Dax

Dem Dax steht eine unruhige Phase bevor

Das noch junge Börsenjahr hat bereits einige interessante Themen hervorgebracht. Da war zum Beispiel Elon Musk, der Chef des Elektroautobauers Tesla, der kürzlich erst verkündet hatte, dass seine Firma in erheblichem Umfang die nicht unumstrittene...

Dem Dax steht eine unruhige Phase bevor

Von Christoph Geyer*)

Das noch junge Börsenjahr hat bereits einige interessante Themen hervorgebracht. Da war zum Beispiel Elon Musk, der Chef des Elektroautobauers Tesla, der kürzlich erst verkündet hatte, dass seine Firma in erheblichem Umfang die nicht unumstrittene Kryptowährung Bitcoin gekauft habe. Dem Aktienkurs des kalifornischen Unternehmens hat dies gleichwohl keinen zusätzlichen Schub ge­bracht, obwohl die Kryptowährung zuletzt von einem Rekordhoch zum nächsten geeilt war, bevor sie einen deutlichen Dämpfer erhielt.

Irrationaler Hype

Auch interessant war die Aufregung um den Computer-Spieleanbieter Gamestop. Hedgefonds hielten den Wert für überbewertet und haben Shortpositionen aufgebaut. Privatanleger hielten dagegen und sorgten nach entsprechenden Aufrufen in Online-Foren gemeinsam dafür, dass die Aktie stieg. Somit zwangen sie die Leerverkäufer dazu, ihre Positionen zu schließen und damit einzudecken, was den Kurs explodieren lies. Binnen weniger Tage hat sich die Aktie verzehnfacht, um danach einzubrechen. Inzwischen notiert der Kurs wieder auf dem Niveau von vor dem Anstieg.

All diese Entwicklungen können mit den Mitteln der technischen Analyse nicht erfasst oder vorausgesagt werden. Trotzdem handelte es sich dabei um Themen, die an der Börse heiß diskutiert werden und für einen nach medialer Betrachtungsweise turbulenten Jahresauftakt gesorgt haben. Einen Einfluss, außer auf Bitcoin oder Gamestop, hatte dies an der Börse im Allgemeinen gleichwohl nicht.

US-Börsen nach Muster

Dennoch haben die Entwicklungen an den Börsen auch abseits dieser Einzelbeispiele interessante Beobachtungen ermöglicht. So haben sich die US-Börsen nahezu so verhalten, wie es die Statistik erwarten ließ. Wer nämlich die Saisonalität für den Dow Jones Industrial Index und den S&P 500 betrachtet, wird erkennen, dass der Januar sowohl in einem Nachwahljahr zum US-Präsidenten als auch in ganz „normalen“ Jahren eher trendlos und unruhig verläuft. Danach ist bis Anfang Mai mit einer Anstiegsbewegung zu rechnen. In diesem Jahr orientiert sich die Bewegung verblüffend nahe an der statistischen Kurve. So konnte zum Beispiel der S&P 500 im Januar zunächst zulegen, um dann gegen Ende des Monats noch einmal auf das Niveau des Jahresauftakts einzubrechen. Der Februar verlief über weite Strecken sehr erfreulich und wartete mit neuen Topwerten auf.

Beim Dax sieht das Bild etwas anders aus. Danach ist in einem US-Nachwahljahr bis Ende März nicht viel an positiver Performance zu erwarten. Hier ist eher mit einer Seitwärtstendenz zu rechnen. Genau das hat der Dax in den ersten Wochen des Jahres auch so nachvollzogen.

Verhasste Unsicherheit

Nun stellt sich die Frage, was stärker zu gewichten ist? Ist es der US-Präsidentschaftswahl-Zyklus oder die ganz normale Jahresstatistik ohne Rücksicht darauf, in welchem Jahr des Wahlzyklus wir uns befinden? Zieht man die Statistik der vergangenen 33 Jahre zu Rate, ohne die Wahlen in den USA zu berücksichtigen und bereinigt diese Daten dann noch um das vergangene Jahr mit dem außergewöhnlichen Einbruch im März, so kann man sehen, dass der Dax von Mitte Januar bis Ende März mit einer Wahrscheinlichkeit von 24 zu 8 Jahren bereits eine, wenn auch volatile, Anstiegsbewegung vollzogen hat. Im laufenden Jahr scheint sich allerdings die letztgenannte Statistik nicht durchzusetzen. Was sich aber bereits jetzt abzeichnet, ist eine unruhige Phase in den ersten Monaten. Hinzu kommt im laufenden (wie im vergangenen) Jahr die Unsicherheit darüber hinzu, wie es mit Corona weitergeht, welche Maßnahmen getroffen werden und wie diese wirken. Es ist derzeit eine Mischung aus Hoffnung und Angst vor einer dritten Welle. Wie hinlänglich bekannt sein dürfte, hassen Börsianer Unsicherheit. Genau davon sind die Märkte in diesen Zeiten aber extrem stark betroffen.

Markt ziert sich

Die aktuelle Lage stellt sich unterdessen so dar, dass sich der Dax von Seitwärtsbewegung zu Seitwärtsbewegung hangelt. Das sieht alles recht schwerfällig aus und ist es auch. Allerdings sind solche „treppenhafte“ Anstiegsbewegungen meist nachhaltiger als parabolische Anstiege. Die ausgeprägte Seitwärtsbewegung vom Sommer letzten Jahres bis zum Oktober wurde nach einem kurzen Ausrutscher nach unten von einer sehr engen Range im November und Dezember abgelöst. Anschließend folgte auf etwas höherem Niveau dann eine neue Seitwärtsrange, die immer noch anhält, auch wenn zwischenzeitlich auch hier ein Ausbruchsversuch nach unten vollzogen wurde. Dieser konnte aber, genau wie im Oktober, verhindert werden. Die Indikatoren weisen inzwischen Divergenzen aus, weshalb sich der Markt noch ziert, einen neuen Ausbruch nach oben zu unternehmen. Die rückläufigen Umsätze zeigen, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer unentschlossen und zurückhaltend ist. Dies ist die Unsicherheit, die für einen Aufwärtstrend eine schlechte Grundlage darstellt. Daher dürfte es bei dem Auftakt nach Maß bleiben, wenn man die Statistik betrachtet. Auch die kommenden Wochen sollten daher unruhig verlaufen.

*) Christoph Geyer ist technischer Analyst bei der Commerzbank.