Robyn Laidlaw

„Die Deutschen sind große Sparer“

Die Europa-Vertriebschefin von Vanguard im Gespräch mit der Börsen-Zeitung über die Strategie und die Pläne des bedeutenden ETF-Anbieters in Deutschland.

„Die Deutschen sind große Sparer“

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Der Markt für börsengehandelte Indexfonds, den Exchange Traded Funds (ETFs), wächst rasant und markiert neue Höchststände. Nicht allein, dass die Mittelzuflüsse weltweit und in Europa in diesem Jahr extrem hoch sind und ein neues Rekordniveau erreichen werden. Laut dem Analysehaus ETFGI betragen die Zuflüsse in ETFs im bisherigen Jahresverlauf bereits 834 Mrd. Dollar weltweit und 139 Mrd. Dollar in Europa. Mit verwalteten Geldern von 9,73 Bill. Dollar weltweit und 1,54 Bill. Dollar in Europa per Ende August wächst die ETF-Industrie gerade auch in neue Dimensionen (Zahlen jeweils laut ETFGI).

Einer der großen Player im weltweiten ETF-Geschäft ist Vanguard. Per Ende August verwaltete der US-Asset­manager mit einer genossenschaftlichen Eigentümerstruktur weltweit Assets über 8,3 Bill. Dollar. Davon sind 6,5 Bill. Dollar in kostengünstigen Indexprodukten angelegt und 1,8 Bill. Dollar aktiv. Inzwischen ist Vanguard nicht nur in den USA, sondern auch am europäischen ETF-Markt­ ein bedeutender Player. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert Robyn Laidlaw, die Europa-Vertriebschefin von Vanguard, die Strategie und die Pläne des großen internationalen ETF-Anbieters.

Wichtig für Vanguard sei es, für Kunden und Intermediäre in ganz Europa an den wichtigsten Finanzplätzen präsent und vor Ort zu sein. „Begonnen haben wir unseren ‚richtigen‘ Markteinstieg in Europa in London“, erklärt Laidlaw, deren Titel Head of Distribution Europe lautet. „Seit drei Jahren haben wir ein Büro in Frankfurt, in diesem Jahr haben wir ein Büro in Mailand eröffnet, in Zürich, Amsterdam und Paris sind wir seit vielen Jahren ver­treten.“

„Listing natürlich auf Xetra“

Der Wunsch des Kunden stehe nicht zuletzt auch bei der Börsennotiz der Produkte im Mittelpunkt. „Beim Listing unserer ETFs achten wir stets auf die Bedürfnisse unserer Kunden“, sagt die Vertriebschefin, die seit 2006 für Vanguard tätig ist. „Wir listen die meisten ETFs in London, natürlich auch auf Xetra in Frankfurt, sowie in Amsterdam, Zürich und Mailand.“

Im Fokus von Vanguard stehen neben institutionellen Adressen vor allem auch die Privatanleger. „Neben professionellen Investoren sprechen wir in Europa vor allem auch Retail- Investoren an. Diese erreichen wir vor allem über Berater und Direktbanken“, sagt Laidlaw.

Unterstützung für Berater

„Deutschland ist innerhalb Europas für uns ein sehr wichtiger Markt“, betont die Leiterin des Europa-Vertriebs. „Die Deutschen sind große Sparer und für ETF-Sparpläne besteht nicht zuletzt vor dem Motiv, für das Alter vorzusorgen, großes Potenzial.“ Immerhin sei die Zahl der ETF-Sparpläne in den vergangenen Jahren rasant von wenigen 100000 bis auf inzwischen fast drei Millionen gestiegen. Laidlaw wörtlich: „Dies zeigt auch die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Zahl von ETF-Sparplänen.“ In Sachen Altersvorsorge verweist sie auf ihre Erfahrungen in Australien, wo sie neun Jahre für Vanguard die Produkt- und Marketingabteilung leitete. Auch in Australien sei es gelungen, viele Anleger für eine Vorsorge über transparente und kostengünstige ETFs zu gewinnen.

Wichtig für Vanguard sei der Vertrieb über qualifizierte Berater. „Für Berater bieten wir eine umfassende Berater-Akademie an und geben ihnen eine Menge an Unterstützung“, sagt Laidlaw. „Wir helfen Beratern dabei, zu ‚Financial Coaches‘ für ihre Kunden zu werden.“

Nicht zuletzt habe der Assetmanager seine eigene Philosophie. „Als Vanguard treiben wir die Demokratisierung der Geldanlage voran und profitieren gleichzeitig davon. Wir bieten transparente Produkte und niedrige Kosten. In unserem Fokus steht einzig der langfristige Anlageerfolg unserer Kunden.“

Wichtig sei es, die Kapitalanlage möglichst einfach zu machen. „Viele Anleger schätzen ein „One-Stop-Shopping“. Um dies zu gewährleisten, haben wir in Deutschland unsere Lifestrategy-Produkte aufgelegt, bei denen ein regelmäßiges Rebalancing stattfindet“, erläutert die Europa-Vertriebschefin. „Es handelt sich dabei um kostengünstige Multi-Asset-Portfolios in einer ETF-Dachfondsstruktur.“

Regulierung recht klar

Nachhaltigkeit werde für die Fondsindustrie insgesamt und auch für Vanguard immer wichtiger. „Die Regulierung ist durch die EU-Verordnung zur Nachhaltigkeit von Fonds mit den Artikeln 8 und 9 recht klar“, erklärt Laidlaw. „Entsprechend richten wir auch mehrere Produkte danach aus.“ So habe Vanguard zum Beispiel sowohl einen globalen nachhaltigen Anleihe-ETF aufgelegt und auch einen globalen marktbreiten Weltaktienfonds mit robustem ESG-Scree­ning begeben. Zudem habe Vanguard in Sachen Nachhaltigkeit auch personell kräftig aufgestockt. „Seit Februar dieses Jahres haben wir mit Fong Yee Chan eine Leiterin der ESG-Strategie für Großbritannien und Europa. Die Stelle wurde neu geschaffen, um unseren ESG-Ansatz in Europa weiterzuentwickeln.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.