Energiewende

„Es muss massiv investiert werden“

Der Klimawandel beziehungsweise die Energiewende bieten nach Meinung von Hannes Loacker, Investmentexperte von Raiffeisen Capital Management, interessante Anlagemöglichkeiten.

„Es muss massiv investiert werden“

ck Frankfurt

Nach Einschätzung von Raiffeisen Capital Management ergeben sich durch den Klimawandel beziehungsweise dessen Bekämpfung vielfältige interessante Anlagemöglichkeiten. „Der Klimawandel ist nicht mehr zu ignorieren“, sagte Hannes Loacker, Investmentexperte für die Themen (erneuerbare) Energie, Energieeffizienzen, Energiemanagement und -transport des Assetmanagers in einem Pressegespräch am Mittwoch. Die CO2 Konzentration sei in den letzten Jahren signifikant angestiegen und habe ein Niveau erreicht, das einer Erderwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Stand entspreche, aktuell sei die Welt auf Kurs zu einer Erderwärmung von 2 Grad.

Es müsse dringend gehandelt werden. 50% der CO2-Konzentration entfielen auf fossile Energien. Derzeit liege die Erderwärmung bei 1,1 bis 1,2 Grad. Die Effekte seien bereits auf allen Kontinenten sichtbar, extreme Wetterphänomene träten häufiger auf. Für das Ziel von Netto-null-Emissionen müsse in vielen Bereichen investiert werden. Dazu zählten schadstoffarme Kraftstoffe, Wasserstoff, Ladestationen, Stromnetze für zusätzliche Strommengen aus erneuerbaren Quellen, erneuerbare Energien, Energieeffizienz von Gebäuden, die Elektrifizierung beziehungsweise E-Mobilität, Wasserstoffinfrastruktur, Abscheidung und Bindung von CO2 sowie Batterien.

Loacker zufolge bietet die Energiewende ein breites Feld für Investoren. Als Beispiel für entsprechend positionierte Unternehmen nannte er Schneider Electric (Energieeffizienz und Elektrifizierung) und Infineon. Infineon profitiere vom hohen Halbleiteranteil von Automobilen, der mit der Elektrifizierung steige. Ferner nannte er unter anderem die irische Kingspan. Das Unternehmen stelle auf nachhaltige Weise Wärmedämmplatten her.

Das Potenzial der Energiewende verdeutlichte Loacker anhand der Schwerpunkte des Green Deal der EU-Kommission. So solle die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen bis 2030 verdoppelt werden. Der Verbrennermotor stehe 2025 vor dem Aus, die Renovierungsrate von Gebäuden solle stark erhöht, grüner Wasserstoff massiv ausgebaut werden.

Stromnachfrage zieht an

Die weltweite Stromnachfrage werde Schätzungen zufolge bis 2050 um 75% wachsen, was auch mit der bis dahin um 2 Milliarden Menschen wachsenden Erdbevölkerung zu tun habe. „Es muss massiv investiert werden“, sagte Loacker. Laut der Internationalen Energieagentur müssten von 2026 bis 2030 in einem Null-Emissions-Szenario jedes Jahr 1 Bill. Dollar in Wind- und Solarenergie investiert werden.

Auch in den USA gehe von der Politik starke Unterstützung für die Energiewende aus, so im Rahmen des Inflation Reduction Act. Die im Bereich Erneuerbare Energien engagierten Unternehmen seien aber nicht mehr so stark von politischer Unterstützung abhängig. Strom aus Onshore-Wind sei bereits günstiger als die Produktion aus fossiler Energie, die Kosten der Fotovoltaik seien in den zurückliegenden Jahren um 85% gesunken. Es sei davon auszugehen, dass die Kosten weiter sinken werden. Das Gegenteil sei bei fossilen Energien der Fall. Hier werde es eine CO2-Steuer geben. Strom aus erneuerbaren Quellen sei günstiger und CO2-frei und habe außerdem geringere Projektlaufzeiten, immer vorausgesetzt, dass die Genehmigungsverfahren rasch verlaufen, was in der EU nicht immer der Fall sei.

Geringer CO2-Abdruck

Die zweitgrößte Position im Fonds Raiffeisen-Smart-Energy-ESG-Aktien sei die amerikanische First Solar. Das Unternehmen profitiere vom Inflation Reduction Act, der im Juli verabschiedeten Climate Bill, die massive Steuererleichterungen vorsehe. First Solar sei nicht von den Antidumpingmaßnahmen gegen chinesische Modulhersteller betroffen. Hinzu kämen im Vergleich zu den Wettbewerbern mit ihren silikon­basierten Modulen Vorteile durch ihre Dünnschicht-Fotovoltaik-Module. Diese Module benötigten 98% weniger Halbleitermaterial, die Produktion verbrauche weniger Wasser. Ferner könnten die Module zu 90% recycelt werden. Der CO2-Abdruck des Unternehmens sei deutlich ge­ringer.

Wasserstoff konkurrenzfähig

Hohes Potenzial werde von der EU-Renovierungswelle ausgehen. Gebäude verbrauchten viel Energie und seien zu 75% energieineffizient. Die Renovierungsrate betrage lediglich 1%. Ferner stehe der Verbrennermotor vor dem Aus. In drei Jahren seien möglicherweise nur noch etwas mehr als die Hälfte der Neuwagen in der EU Verbrenner.

Derzeit ist der Fonds in vier Titeln des Wasserstoffsegments investiert, darunter Fuelcell Energy und Plug Power. Auf die vier Werte entfallen Loacker zufolge 5% der Mittel. Wasserstoff sei als Kraftstoff bereits konkurrenzfähig beziehungsweise vor dem Ukraine-Krieg im Preis gleichauf mit Super und Diesel gewesen. Die Wasserstoffunternehmen machten allerdings größtenteils noch keinen Gewinn und seien noch sehr volatil.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.