Europa ist die Dividenden-Hochburg

Metzler Asset Management spürt mehr Interesse an Aktien - Optionen verbessern Risiko-Rendite-Profil

Europa ist die Dividenden-Hochburg

Metzler Asset Management geht von einem noch länger anhaltenden Niedrigzinsumfeld aus. Darum führe kein Weg an Aktienanlagen vorbei. Als vielversprechend bezeichnet CIO Rainer Matthes eine Anlage in dividendestarke europäische Aktien, verbunden mit einer optionsbasierten Absicherungsstrategie.dm Frankfurt – Die Privatbank Metzler geht davon aus, dass die Zinsen in Europa noch sehr lange niedrig bleiben dürften. Rainer Matthes, Chief Investment Officer von Metzler Asset Management, sagte auf einem Pressegespräch in Frankfurt am Donnerstag, Renten würden nur noch marginale oder negative Renditen bringen. Damit sei auch ihr Abfederungspotenzial für Mischportfolios in Schwächephasen am Aktienmarkt nicht mehr vorhanden. Um generell höhere Aktienquoten würden institutionelle Investoren, die auf stetige Einkommen angewiesen sind, nicht herumkommen. Matthes stellt hier “Bewegung” fest, es gebe ein gewisses Umdenken. Die Bereitschaft unter institutionellen Kunden steige, die Aktienquote zu erhöhen. Relativ betrachtet seien dividendenstarke Aktien die attraktivste Anlageklasse.Metzler setzt dabei auf klassische Bottom-up-Portfolios sowie regelbasierte Strategien, welche das Rückschlagpotenzial, das Aktien naturgemäß innewohnt, begrenzt. Mit einer Dividendenrendite von 3,8 % ist der MSCI Europe dabei auch weltweit gesehen besonders attraktiv. “Europa ist das Powerhouse der Dividenden”, sagt Oliver Schmidt, Portfoliomanager der European-Dividend-Strategie bei Metzler.Die Dividenden in Europa dürften auch in einem schwierigeren konjunkturellen Umfeld weiter steigen, da die Ausschüttungsquoten gesteigert werden könnten. Auch das Potenzial für Aktienrückkäufe sei “sehr hoch”. Die Bilanzen der meisten Unternehmen in Europa seien solide, und die Barmittelbestände haben sich erhöht. “Die derzeitige Ausschüttungsquote liegt zwar über dem historischen Durchschnitt, ist aber nicht ausgereizt”, sagt Schmidt. Allzu hoch ist nicht gutDividenden machen zudem einen hohen Anteil an der langfristigen Performance aus (vgl. Chart). Mehr als die Hälfte der Gesamterträge stamme aus reinvestierten Dividendenzahlungen. Die beste Wertentwicklung zeigten Aktien mit einer überdurchschnittlichen bis durchschnittlichen Dividendenrendite und hohem bis überdurchschnittlichem Dividendenwachstum. “Die Kombination aus Dividendenhöhe und -wachstum bringt den stabilsten Mehrwert”, so der Portfoliomanager. Darum sei aktives Stock Picking gefragt.Sehr hohe Dividendenrenditen könnten auch ein Hinweis auf ein strukturelles Problem in einem Unternehmen sein. Schmidt weist zudem darauf hin, dass auch Small und Mid Caps immer attraktiver für Dividendenstrategien würden. Solche “Dividendenherausforderer” stehen gemessen am Dividendenwachstum über den Dividendenaristokraten, also Large Caps mit stabilen und bereits hohen Ausschüttungsquoten. Zu den dividendenstarken Unternehmen außerhalb europäischer Standardindizes zählt Metzler etwa Bakkafrost, Merlin Properties, Resurs Holding, Scandi Standard und VGP. “Aufgrund der deutlich niedrigeren Ausschüttungsquote haben Small und Mid Caps ein höheres Steigerungspotenzial”, sagt Schmidt.Der Vermögensverwalter stellt zudem einen Zusammenhang zwischen zuverlässigen Dividendenzahlern und einer guten Einstufung gemessen an ESG-Kriterien fest. Insbesondere im Bereich Governance (Unternehmensführung) würden Dividendenunternehmen sehr gute Resultate erzielen. Matthes meint, dass in fünf Jahren die Portfolioauswahl auf Basis von ESG-Kriterien – also unter Gesichtspunkten von Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung – zum “Mainstream” geworden sein wird. Nichtfinanzielle Indikatoren seien potenziell kursrelevant. “Wir sehen uns heute bereits als verantwortliche Investoren, kommen nun noch Restriktionen hinzu, würde ich von nachhaltigem Investieren sprechen”, sagte Matthes. Bewährte Collar-StrategieUm Kurseinbrüche abzufedern, benutzt Metzler zudem eine systematische Absicherungsstrategie. Kai Lepper, für Wertsicherungsstrategien verantwortlicher Portfoliomanager, setzt dies durch eine Collar-Strategie um. Put-Optionen werden gekauft und Call-Optionen mit einem höheren Ausübungspreis verkauft (geschrieben), beide mit einem Delta von 0,2 (Preisänderung). Als Basiswert kommen hochliquide Indizes wie der Euro Stoxx 50 oder der Dax in Frage. Die Absicherung wird kontinuierlich wöchentlich und monatlich gestaffelt vorgenommen. Im Kurseinbruch von Oktober bis Dezember 2018 führte dies dazu, dass der Verlust nur 9 % statt 13 % betragen hat. Zwar wird auch das Aufwärtspotenzial etwas beschnitten, aber die Überrendite (Sharpe Ratio) verbessert sich so signifikant von 0,34 auf 0,80 (Zeitraum Anfang Oktober 2003 bis Ende 2018). Eine Renditesteigerung ist dabei nicht das Ziel: “Wir vertreten hier keine Marktmeinung, sondern es geht hier um eine effiziente Risikosteuerung”, sagt Lepper.