Ölmarkt

Die Opec plus bereitet ein schmieriges Pflaster

Der Förderdisput innerhalb der Opec plus hat den Ölpreisen kurzfristig Schwung verliehen. Doch Investoren bewegen sich nun auf äußerst unsicherem Grund.

Die Opec plus bereitet ein schmieriges Pflaster

Nach der gewaltigen Preisrally der vergangenen Monate bewegen sich die Teilnehmer am Ölmarkt auf äußerst unsicherem Grund. Während die Notierung der führenden Nordseesorte Brent Crude am Dienstag auf dem höchsten Niveau seit zweieinhalb Jahren notierte, war US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) gar so teuer wie seit November 2014 nicht mehr. Bereits in den vergangenen Wochen waren die Lagerbestände in den USA und China stark gefallen, die sich abzeichnende Unterversorgung am Weltmarkt erhöhte den Handlungsdruck auf die Opec plus – doch das erweiterte Ölkartell zeigt sich ausgerechnet in diesem Umfeld uneinig. Hatte ein Kompromiss über eine graduelle Ausweitung der Förderung in der zweiten Jahreshälfte zunächst nach einer Formsache ausgesehen, stellten sich die Vereinigten Arabischen Emirate quer und forderten eine höhere Produktionsbasis für sich.

Der Disput zwischen Abu Dhabi und dem von Saudi-Arabien angeführten Großteil der übrigen Opec-plus-Staaten hat den Ölpreisen zwar zusätzlichen Schwung verliehen. Denn der Markt geht wohl davon aus, dass das bestehende, bis April 2022 angesetzte Kürzungsabkommen des Kartells nach wie vor in Kraft ist. Das Pflaster ist für Investoren aber deshalb so schmierig, weil dies bald möglicherweise nur noch in der Theorie gilt. Schließlich haben Differenzen innerhalb des Kartells in der Vergangenheit häufig dazu geführt, dass Mitglieder ihre Produktion unkontrolliert ausweiteten. Im vergangenen März, als Verhandlungen über eine Förderbremse zwischen der Opec und Russland gescheitert waren, senkte Saudi-Arabien seine Verkaufspreise zudem so stark wie seit Jahren nicht mehr, was die Notierungen am Gesamtmarkt massiv belastete. Laut der Investmentbank Goldman Sachs stellt ein destruktiver Preiskrieg auch 2021 kein vernachlässigbares Szenario mehr dar.

Wenn es jedoch nicht dazu kommt und die Preise weiter steigen, drohen gegenläufige Effekte. Geht die auf einer künstlichen Angebotsverknappung ba­­sierende Rally zu weit, dürfte dies laut der Commerzbank die Nachfrage belasten. Zudem dürften auch die Nicht-Opec-Förderer dann verstärkt von den Anstiegen profitieren wollen und ihren Output ausweiten.

Eine Einigung zwischen den Emiraten und Saudi-Arabien wäre für eine stabile Entwicklung der Preise daher essenziell. Doch selbst wenn Abu Dhabi und Riad ihre Differenzen überwinden – das Image der Opec plus als Ordnungskraft am Ölmarkt hat durch den inneren Disput erneut Schaden genommen.

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