Securitization-Markt

ESM spricht sich für Verbriefungen aus

Der ESM spricht sich für eine Wiederbelebung des europäischen Verbriefungsmarktes aus. Die Finanzinstrumente böten Vorteile bei der wirtschaftlichen Überwindung der Pandemie.

ESM spricht sich für Verbriefungen aus

kjo Frankfurt

Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) spricht sich für eine Wiederbelebung von Verbriefungen (Securitization) und damit des Verbriefungsmarktes in Europa aus. Kalin Anev Janse, Chief Financial Officer des ESM und der European Financial Stability Facility (EFSF), und Rolf Strauch, Chefvolkswirt der Institution, sehen darin Vorteile in der wirtschaftlichen Überwindung der Covid-19-Pandemie. Dieses legten sie am Donnerstag dar.

Bankbilanzen entlasten

Nach Ansicht von Anev Janse und Strauch kann die Wiederbelebung von Verbriefungen dazu beitragen, zum einen die Kapitalmarktunion zu festigen und zum anderen die Bilanzen der Banken zu entlasten, wenn notleidende Kredite verbrieft werden. Darüber hinaus kann dies die Kreditvergabe des Bankensektors an die Realwirtschaft ankurbeln und auf diesem Wege die wirtschaftliche Erholung in Europa nach der Pandemie unterstützen.

Bei den sogenannten Verbriefungen werden verschiedene Arten von Schulden wie wohnungswirtschaftliche Hypothekenkredite, Autokredite oder Kreditkartenschulden gebündelt und die entsprechenden Cash-flows über Wertpapieremissionen (Schuldpapiere) an institutionelle Drittinvestoren verkauft. Bekannte Formen sind etwa der Pfandbrief und entsprechende besicherte Covered Bonds in anderen europäischen Ländern, aber auch Mortgage Backed Securities (MBS).

Im Jahr 2008 wurden Verbriefungen jedoch unbeliebt, als über sie zuvor jahrelang US-Subprime-Hypotheken in größerem Umfang weitergereicht wurden, was zu Bankenproblemen und später einer schweren Bankenkrise, in der Folge zu Anlegerverlusten und einem heftigen globalen Wirtschaftsabschwung führte.

Europas Markt schrumpft

Doch während die Verbriefung in den Vereinigten Staaten mittlerweile dreimal so groß ist wie noch im Jahr 2008, ist sie in Europa geschrumpft, halten Anev Janse und Strauch fest. Zum Vergleich: 2008 betrug die Verbriefung in Europa (einschließlich Großbritannien) 75% der Größe des US-Marktes. Heute sind es nach Berechnungen des ESM lediglich noch 6% des US-Marktes. Es entstand also eine wachsende Kluft zwischen beiden Märkten. Die beiden Experten argumentieren, dass man bei sorgfältig regulierten und überwachten Verbriefungen von den Vorteilen der Verbriefung profitieren könne.