Alternative Assets

„Der Fixed-Income-Hype ist vorbei“

Infrastruktur-Assets wie Netze, Datencenter oder Batteriespeicher sind in den Portfolios deutscher institutioneller Investoren bisher eher in „homöopathischen Dosen“ vertreten, wie Dennis Schnutenhaus, Managing Director beim Assetmanager Palladio, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Aber das Interesse steigt nach der Zinswende deutlich.

„Der Fixed-Income-Hype ist vorbei“

„Der Fixed-Income-Hype ist vorbei“

Infrastruktur-Spezialist Palladio registriert verstärktes Investoreninteresse an der Assetklasse – Rendite 6 bis 15 Prozent

Infrastruktur-Assets wie Netze, Datencenter oder Batteriespeicher sind in den Portfolios deutscher institutioneller Investoren bisher eher in „homöopathischen Dosen“ vertreten, wie Dennis Schnutenhaus, Managing Director beim Assetmanager Palladio, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Aber das Interesse steigt nach der Zinswende deutlich.

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Die durch multiple Schocks wie Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise rasant gestiegene Inflation und die daraufhin seit 2022 von den Notenbanken vorgenommenen drastischen Zinserhöhungen haben Infrastruktur als Assetklasse in den vergangenen zwei Jahren belastet. Denn die Investoren ergriffen nach zehn Jahren Niedrig- bzw. Nullzinsphase die Chance, sich stark mit liquiden festverzinslichen Papieren einzudecken, die nun erstmals wieder ein sehr attraktives Risiko-Rendite-Profil boten. Das galt in erster Linie für Staats- und Unternehmensanleihen mit erstklassiger Bonität.

„Gewisser Hemmschuh“

Und es gilt derzeit immer noch insbesondere für US-Staatsanleihen, wo die 10-jährige Treasury aktuell mit 4,3% und 30-jährige Langläufer mit fast 4,5% rentieren, weil die Investoren offenbar davon ausgehen, dass die Inflation nicht völlig gezähmt ist. Weitere Zinsschritte der Fed sind insofern nicht für alle Anleger eine ausgemachte Sache. Dennis Schnutenhaus, Managing Director bei der auf Infrastruktur spezialisierten Frankfurter Investmentboutique Palladio Partners, räumt ein, dass dies noch immer ein „gewisser Hemmschuh“ für die illiquide Assetklasse ist.

Dies zumal, wenn die Renditen der Treasuries auch nach der US-Präsidentschaftswahl gemessen am Leitzins eine stabile Höhenlage beibehalten sollten. Das könnte angesichts der ausufernden Staatsverschuldung durchaus der Fall sein. Dennoch sei die Zinswende, die die Notenbanken in diesem Jahr mit deutlichen Schritten eingeleitet haben, insgesamt bei den Anlegern angekommen. „Der Fixed-Income-Hype ist vorbei“, unterstreicht der Manager. Global hat das Infrastruktursegment in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt zwischen 100 und 150 Mrd. Dollar an jährlichen Kapitalzusagen erhalten. Dabei waren die Mittelzuflüsse in Europa vor allem 2022 und 2023 zunächst noch mit dem Leitzins der Fed und dem der EZB sprunghaft angestiegen und dann auf dem Zins-Peak rasant abgefallen, weil die Investoren sich auf festverzinsliche Anlagen stürzten.

Enormer Bedarf

Der enorme Investitionsbedarf in Infrastruktur für die gerade von der deutschen Regierung mit Nachdruck vorangetriebene Energiewende sowie die digitale Transformation, der „je nach Betrachtungsweise und Sektorfokus in einer Region bis zu 1 Bill. Euro liegen dürfte, lenkt das Interesse vieler institutioneller Anleger in Deutschland auf die Assetklasse“, erläutert Schnutenhaus. Denn Infrastruktur habe gerade in den zurückliegenden Jahren mit hoher Inflation und teilweise erheblicher Marktvolatilität bei liquiden Anlagen wie Aktien oder Anleihen ihren Wert bewiesen.

Wachsendes Interesse

Palladio, die Versicherer, Pensionsfonds, Kirchen und Family Offices berät, registriert über alle Kundengruppen hinweg eine wachsende Aufmerksamkeit für Infrastruktur-Investitionen. Die Investmentboutique hat insgesamt gut 9,5 Mrd. Euro under Management, wobei unter anderem die Pensionskassen von BASF, ZF Friedrichshafen und EnBW zu den Anlegern zählen, ebenso die der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Dabei werden von Palladio Infrastrukturinvestments von 2 Mrd. Euro verwaltet. Von einer solchen Anlagequote von mehr als 20% sind die Institutionellen insgesamt weit entfernt. „5% ist ein oft zitierter Zielwert, der längst noch nicht von allen erreicht wird“, so Schnutenhaus. „Wir sehen aber auch Investoren, die nach guten Erfahrungen den Anteil über die 5% hinaus weiter ausbauen.“

Dass generell das Interesse der Investoren für die Assetklasse steigt, ist schon seit längerem zu beobachten, wie eine Umfrage des Bundesverbands für Alternative Investments (BAI) im Vorjahr ergab. Demnach wollten drei Viertel der deutschen Limited Partners (LP) Mittelzusagen für Infrastruktur Equity machen. Diese Investments konkurrieren aufgrund ihrer Laufzeit von 10 bis 20 Jahren insbesondere mit Langläufern im Fixed-Income-Bereich, bieten aber ein breiter angelegtes Risiko-Rendite-Profil.

Batteriespeicher im Blickpunkt

„Die Spannen am Markt reichen im Schnitt von 6 bis 7% am unteren Rand bis 15% und mehr im oberen Bereich“, umreißt der Experte die Renditespanne. Diese kann bei verschiedenen Assets dargestellt werden. „So bieten sich Rechenzentren, die bereits gebaut und langfristig vermietet sind, als risikoärmere Investments mit Renditen im mittleren einstelligen Bereich an. Wer Mittel in ein Rechenzentrum steckt, das erst geplant oder gebaut wird, sollte eine zweistellige Rendite erwarten“, erläutert Schnutenhaus. Dabei spielen die vergleichsweise risikoarmen Assets inzwischen für Institutionelle eine so wichtige Rolle, „dass sie hier gerne Mittel allokieren“. Als Hot Topic mit zu erwartenden Renditen von über 15% gelte die relativ junge Assetklasse der Batteriespeicher.

Um mehr privates Kapital für Infrastrukturanlagen zu mobilisieren, hat sich aus Sicht von Palladio auch die „Quote“ bewährt, die Nordrhein-Westfalen bereits eingeführt hat und die auch schon im Bundeskabinett beraten wurde. Investoren in Nordrhein-Westfalen können seit 2021 eine separate Infrastrukturquote in Höhe von 5% der gesamten Kapitalanlagen in Anspruch nehmen. Diese Infrastrukturanlagen werden damit nicht mehr auf die Beteiligungs- und Risikoquote angerechnet. Hiervon machen „nahezu alle Versorgungswerke in Nordrhein‑Westfalen Gebrauch. Das könnte also eine Blaupause für den Bund sein.“