Bundesanleihen

Finanzagentur ist trotz steigenden Kapitalbedarfs des Bundes nicht bange

Die Finanzagentur des Bundes ist mit Blick auf den Absatz von Schuldtiteln trotz des steigenden Mittelbedarfs im Zuge von Infrastruktur-Sondervermögen und zunehmenden Rüstungsausgaben entspannt.

Finanzagentur ist trotz steigenden Kapitalbedarfs des Bundes nicht bange

Keine Sorge um Bundesanleihen

Finanzagentur mit Blick auf Absatz von Schuldtiteln trotz steigenden Mittelbedarfs entspannt

fed Frankfurt

Die Finanzagentur des Bundes macht sich um den Absatz von Schuldtiteln zur Deckung des steigenden Finanzierungsbedarfs Deutschlands keine Sorgen. Es werde immer ausreichend Nachfrage geben, da die zehnjährige Bundesanleihe Benchmark im Markt sei − und „dieser Referenzstatus ist sicherer denn je“, erklärte der Co-Geschäftsführer der Finanzagentur, Tammo Diemer, bei einem Gespräch im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Diemer zeigte sich zugleich überzeugt, dass die Finanzierungskosten trotz der − von der schwarz-roten Koalition angekündigten − gewaltigen zusätzlichen Ausgabenprogrammen für Rüstung und Infrastruktur nicht aus dem Ruder laufen werden. „Wir stellen sicher, dass der Bund nicht zu viel Geld zahlen muss“, sagte der promovierte Mathematiker.

Seinen gelassenen Ausblick auf die in den kommenden Jahren zunehmende Schuldenaufnahme begründete Diemer mit einer ganzen Reihe von Argumenten. Erstens verfüge die Finanzagentur über Liquiditätsreserven in zweistelliger Milliardenhöhe, weil die Agentur als Liquiditätspool für staatliche Institutionen agiere und bei Emissionen nie das komplette Angebot zuteile. Allein schon deshalb könne sie aktiv am Geschehen am Sekundärmarkt teilhaben und auf Preisspitzen reagieren. „Wir schreiben 500 Tickets am Tag“, veranschaulichte Diemer das ständige Engagement der Finanzagentur.

Bund-Swap-Spread unkritisch

Zweitens erkenne die Finanzagentur im gegenwärtig negativen Bund-Swap-Spread − also im aktuell außergewöhnlichen Verhältnis zwischen der Bund-Rendite und der Verzinsung von Swaps mit gleicher Laufzeit − kein Zeichen für schwindendes Vertrauen in die Bonität Deutschlands. Die Kreditwürdigkeit messe sich nämlich nicht in Swap-Sätzen, sondern in den Konditionen von Kreditausfallversicherungen (CDS), und die zeigten sich in Deutschland auf völlig unverändertem Niveau.

Den negativen Bund-Swap-Spread erläuterte Diemer, indem er ins Bewusstsein rief, dass die Deutsche Bundesbank aufgehört habe, Bundeswertpapiere zu kaufen. Dadurch sei die Verfügbarkeit der Papiere größer geworden, der Free Float steige − die Phase der Knappheit sei Vergangenheit.

Tragfähigkeit der Schulden

Drittens erinnerte Diemer daran, dass Deutschland aufgrund seines positiven track records von einem Vertrauensvorschuss am Markt profitiere. Es sei der Bundesrepublik immer wieder gelungen, die Schuldenquote zurückzuführen. Aktuell etwa liege das Verhältnis von Schulden und Wirtschaftsleistung bei knapp 63% − und damit auf einem Niveau wie vor der Finanzkrise Ende der 2000er-Jahre. Diese und andere Kennziffern festigten die Zuversicht, dass Deutschlands Schuldentragfähigkeit gewährleistet sei. Zudem merkte er an, dass internationale Investoren, mit denen er beispielsweise in Asien gesprochen habe, die angekündigte Erweiterung der finanzpolitischen Spielräume, etwa für Infrastruktur, durchaus begrüßten.

Erweiterungen am langen Ende denkbar

Und schließlich, viertens, werde die Finanzagentur einiges unternehmen, um der Nachfrage nach deutschen Schuldtiteln ein attraktives Angebot gegenüberzustellen. Bereits angekündigt ist im zweiten Halbjahr die Ergänzung der Laufzeitenkurve durch die Begebung von siebenjährigen Titeln, die vor längerem schon einmal zum Angebot gehörten. Ohnehin werde der Produktmix ständig überprüft. Auch am langen Ende seien Erweiterungen denkbar. Entsprechende Überlegungen seien aber nicht akut.

Eine Neuauflage inflationsindexierter Anleihen steht derweil gegenwärtig nicht an, stellte Diemer klar: „Wir werden nicht in den Linker-Markt zurückkehren.“ Er verwies auf das Risiko, in Phasen galoppierender Teuerungsraten herbe Verluste einzufahren.

Euro-Gewicht in Portfolien steigt

Angesprochen auf die jüngsten Turbulenzen am US-Anleihemarkt merkte er an, dass „die politische Unsicherheit von den Investoren nicht geschätzt“ werde. Die starken Kursbewegungen bei den Treasuries seien eine Antizipation des Trends gewesen, dass das Euro-Gewicht in Portfolien wachsen werde. Ihm sei zwar nicht bekannt, dass große Adressen aktiv von USA nach Europa umschichteten. Aber wenn US-Treasuries fällig würden, sondierten die Investoren derzeit schon, ob sie noch in gleichem Maße am US-Markt engagiert bleiben.

Dem Co-Geschäftsführer der Finanzagentur des Bundes, Tammo Diemer, fallen viele Gründe ein, warum die Nachfrage nach Bundeswertpapieren hoch bleiben dürfte, auch wenn Deutschland einen finanzpolitisch weniger strikten Kurs einschlägt. Zumal die zehnjährige Bund nach wie vor Referenz im Markt ist.

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