Fondsmanager misstrauen Börsenaufschwung

U- oder W-förmige Erholung erwartet - Pessimismus gegenüber Value erreicht höchsten Stand seit 2007

Fondsmanager misstrauen Börsenaufschwung

xaw Frankfurt – Trotz der Kursgewinne an den Börsen seit Mitte März sind die Fonds äußerst pessimistisch eingestellt. Laut der monatlichen globalen Fondsmanagerumfrage der Bank of America (BoA) rechnen per saldo 75 % der Befragten mit einer U- oder W-förmigen Erholung, 68 % halten den jüngsten Aufschwung an den Börsen für eine Bärenmarkt-Rally. Netto rechnen demnach nur 10 % der Umfrageteilnehmer mit einer V-förmigen Erholung. Enorm hohe Cash-QuoteDer “Bull & Bear”-Indikator der Bank of America untermauert mit einem Level von null Punkten die extrem vorsichtige Stimmung am Markt. Angesichts der hohen Unsicherheit bleiben die Kassenquoten der Fonds auf einem sehr hohen Niveau. Hatten sie im April mit 5,9 % den höchsten Stand seit den Anschlägen vom 11. September 2001 erreicht, liegen sie im Mai mit 5,7 % immer noch deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Liegt der durchschnittliche Cash-Anteil bei über 4,5 %, stellt dies nach den Leitlinien der Bank of America ein konträres Kaufsignal dar. Ein Verkaufsindikator liegt hingegen vor, wenn die Kassenquote unter die Marke von 3,5 % abrutscht. Furcht vor zweiter ViruswelleGleich mehrere neue Marktrisiken treiben die hohe Nachfrage der Investoren nach Liquidität. So sehen 11 % ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union als derzeit größte Gefahr, davor liegt auf Platz 2 mit 15 % eine permanent hohe Arbeitslosigkeit. Die beiden Marktrisiken verdrängen die Furcht vor einem systemischen Kreditereignis, die im Vormonat auf 30 % gekommen war und jetzt noch bei 8 % vorherrscht, vom Podium. Auch die Angst vor einer falschen Positionierung im Fall einer V-förmigen Erholung scheidet aus den Top 3 aus. Mit einem Anteil von 52 % sehen die meisten Fondsmanager allerdings immer noch eine zweite Welle der Corona-Pandemie als größtes Risiko für die Märkte. Im Vormonat waren es noch 57 % gewesen.Derweil steigen die globalen Wachstumserwartungen der Fondsmanager deutlich: Per saldo erwarten in den kommenden zwölf Monaten 38 % der Umfrageteilnehmer eine stärkere wirtschaftliche Entwicklung (65 % stärker, 28 % schwächer). Gegenüber dem Vormonat bedeutet dies ein Plus von 40 Prozentpunkten, damit erreichen die Wachstumserwartungen den höchsten Stand seit Januar 2018. Allerdings ist der Beginn der wirtschaftlichen Erholung nach Einschätzung der Fondsmanager noch ein gutes Stück entfernt. Sie rechnen nicht damit, dass der globale Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe vor November wieder über die Marke von 50 Punkten steigt, die ein konjunkturelles Wachstum signalisiert.Nach dem Ende der Pandemie stehen laut den Umfrageergebnissen zudem einige strukturelle Veränderungen bevor. Die einschneidendste davon dürfte demnach eine Rückverlagerung der Lieferketten in die Heimatmärkte sein. Zudem gehen die Fondsmanager davon aus, dass die Zahl der protektionistischen Maßnahmen steigen wird, und sie erwarten höhere sowie neuartige Steuern.In der aktuellen wirtschaftlichen Lage bleiben defensive Anlagen gefragt. Die Investoren setzen neben Cash besonders auf Healthcare-Titel und Bonds. Die Anleiheallokation legte im Mai gegenüber dem Vormonat um 15 Prozentpunkte zu. Netto sind damit 13 % der Fondsmanager in Bonds untergewichtet, dies stellt die stärkste Gewichtung in dieser Assetklasse seit Juli 2009 dar. Die Aktienallokation legte hingegen zwar um zehn Prozentpunkte auf einen Nettoanteil der in diesem Segment untergewichteten Investoren von 16 % zu. Damit liegt sie aber immer noch deutlich unterhalb ihres langfristigen Durchschnitts.Gerade der Glaube an Value-Aktien nimmt ab: Inzwischen erwarten per saldo 23 % der Umfrageteilnehmer, dass Value gegenüber Growth eine Underperformance hinlegen wird. Der Pessimismus bezüglich dieser Titel erreicht damit den höchsten Stand seit Dezember 2007. Zugleich nimmt das Gefälle zwischen US-Aktien und ihren Pendants aus der Eurozone deutlich zu. Die amerikanischen Titel gewichten per saldo 24 % der Investoren über, Papiere der Eurozone gewichten sie hingegen zu 17 % unter. Dies bedeutet den größten Spread seit fast acht Jahren.An die Unternehmen stellen die Fondsmanager spezifische Anforderungen. Netto plädieren 73 % der Befragten dafür, dass die Unternehmen ihre Schulden verringern.