Passive Investments

ETF-Boom führt zu hohen Renditen von Indexwerten

Die Umschichtung hin zu passiven Fonds führt zu steigenden Aktienindizes und zu hohen Renditen von Indexwerten, stellt Berenberg fest. Doch gibt es auch Schattenseiten des ETF-Booms.

ETF-Boom führt zu hohen Renditen von Indexwerten

ETF-Boom führt zu
hohen Renditen von Indexwerten

Berenberg-Studie beleuchtet Risiken durch passiver Fonds

wrü Frankfurt

„Passives Investieren setzt seinen Erfolg ungebrochen fort“, stellt Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy & Research bei Berenberg Wealth and Asset Management, fest. Dabei würden immer mehr akademische Studien auf die „Schattenseiten“ von Exchange Traded Funds und Co. verweisen. In einer aktuellen Studie beleuchtet Urbahn wie sich der Boom passiver Anlagen auf die Effizienz der globalen Märkte auswirkt.

Investoren stürzten sich auf wenige Momentum-Trades – befeuert durch Marktkapitalisierungs-gewichtete ETFs, in denen wenige Mega-Caps dominierten. Kurz- bis mittelfristig könnten Anleger von der ETF-Begeisterung profitieren, weil die Bewertungen allein liquiditätsgetrieben immer weiter steigen würden. „Langfristig könnte dies jedoch zu Überbewertungen und Risiken führen. Kommt es zu einem externen Schock, stehen Anleger anders als bei aktiven Strategien im Regen da", sagt Urbahn. „Denn dann sind sie mit einem Mangel an Liquidität konfrontiert, die sie bei einem Ausstieg am dringendsten benötigen.“

Umschichten von aktive in passive Fonds führten ceteris paribus zu steigenden Aktienindizes. In den vergangenen Jahren ist die Indexkonzentration im S&P 500 deutlich gestiegen. Dazu trage bei, dass passive Flows häufig unelastisch seien und der Preis und die Bewertung keine Rolle spielten. „Eine andere Studie zeigt, dass Aktien mit einer hohen Index-Inklusionsrate, d.h. Aktien, die in mehreren stark passiv abgebildeten Indizes vertreten sind, überlegene Renditen ausweisen, vor allem getrieben durch passive Kapitalzuflüsse und nicht aufgrund fundamentaler Umstände“, stellt Urbahn fest. „Die Underperformance von Value- und Small-Cap-Aktien in den letzten Jahrzehnten dürfte entsprechend teilweise auf die Dominanz passiver Investitionen zurückzuführen sein.“ Eine weitere Studie komme zu einem ähnlichen Schluss, dass nämlich die Mittelzuflüsse in passive Fonds zu einem überproportionalen Anstieg insbesondere der großen Unternehmen führe, die vom Markt überbewertet würden.

Nach Wendepunkt wird es gefährlich

„Solange ETFs insgesamt weiterhin Zuflüsse verzeichnen, bleibt die Wahrscheinlichkeit von schnellen Erholungen (V-Erholungen) nach Korrekturen hoch, die von nicht-fundamentalen Zuflüssen in Aktien getrieben werden", erklärt Urbahn.

„Entsprechend dürften sich Momentum-Strategien weiterhin positiv entwickeln", so der Experte. "Für Anleger ist es zudem sinnvoll, Aktien zu halten, die eine hohe Index-Inklusionsrate aufweisen, um von den nicht-fundamentalen Flows zu profitieren.“ Irgendwann in den nächsten Jahren würden wir jedoch demografisch bedingt einen Wendepunkt bei diesen Zuflüssen sehen. Urnbahn wörtlich: "Dann dürften vor allem die Aktien, die stark in Indizes vertreten sind, unter Druck geraten. Flexible, aktive Strategien könnten von diesen Ineffizienzen profitieren.“

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