Geldanlage

DZ Bank sieht Dax Ende 2023 bei 15.000 Zählern

Die DZ Bank erwartet den Dax Ende 2023 bei 15.000 Punkten, die Wirtschaft in Deutschland rutscht ihrer Meinung nach in die Rezession ab – mit sicheren Anleihen lassen sich aber wieder Renditen erzielen.

DZ Bank sieht Dax Ende 2023 bei 15.000 Zählern

kjo Frankfurt

Die Kapitalmarktexperten der DZ Bank sind für das anstehende Jahr 2023 eher etwas zurückhaltend. Die Analysten erwarten für die Eurozone und die USA eine spürbare Rezession, die sich erst ab der zweiten Jahreshälfte entspannen sollte. Für Deutschland gehen die Strategen von einem Wirtschaftsrückgang in Höhe von 1,9% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Weltweit soll ihren Prognosen nach das BIP um 1,8% zulegen. Die Inflation bleibe in Europa weit über dem EZB-Zielwert von 2%, weshalb die Notenbank ihre Zinswende vorerst mit großen Schritten weiterführen dürfte. Das verleihe Bondrenditen Auftrieb und beende den Anlagenotstand der vergangenen Jahre. Aktien seien weiterhin attraktiv, weil insbesondere Großunternehmen kräftige Ge­winne einfahren und mit den historischen Teuerungsraten umgehen können.

Hohe Volatilität

Für den deutschen Leitindex Dax prognostizieren die Experten der DZ Bank per Jahresende 2023 einen Stand von 15000 Punkten. Die großen Aktiengesellschaften in den internationalen Blue-Chip-Indizes würden überwiegend er­folgreich durch das Krisenumfeld navigieren. Der Aktienmarkt bleibe zwar abhängig von den Notenbankaktivitäten, da die steigenden Anleiherenditen Opportunitätskosten für Wertpapiere darstellen würden. Die Zinswende bedeute aber nicht, dass Aktien keine Gewinnchancen mehr bieten würden. „Die Volatilität ist weiter hoch, und die Ertragsstärke bleibt eine Schlüsseleigenschaft bei der Aktienauswahl. In einem schwierigen Umfeld mit hoher Inflation sind deshalb etablierte Großunternehmen aus In­dustrieländern die erste Wahl“, so die Einschätzung von Sven Streibel, Chef-Aktienstratege des genossenschaftlichen Hauses.

Dies könne begründet werden mit robusten und positiv überraschenden Unternehmensergebnissen und damit, dass große Firmen starke Marken mit hoher Preissetzungsmacht hätten. „Viele Blue Chips stellen nicht nur die Inflationsverursacher dar, sondern auch die Inflationsgewinner“, sagt Streibel. Zyklischen Werten traut Streibel 2023 Aufholpotenzial zu, für den Dax sagt er deshalb steigende Notierungen voraus. Den Euro Stoxx 50 erwartet er bei einem Stand von 4100 Zählern (vgl. Tabelle). Auch Big Tech könnte laut Streibel nach dem Höhepunkt der Zinswende wieder zulegen. Für den S&P 500 erwartet er deshalb Ende 2023 4400 Punkte. Allgemein sieht er aufgrund der weiterhin angespannten Rahmenbedingungen in der Aktien-Allokation eine Über­gewichtung von Industrieländern gegenüber Emerging Markets, Letztere dienen für ihn weiterhin nur als Beimischung.

Sichere Anleihepapiere von Staaten und Unternehmen mit einem Investment-Grade-Rating würden zunehmend wieder Renditen oberhalb von 4% bieten. „Mit Blick auf die Zinswende und ausgehend davon, dass sich der Energiemarkt zumindest mittelfristig entspannt, dürfte die Inflation ab dem übernächsten Jahr wieder in Richtung 2% zeigen. Der jährliche Kupon von neu emittierten Bonds stabilisiert das Portfolio dann wieder und könnte sogar für positive Realrenditen sorgen“, meint Christoph Kutt, Leiter des Fixed Income Research. Bei der Attraktivität von Unternehmensanleihen kommt es laut dem Experten nicht auf einzelne Branchen an, sondern darauf, wie gut Firmen mit der aktuellen Krise umgehen können. Die Unternehmen seien aber auch steigenden Refinanzierungskosten ausgesetzt.

EZB am Drücker

Um die Inflationserwartungen zu bändigen, habe die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli mit der Zinswende begonnen. „Die Notenbank ist noch nicht fertig. Bei der Teuerung hat sich eine Dynamik entwickelt, die eingefangen werden muss. Nach einem weiteren großen Zinsschritt im Dezember könnten noch zwei Erhöhungen im Frühjahr folgen“, sagt Kutt. Damit seien die Zeiten von Nullrenditen bei Anleihen vorbei.

Immobilien unter Druck

Auch wenn die Gas- und Strompreisbremse der Bundesregierung Industrie und Verbrauchern helfen werde, vergleicht die DZ Bank die kommende Rezession in Bezug auf Schwere und Dauer mit den energiepreisbedingten Krisen der 1970er und 80er Jahre.

„Wir rechnen für 2023 ab dem zweiten Quartal mit einer langsam beginnenden Erholung. Der Kaufkraftverlust lässt den Konsum sinken, was viele Unternehmen spüren werden“, so Michael Holstein, Chefvolkswirt des Hauses. „Die hohen Energiepreise werden Deutschland und Europa lange belasten.“ Die unsichere Wirtschaftslage und steigende Zinsen würden zudem den Immobilienmarkt in Deutschland einfrieren. Für die USA prognostizieren die Experten im kommenden Jahr einen BIP-Rückgang in Höhe von 0,8%. Die Teuerung erwarten sie bei 5,8%.

Prognosen der DZ Bank für 2023
Prognosewert
BIP-Wachstum Deutschland−1,9 %
BIP-Wachstum EWU−1,0 %
Inflation Deutschland7,6 %
Inflation Eurozone6,7 %
Rohöl (Brent)95 Dollar/Barrel
Gold1 900 Dollar/Feinunze
Hauptrefinanzierungssatz EZB3,0 %
Einlagensatz EZB2,5 %
Leitzins USA (Fed Funds)4,75 %
Wechselkurs USD/EUR1,07
Dax15 000 Punkte
Euro Stoxx 504 100 Punkte
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