Energieversorger

Enel-Bonds bieten Einstiegsopportunitäten

Die Anleihen des Versorgers Enel bieten nach Ansicht der LBBW interessante Einstiegsmöglichkeiten. Die Emission grüner Anleihen spielen für den Konzern eine wichtige Rolle bei der Finanzierung.

Enel-Bonds bieten Einstiegsopportunitäten

Von Erkan Ayçiçek*)

Enel tritt regelmäßig als Emittent von Unternehmensanleihen auf. Mit einem Anteil von rund 59% wurde der größte Teil der Bonds in Euro begeben. Insgesamt hat das Unternehmen über Anleihen gegenwärtig einen Betrag von 48,8 Mrd. Euro ausstehen. Der weit überwiegende Teil ist fest verzinst. Recht schnell nach dem Jahreswechsel kam in der zweiten Handelswoche Enel mit einer großvolumigen nachhaltigen Euro-Bondplatzierung an den Markt. Erst im Oktober vergangenen Jahres platzierte das Unternehmen bereits eine erste Dual-Tranche an Sustainability-Linked Bonds im Gesamtwert von 1,5 Mrd. Euro. Aktuell handelt es sich um eine großvolumige Mehrfachplatzierung mit drei Laufzeiten (vier, neun, 13 Jahre).

Das Gesamtvolumen dieser Sustainability-Linked Bonds belief sich auf 2,75 Mrd. Euro, davon 1,25 Mrd. Euro im kurzen Laufzeitenbereich (2025) und jeweils 0,75 Mrd. Euro bis Ende 2031 und 2035. Enels Sustainability-Linked Bonds sind mit einem Step-up-Kupon von jeweils 0,25% p.a. versehen. Sollte es dem Unternehmen nicht ge­lingen, die festgelegten Ziele (CO2-Emissionen­) bis zu einem vorgegebenen Zeitpunkt zu erreichen, muss Enel auch den Step-up-Kupon bezahlen. Darüber hinaus hat Enel sieben Hybride ausstehen mit einem Gesamtvolumen von 6,5 Mrd. Euro. Die nächsten Calltermine für die Hybride sind im Jahr 2023 bzw. 2025 mit einem Volumen von 750 bzw. 900 Mill. Euro.

Vergleicht man die Performance der von Enel bereits emittierten Sustainability-Linked Bonds mit traditionellen Senior Bonds, so erweisen sich Erstere als interessantes Investment für die Investoren. So lagen die Spreads der Sustainability-Linked Bonds bei der Emission über der eines traditionellen Bonds mit gleichem Rating und ähnlicher Laufzeit. Des Weiteren gelang es in vier von sechs Fällen, dass sich der Spread zwischen Sustainability-Linked Bonds und den traditionellen Bonds während der bisherigen Laufzeit einengte.

Fokus auf Green Bonds

In Zukunft soll die Emission grüner Anleihen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Finanzierung spielen. Auch wenn Enel keine konkreten Aussagen hinsichtlich ihres jährlichen Finanzierungsbedarfs durch grüne Anleihen gemacht hat, bleibt festzuhalten: Enel hat zwischen 2022 und 2024 einen Refinanzierungsbedarf von ca. 16 Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund der Wachstumsperspektiven und des entsprechenden Kapitalbedarfs in den Bereichen der erneuerbaren Energien und Netze können solche Finanzierungsrunden interessante Einstiegsmöglichkeiten für Investoren sein.

Konsensusschätzungen rechnen damit, dass sich die positive Ergebnisdynamik der Unternehmen im Versorgersektor aus dem vorigen Jahr auch in diesem Jahr fortsetzen sollte. Die hohen Investitionen in die Wachstumsfelder erneuerbare Energien sowie in Netze tragen Früchte. Durch das fortgesetzte Wachstum im regulierten Bereich (Netze und erneuerbare Energien) steigt nicht nur die Bedeutung der Geschäftsfelder in den Unternehmen, sondern auch die Visibilität innerhalb des Sektors weiter. Dies führt auch zur einer Verbesserung des Geschäftsrisikoprofils und spiegelt sich auch in den eingeengten Bond-Spreads wider. Allerdings entwickelten sich die Spreads der Branche (Basis iBoxx Utilities) analog zum Gesamtmarkt (iBoxx Non-Financials). Der als Indikation für das aktuelle Marktrisiko dienende Spread für einen fünfjährigen CDS (Credit Default Swap) beträgt bei Enel gegenwärtig rund 66 Basispunkte (BP) und verzeichnete seit September einen Anstieg um etwa 20 BP. Enel hat 21 festverzinsliche Bonds mit Volumina von jeweils mindestens 500 Mill. Euro am Euro-Bondmarkt ausstehen und bietet somit eine ausreichende Palette verschiedener Laufzeiten bis zum Jahr 2036 an. Das durchschnittliche Rating der Agenturen liegt bei „BBB+“ mit einem stabilen Ausblick.

Der Versorgersektor ist auch im zweiten Jahr der Pandemie bisher nur in geringem Maße von der Coronathematik betroffen. Ein Großteil des operativen Geschäftes (Erzeugung, Netze, Handel, Vertrieb) ist national, und es gibt nur geringe internationale Verflechtungen. Auch die deutlich gestiegenen Rohstoffpreise, wie Kohle und insbesondere Gas, hatten nur einen begrenzten Einfluss auf das operative Geschäft. Dies liegt zum einen daran, dass die Energieversorger größtenteils ihre Strommengen mit Hedging-Positionen absichern. Zum anderen verfügen die Energieversorger über eine gute Marktposition und wären imstande, sollten die Preise auf hohem Niveau verharren, diese Preiserhöhungen an die Kunden größtenteils weiterzugeben. Insgesamt sehen wir den grünen Geschäftsumbau (Ausweitung des Netz- und Erneuerbare- Energie-Geschäfts) als einen wichtigen Aspekt, um von externen Faktoren, wie der Corona-Pandemie, weniger betroffen zu sein. So bieten beide Geschäftsfelder erhebliche Wachstumsperspektiven.

Regionale Diversifikation

Enel ist als vertikal integriertes Unternehmen mit einer guten regionalen Diversifikation unterwegs. So entfielen nach neun Monaten etwa 49% des gesamten nachhaltigen Ebitda auf Italien, gefolgt von Spanien und Lateinamerika mit 24% bzw. 23%. Wichtigstes Standbein ist der Geschäftsbereich Netze, in dem 43% des nachhaltigen Konzern-Ebitda er­zielt wurden, gefolgt von den erneuerbaren Energien mit 24%. Dagegen entfielen auf den Bereich konventioneller Stromerzeugung nur noch 13%. Der stetige Ausbau der Bereiche Netze und erneuerbare Energien führt nicht nur zu einer nachhaltigen Ergebnisverbesserung, sondern mindert auch die Volatilität der Erträge. Darüber hinaus hilft auch die breite geografische Diversifizierung, re­gio­nale Schwächen leichter auszugleichen. Basierend auf der operativen Ausrichtung auf Netze und erneuerbare Energien prognostiziert das Management eine stetige Ergebnissteigerung für die nächsten Jahre.

Ende November veröffentlichte Enel ein Update seiner Strategiepläne 2022 bis 2024 und 2021 bis 2030. Der Plan 2022 bis 2024 sieht eine weitere Beschleunigung der Investitionen um 12% auf 45 Mrd. Euro vor, wobei die jährlichen Bruttoinvestitionen in den nächsten drei Jahren 15 Mrd. Euro (gegenüber 13 Mrd. Euro im Plan 2021 bis 2023) betragen. Dabei entfallen auf die Bereiche erneuerbare Energien und Netze 42% bzw. 40% der gesamten Investitionssumme. Der aktualisierte Plan soll helfen, von dem wachsenden Elektrifizierungstrend in Europa noch stärker zu profitieren. Mit Hilfe der starken Investitionen soll sich das nachhaltige Konzern-Ebitda bis 2024 auf 21 bis 21,6 Mrd. Euro erhöhen, was einen Zuwachs von 4% p.a. gegenüber 2021 bedeutet. Basierend auf diesen Plänen soll das Ebitda im EE-Bereich von 5,8 auf 8,7 Mrd. Euro und im Netz-Bereich von 7,5 auf 8,7 Mrd. Euro ansteigen. Bedingt durch das hohe Expansionstempo ist geplant, dass die Nettoverschuldung von 53 auf 61 Mrd. Euro ansteigen soll. Die Ratio Nettoverschuldung/nachhaltiges Ebitda soll unverändert stabil bei 2,9x liegen, ergebnisbedingt.

*) Erkan Ayçiçek ist Senior Analyst für den Sektor Versorger bei der Landesbank Baden-Württemberg.

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