 Dollar mit 0,3% im Minus.
Zur Stütze für den Dax wurden die Autowerte. Erfreuliche Zahlen von Volvo Cars besserten die Stimmung im Sektor, dessen Index sich zuletzt auf einem Tief seit sechs Monaten bewegte. Von Bernstein Research wurde darauf verwiesen, dass der schwedische Autobauer die Erwartungen übertroffen und eine rekordhohe Marge bei Elektrofahrzeugen erzielt habe. Aktien von Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen gewannen zwischen 1,3% und 1,8%.
Gebremst wurde der Dax jedoch von der Siemens-Aktien, die wegen enttäuschender Resultate des Schweizer Konkurrenten ABB um 4,4% absackten. Analysten hoben in ihren Kommentaren zu ABB den Auftragseingang und den Umsatz als Schwachpunkte hervor.