Aktienmarkt

Der Dax hat weiteres Aufwärtspotenzial

Aus Sicht der technischen Analyse hat der Dax weiteres Aufwärtspotenzial. Auch für Gold könnte es langfristig wieder bergauf gehen, während sich der Euro zum Dollar im Abwärtstrend befindet.

Der Dax hat weiteres Aufwärtspotenzial

Von Martin Utschneider*)

Der Sechsfachboden des Dax40 bei 14980 Punkten dient als gute kurz- bis mittelfristige Orientierungs- und Support-Linie. Dieser hat sich bereits seit Juli 2021 mehrmals bewahrheitet. So auch beim letzten „Omikron-Rückgang“. Weiter gehende Verkaufspanik konnte da­mit vermieden werden. Die 200-Tage-Linie verläuft aktuell bei rund 15470 Zählern. Sie ist für die mittel- und langfristige Verlaufsprognose eine immens wichtige Marke. Zudem wurde Ende November 2021 ein „Erschöpfungs-Gap“ ge­öffnet. Dieses verläuft von 15920 bis 15257 Punkten. Die primäre „Aufgabe“ für den Dax40 ist es nun, diese Kurslücke nachhaltig zu schließen. Dies ist die Grundvoraussetzung für einen erfreulichen Start ins Börsenjahr 2022. Ob dies auch gleich im Januar gelingt, ist allerdings fraglich.

Verlaufsziel bei 17401

Nichtsdestotrotz lässt die Betrachtung der Fibonacci-Projektionen berechtigten Optimismus zu. Zwar stellen diese auch die Wichtigkeit des Gap Closings (15920) klar heraus, legen aber auch das dann mögliche Kurspotenzial offen. Das Zwischenziel läge dann bei 16516 Zählern, das Verlaufsziel 2022 bei 17401 Indexpunkten. Der Langfristchart seit 1990 zeigt auch ein klares Bild: intakter nachhaltiger Aufwärtstrend. Dieser wurde nur einmal verlassen. Dies war im Jahr 2020 im Zuge des bis dato in diesem Ausmaß einmaligen Corona-Crashs.

Der Euro Stoxx 50 konnte 2021 endlich seinen seit sage und schreibe März 2000 übergeordneten Abwärtstrend verlassen. Der Chart befand sich Anfang Dezember 2021 im oberen Drittel dieses Trends. Ein Zeichen von nachhaltiger Trendsystematik trotz der Wirrungen um Omikron just in diesem Zeitraum. Ebenfalls konnte trotz des kurzfristigen Rückgangs auch die 200-Tage-Linie gehalten werden. Diese tendiert Mitte Dezember 2021 bei 4095 Punkten. Auch für den Euro Stoxx 50 stellt sie für die mittel- und langfristige Verlaufsprognose eine immens wichtige Marke dar. Auch hier geben die Fibonacci-Projektionen Anlass zum Optimismus. Das Zwischenziel liegt bei 4305 Zählern, das Verlaufsziel 2022 dann bei 4447 Indexpunkten. Auch beim Euro Stoxx 50 muss zunächst noch ein Gap überwunden werden. Diese Kurslücke verläuft zwischen 4279 und 4214 Punkten. Analog zum Dax40 ist dieses Überwinden die erste wichtige „Aufgabe“ im neuen Jahr. Weiteres Kurssteigerungspotenzial lässt sich durchaus auch beim US-Leitindex S&P500 ab­lesen, auch wenn er bis zum November diesen Jahres bereits von Hoch zu Hoch eilte. Zum weiteren Kurspotenzial trägt auch die Situation bei den längerfristigen Trendfolge-Indikatoren bei. Aktuell konsolidiert der S&P500 zwar, befindet sich aber nach wie vor nahezu bilderbuchmäßig im Aufwärtsmodus, noch dazu im oberen Drittel. Der erfolgreiche Test sowohl der 100-Tage-Linie als auch der 38-Tage-Linie Anfang Dezember beruhigt das Gesamtbild. Die 200-Tage-Linie verläuft weit unterhalb des aktuellen Kursniveaus. Dies spricht für die Nachhaltigkeit des Aufwärtstrends, sowohl kurz- als auch langfristig. Die Fibonacci-Projektionen helfen auch in diesem Falle für eine Orientierung „nach oben“ sehr gut weiter. Das Zwischenziel liegt bei 4776 Indexpunkten, das Verlaufsziel für 2022 bei 4950 Zählern.

Der Euro befindet sich zum US-Dollar im intakten Abwärtsmodus. Der Anfang Dezember 2021 erfolglose Test der 1,160 US-Dollar wurde von einer klassischen „Mean Reversion“ an der 38-Tage-Linie begleitet: Test der 38-Tage-Linie und deutlicher Abprall nach unten. Diese klassische technische Kon­stellation spiegelt auch spürbar den vorherrschenden Marktkonsens wider. Weder MACD noch Slow-Stochastik oder RSI generieren erfreuliche Signale. Es droht weiterhin der kurz- bis mittelfristige Sturz in Richtung 1,110 Dollar. Der Euro bleibt somit auch 2022 zunächst weiter chart- und markttechnisch unter spürbarem Druck. Das Momentum hat sich weiter spürbar abgeschwächt. Sollte der erwartete nochmalige Test der 1,110 Dollar allerdings positiv verlaufen, dann könnte sich auch eine Rebound-Chance in Richtung 1,151 Dollar ergeben, allerdings frühestens im zweiten Quartal 2022. Dennoch bliebe der übergeordnete Abwärtsmodus dann trotzdem weiterhin intakt.

Abwärtsbewegung verlassen

Der Goldpreis in Dollar befand sich noch bis vor kurzem seit Juni 2021 in einer übergeordneten Abwärtsbewegung. Diese wurde im November wieder verlassen. Die markttechnischen Indikatoren zeugen mittelfristig weiterhin von einer leicht positiven Gemengelage. Sollten sich die aktuellen Unsicherheiten sowie die weiter ansteigenden Inflationsprognosen be­wahrheiten, dann könnte das ein schneller Treiber für den Goldpreis werden. Für die kurz- bis mittelfristige Tendenz bleibt das Niveau von 1794 bis 1803 Dollar das „Nadelöhr“. Hier „tummeln“ sich wichtige Signalmarken. Mittelfristig gelten weiterhin die 2000 Dollar als Ziel. Sollte sich der aktuelle Break-out als nachhaltig erweisen, dann könnte es nun weiter „treppenmäßig“ nach oben gehen. Wichtige Widerstände auf dem Weg in Richtung 2000 Dollar sind dabei sowohl charttechnische Hürden als auch diverse Fibonacci-Linien. Diese Widerstände verlaufen bei 1819, 1853, 1876 und 1962 Dollar.

*) Martin Utschneider ist Abteilungsdirektor und Leiter Technische Analyse bei der Privatbank Donner & Reuschel.