Dax legt Verschnaufpause ein
Märkte am Mittag
Dax legt Verschnaufpause ein
Auf dem Rekordniveau des Dax lassen es die Anleger zur Wochenmitte langsamer angehen. Gegen Mittag lag der Dax mit 0,3% im Minus bei 23.317 Punkten. Befeuert von einer gelockerten Schuldenbremse und einem milliardenschweren Finanzpaket für Infrastruktur und Rüstung hatte der deutsche Leitindex am Vortag bei gut 23.476 Zählern einen Rekord aufgestellt. Nach über 17% Plus im laufenden Jahr wird die Luft nun aber dünner. Auch der MDax gab am Mittwoch etwas auf 29.844 Zähler nach. Der Euro Stoxx 50 schaffte es mit 0,3% ins Plus.
Nachdem das historische Finanzpaket im Deutschen Bundestag am Vortag die erste Hürde genommen hat, verlagert sich der Fokus der Anleger nun nach Washington. Dort entscheidet die Fed nach dem europäischen Handelsschluss über ihren Leitzins. In dem von hoher Unsicherheit geprägten wirtschaftlichen Umfeld wird nicht damit gerechnet, dass die US-Notenbank diesen antastet. Die entscheidende Frage sei, ob Fed-Chef Jerome Powell einen gemäßigten Ton anschlage und die Erwartungen der Börsianer an drei Zinssenkungen in diesem Jahr verstärke, oder ob sich der Fokus auf Trumps Zölle und deren potenzielle Inflationsauswirkungen verlagere, sagte ActivTrades-Analyst Ricardo Evangelista. Angesichts der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen in den Vereinigten Staaten gedämpft.
Viele offene Fragen
„Jetzt kommt der schwierigere Teil der Rally“, betonte der Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. In spekulativen Phasen wie zuletzt habe es gegolten, einfach nur dabei zu sein. Nun wisse man zwar, wieviel Geld zur Verfügung steht. „Aber es gibt viele offene Fragen“, sagte er etwa mit Blick auf die Verwendung der Mittel aus dem riesigen Finanzpaket. Gewinnmitnahmen seien genauso möglich, wie weitere Kurssteigerungen.
Die zuletzt vom Finanzpaket stark angetriebenen Aktien waren deshalb am Mittwoch nicht mehr unisono gefragt. Im Rüstungsbereich litten Titel wie Rheinmetall oder Renk nach erneuten Rekorden unter deutlichen Gewinnmitnahmen. Bei Mutares ging es sogar um fast 15% bergab. Die Aktie der Investorengesellschaft hatte bis zum Vortag stark vom steilen Anstieg der Beteiligung Steyr Motors profitiert.
Heidelberg Materials legen zu
Die Führungsrolle im Dax übernahm am Mittwoch eine Aktie, die auch von den Infrastruktur-Geldern profitieren dürfte. Die Anteile des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials zogen an der Dax-Spitze um 2,1% an, nachdem sie der Deutsche-Bank-Analyst Jon Bell als ein „Mega-Profiteur“ bezeichnete. Nach dem bisherigen Anstieg um fast die Hälfte in diesem Jahr sieht der Experte mit seinem Kursziel von 195 Euro noch Potenzial.
Im Falle des Dax-Konzerns Vonovia konnten vorgelegte Zahlen keine Erholung herbeiführen. Die Aktien fielen erstmals seit fast einem Jahr wieder knapp unter die 25-Euro-Marke. Das Immobilienunternehmen bleibt trotz steigender Renditen am Anleihemarkt zuversichtlich und erhöhte die Dividende. Ein Marktteilnehmer wies jedoch auf die anhaltende Unsicherheit mit Blick auf gestiegene Kapitalmarktrenditen hin.
Tepla unter Druck
Mit fast 4% unter Druck gerieten dagegen die Titel des SDax-Mitglieds PVA Tepla. Am Markt hieß es, bei dem Technologieunternehmen stehe ein guter Umsatzausblick einer schwach prognostizierten Profitabilität gegenüber. In der Anlegerwertung überwog dann letzteres.
Die Titel der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton wurden von einer Aktienplatzierung mit 4,5% belastet. Der Mutterkonzern will den Streubesitz schon länger erhöhen und nutzte nun den guten Kursverlauf, um mit einem kleineren Aktienpaket Kasse zu machen. Der Kurs blieb mit 34 Euro über dem Preis von 32,75 Euro, zu dem die Anteile verkauft wurden.
Türkische Lira fällt deutlich
Positiv im Blickfeld stand Tui wegen eines Analystenkommentars. Die Aktie des Reisekonzerns stieg um 5% und steuerte so auf ihren vierten Gewinntag zu, nachdem die US-Bank J.P. Morgan die Bewertung mit „Overweight“ aufgenommen hat. Der führende Tourismuskonzern Europas biete Anlegern ein attraktives Verhältnis zwischen Chancen und Risiken, schrieb Analyst Karan Puri.
Die vorsichtige Haltung der Anleger im Vorfeld der Fed-Sitzung zeigte sich auch an einem festeren Dollar. Der Dollar-Index notierte 0,3% fester bei 103,64 Punkten. Der Euro, der dank des deutschen Finanzpakets zuletzt stark zugelegt hatte, verlor 0,4% auf knapp unter 1,09 Dollar. Auch die Entwicklungen in der Türkei schlugen an den Börsen Wellen, nachdem der Istanbuler Bürgermeister und wichtigste politische Rivale von Präsident Tayyip Erdogan, Ekrem Imamoglu, unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen wurde. Der Leitindex der Istanbuler Aktienbörse fiel um bis zu 7% und die türkische Lira ging auf Talfahrt. Dadurch stieg der Kurs des Dollar zeitweise um knapp 12% auf ein Rekordhoch von 40,961 Lira.