DZ Bank senkt Kursziele für Stahltitel

Analysten verweisen auf drohende amerikanische Strafzölle

DZ Bank senkt Kursziele für Stahltitel

ku Frankfurt – Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle auf Stahlimporte sehen die Analysten der DZ Bank das Sentiment für deutsche Stahlaktien belastet. Sie haben daher die Kursziele für Thyssenkrupp und für Salzgitter leicht nach unten korrigiert. Den fairen Wert für den Stahlhändler Klöckner & Co haben sie dagegen bei 13 Euro (derzeit 10,86) bestätigt, wobei sie weiterhin zum Kauf des Titels raten. Hohe QualitätFür Thyssenkrupp erhalten die Anlageexperten der Bank ihre Kaufempfehlung aufrecht, betrachten als Kursziel nun aber 25 nach bisher 27,40 (derzeit 21,34) Euro als angemessen. Die Sparte Steel Europe exportiere rund 4 % ihrer Gesamtproduktion in die USA. Hierbei handele es sich größtenteils um hochwertige Qualitäten. Das größte Risiko für Thyssenkrupp gehe primär von Umlenkeffekten aus, glaubt man bei der DZ Bank. Mittelfristig werde Thyssenkrupp ihre Abhängigkeit vom zyklischen Stahlgeschäft reduzieren. Ein wichtiger Schritt im Transformationsprozess sei hierbei das Joint Venture mit Tata Steel Europe.So solle Steel Europe mit Vertragsunterzeichnung als “nicht fortgeführte Aktivität” ausgewiesen werden. Hinsichtlich der Salzgitter-Aktie raten die Analysten weiterhin zum Verkauf und reduzieren den fairen Wert von 40 auf 38 (aktuell 44,35 Euro). Salzgitter sei bereits jetzt von US-Strafzöllen betroffen. Mit Blick auf die geringen Stahlexporte in die USA würden die direkten Auswirkungen der von Trump in Aussicht gestellten Strafzölle überschaubar bleiben.Gleichzeitig bestehe bei Salzgitter weiterhin eine sehr hohe Abhängigkeit vom Stahlgeschäft. Wie bei Thyssenkrupp gehe auch bei Salzgitter das größte Risiko von Umlenkeffekten aus, die im “Worst Case” zu einer erneuten Importkrise führen könnten, was aktuell jedoch nicht sehr wahrscheinlich erscheine.Bei Klöckner & Co werde das US-Geschäft wohl kurzfristig von möglichen Strafzöllen auf Stahlimporte profitieren. Gleichzeitig werde sich die weitere Abschottung des US-Stahlmarktes nachgelagert negativ auf das Europageschäft des Stahlhändlers auswirken, glauben die Analysten. Kurzfristig würden aber zunächst die positiven Ergebnisaspekte wohl überwiegen. Verunsicherung am MarktNach Einschätzung der DZ Bank ist die Verunsicherung am Markt derzeit hoch. Wichtige Details der möglichen Schutzzölle seien nicht bekannt, wobei sogar noch unklar sei, ob diese letztlich verhängt werden. Möglicherweise werde es viele Ausnahmen geben, wobei die Ausnahmen nicht für Länder, sondern für Firmen gelten sollen. Die deutsche Stahlindustrie könne direkt und auch indirekt betroffen sein. Durch die Strafzölle würden die Stahlpreise in den USA steigen.Damit erhöhten sich für viele wichtige Branchen die Herstellungskosten, während die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft sinke. Am Ende würden insbesondere die US-Konsumenten die Zeche zahlen. Zudem könnten die Strafzölle den Beginn eines weltweiten Handelskrieges markieren. Die EU und auch China hätten bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht. UmlenkeffekteFür die deutsche Stahlindustrie, die 2016 Erlöse von rund 35 Mrd. Euro erwirtschaftet und knapp 42 Mill. Tonnen Rohstahl – das seien rund 2,6 % der Weltproduktion und mehr als ein Viertel der EU-Stahlherstellung – erzeugt habe, seien die genannten Umlenkeffekte die Hauptgefahr. Dies bedeute, dass Mengen, die aufgrund von Schutzzöllen nicht mehr in den USA abgesetzt werden könnten, auf Umwegen in den europäischen und deutschen Markt gelangen könnten, was die Stahlpreise in Deutschland und Europa unter Druck setzen würde. Die direkten Auswirkungen auf die deutschen Stahlproduzenten werden von den Analysten der DZ Bank dagegen als eher gering eingestuft, da die deutschen und auch die europäischen Exporte in Richtung USA vergleichsweise gering seien und der Anteil an hochwertigen Qualitäten hoch sei.Diese Güter seien nicht leicht zu ersetzen. Insgesamt machten die Exporte in die USA gerade 3 % der gesamten deutschen Stahlproduktion aus. Allerdings sei Deutschland der wichtigste europäische Anbieter auf dem US-Markt. Rückgang erwartetGeplant seien Strafzölle von pauschal 25 %. Sollten alle Länder von den Zöllen betroffen sein, rechnen die Analysten mit einem Rückgang der amerikanischen Stahlimporte um 40 bis 60 %. Was die Gegenmaßnahmen der EU betrifft, so erwarten die Experten der Bank nicht, dass die EU eine neue Importkrise wie Ende 2015 bzw. Anfang 2016 zulassen wird.Damals habe der relativ offene europäische Stahlmarkt erheblich unter hohen Importen vor allem aus China, aber auch aus Russland und der Ukraine gelitten. Die EU habe im August 2006 Antidumpingmaßnahmen auf Einfuhren von kaltgewalzten Flachstahlerzeugnissen aus China und Russland verhängt. Diese Zölle sollen über fünf Jahre Bestand haben.