Gastkommentar

ETFs sind mit wachsendem Zuspruch von institutionellen Investoren auf Erfolgskurs

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) haben in den vergangenen 25 Jahren eine beeindruckende Erfolgsbilanz aufzuweisen und sind mittlerweile aus der Investmentlandschaft nicht mehr wegzudenken, erklärt Oliver Paquier von Axa IM. Aufgrund stetiger Weiterentwicklung greifen auch institutionelle Investoren immer öfter auf dieses Vehikel zurück.

ETFs sind mit wachsendem Zuspruch von institutionellen Investoren auf Erfolgskurs

Kein anderes Investmentvehikel hat im ablaufenden Vierteljahrhundert so rasant an Bedeutung gewonnen wie ETFs: Fast genau 25 Jahre nach Einführung des XTF-Segments der Deutschen Börse am 11. April 2000 gibt es in Europa mehr als 2.500 ETFs, die laut dem Datenanbieter ETFGI zusammen 2,25 Billionen US-Dollar verwalten.

Diese Entwicklung zieht immer mehr Investoren an. So galten ETFs dank einfachem Marktzugang, breiter Streuung, Transparenz und Kosteneffizienz lange Zeit als Produkte für Privatanleger. Das ändert sich langsam. Zwar wurden sie auch in der Vergangenheit von institutionellen Investoren eingesetzt, allerdings nicht als Kernbausteine ihrer Portfolios und daher in aller Regel in überschaubarem Maß.

Die Liquidität der Produkte ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Auch wenn diese seitens institutioneller Investoren nicht durchgehend ausgenutzt wird, stellt sie doch eine wichtige Option dar, um in turbulenten Marktphasen oder bei Umschichtungen schnell eingreifen zu können. Ein Vorteil, den etwa traditionelle, aktiv verwaltete Investmentfonds nur in einem gewissen Rahmen bieten. Seit einigen Jahren findet zudem eine Neubewertung des ETF-Segments seitens institutioneller Investoren statt. Marktteilnehmer und -beobachter machen eine wachsende Dynamik bei der Allokation in ETFs aus, die wesentlich auf die dynamische Entwicklung des Segments selbst zurückzuführen ist. In den letzten 20 Jahren nutzten institutionelle Investoren ETFs vor allem für das Transition- und Liquiditätsmanagement sowie als einfachen Zugang zu bestimmten Marktsegmenten. Heute bieten ETFs Investoren deutlich größere Anlagemöglichkeiten und erweitern das Spektrum, um ihren Anlagebedürfnissen zu entsprechen. Neben der flexiblen taktischen Asset Allocation und einer gezielteren Risikosteuerung gewinnen insbesondere dynamische und anpassungsfähige Markt-Exposures an Bedeutung. Diese Aspekte steigern sowohl die Flexibilität als auch die Kosteneffizienz.

Fixed Income, ESG und aktives Management

Dabei stechen vor allem drei Trends heraus: der Einsatz von ETFs im Fixed-Income-Segment, die Einbeziehung von ESG-Kriterien in die Investmentstrategie sowie ein Engagement in aktiv gemanagten ETFs.

Bei Anleihen dominieren weiterhin die Aspekte Kosten, Zugang, Diversifizierung, Liquidität und Flexibilität. Zu beobachten ist dabei die Tendenz, Bond-ETFs nicht länger nur kurzfristig, sondern vielmehr als Kernbausteine des Anleihe-Portfolios einzusetzen. 

Als zunehmend gefragtes Instrument erweisen sich ETFs zudem, wenn es um die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien geht, die vielfach regulatorisch gefordert sind. Einige ETF-Anbieter setzten ESG-Mandate bereits relativ früh in der Zeit des Aufkommens von ESG-Anforderungen um und bringen eine entsprechende Expertise mit. ETFs waren und sind damit eine unkomplizierte und gleichzeitig rechtssichere Möglichkeit, auf ESG-konforme Portfolios zuzugreifen, deren Aufbau und Pflege für institutionelle Investoren weit weniger aufwändig und kostspielig ist als ein individuelles hauseigenes ESG-Monitoring. Indem nachhaltige ETFs gezielt in Unternehmen mit einer starken ESG-Performance investieren, verringern sie auch ESG-bedingte Risiken und demokratisieren nachhaltige Investments. Klar ist dabei, dass auch in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit und ESG ein starker Wachstumstreiber für das institutionelle ETF-Geschäft bleiben wird.

Aktive ETFs auf der Agenda

Sowohl ESG- als auch die zuvor genannten Anleihe-Investments sind zwei von mehreren Betätigungsfeldern für aktiv verwaltete ETFs. Die vergleichsweise junge Produktkategorie verknüpft die Vorteile klassischer ETFs, die als passive Indexfonds konzipiert sind, mit den Chancen des aktiven Managements.

Auf der Anleiheseite sind Investoren zunehmend misstrauisch gegenüber passiven Strategien, die hochverschuldete Emittenten aufgrund ihrer Marktkapitalisierung übergewichten und so zu übermäßigen Gewichtungen minderwertiger Kredite und damit zu systemischen Risiken führen können. Aktive ETFs ermöglichen hier ein selektiveres Kreditengagement, sodass sich Investoren auf Emittenten mit höherer Qualität konzentrieren, über Sektoren hinweg diversifizieren und differenzierte Strategien umsetzen können, die besser mit den Risiko- und Renditezielen übereinstimmen. Zudem haben aktive ETFs eine erhöhte Chance zur Outperformance, gerade auf dem europäischen Markt.

Auch mit Blick auf ESG oder spezifische Nachhaltigkeitsziele richten viele institutionelle Anleger ihren Blick auf aktive ETFs. Denn sie sind in der Lage, unterschiedliche Ausschlussrichtlinien umzusetzen, sich schnell an neue (regulatorische) Vorgaben anzupassen und gleichzeitig Alpha-Ziele zu verfolgen und die Kosten niedrig zu halten. Damit sind sie eine attraktive Alternative zu passiven ETFs oder teureren Investmentfondsstrategien.

Gerade angesichts ihrer schnellen Anpassungsfähigkeit wird die Nachfrage nach ETF-Lösungen weiter exponentiell steigen. Dabei sind institutionelle Anleger eine wichtige Zielgruppe, aber auch Vermögensverwalter, Finanzintermediäre und Kleinanleger werden dazu beitragen, dass die Rolle von ETFs weiter an Bedeutung gewinnt.