Fossile Energien sind ein schlechtes Geschäft
ku Frankfurt
Initial Public Offerings (IPOs) von Unternehmen aus dem Bereich fossiler Energien haben sich in den vergangenen zehn Jahren als keine gute Anlagemöglichkeit erwiesen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die jetzt von der Carbon Tracker Initiative vorgelegt wurde. Die Carbon Tracker Initiative bezeichnet sich selber als einen unabhängig finanzierten Thinktank, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Finanzmärkte über die hohen Verluste, die bei Investitionen in fossile Energien drohen, aufzuklären.
Schwache Performance
Gemäß den Ergebnissen der Studie ist der Marktwert der Aktienemissionen von Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf die Produktion von oder den Umgang mit fossilen Energien abzielt, in den vergangenen zehn Jahren um 123 Mrd. Dollar gefallen. Gegenüber der globalen Aktien-Benchmark MSCI All Country World Index ergibt sich eine Underperformance des Sektors der fossilen Energien um 52%. Der Bereich der erneuerbaren Energien ist hingegen auf eine gegenüber dem Index höhere Performance von 54% gekommen.
In der betrachteten Zeitspanne ab 2012 habe es insgesamt noch Aktienemissionen aus dem Sektor der fossilen Energien von insgesamt 640 Mrd. Dollar gegeben. Der Marktwert hat allerdings um rund 20% bzw. die genannten 123 Mrd. Dollar abgenommen. Demgegenüber hat es von Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien in der Zeitspanne ab 2012 Aktienemissionen im Volumen von 56 Mrd. Dollar gegeben. Diese haben in den zehn Jahren 77 Mrd. Dollar an Wert zugelegt.
Offenbar ist diese Botschaft auch schon am Kapitalmarkt angekommen: Gemäß den Ergebnissen der Studie sind die Volumina von Aktienemissionen aus dem Bereich der fossilen Energien von 2012 bis 2020 von pro Jahr 70 Mrd. Dollar auf nur noch 10 Mrd. Dollar zurückgegangen, während es allein im Jahr 2020 im Bereich der erneuerbaren Energien bereits Aktienemissionen im Volumen von 11 Mrd. Dollar gegeben hat.
Anteilseigner steigen aus
Seit 2016 würden sich bisherige Anteilseigner und Langzeitaktionäre von Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energien abwenden. Der Anteil der Secondary Offerings sei seit 2016 von 6% auf 58% im vergangenen Jahr gestiegen. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass es weniger Börsengänge von Unternehmen aus diesem Bereich gebe.
Zugang zum Markt erschwert
Die Studie verweist noch auf einen weiteren interessanten Sachverhalt: Während die Öl- und Gasproduzenten während des Kollapses der Energiepreise von 2011 bis 2014 noch in der Lage gewesen seien, sich über den Aktienmarkt Kapital zu beschaffen, scheine dies während des Preisverfalls des Jahres 2020 nicht mehr der Fall gewesen zu sein. Bei den Aktienemissionen aus diesem Sektor hätten sich die Volumina der Jahre 2018 bis 2020 gegenüber 2014 bis 2016 mehr als halbiert.
Für Unternehmen zahle es sich auch aus, das Geschäft mit fossilen Energien aufzugeben. Verwiesen wird auf die dänische Ørsted, die sich von einem Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energien hin zu einem Entwickler von Offshore-Windparks entwickelt habe. Die Aktie habe ihren Wert um fast 520% gesteigert.
Schwindende Zuversicht
Mark Campanale, Gründer und Exekutivdirektor der Carbon Tracker Initiative, kommentiert laut Pressemitteilung, es sei erstaunlich, dass Aktienbörsen immer noch Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energien listeten, die darauf abzielen, im direkten Widerspruch zu den Pariser Zielen der CO2-Reduktion ihre Produktionskapazitäten auszuweiten oder neue Reserven anzuzapfen. „Es zeigt sich aber auch, dass sich die Zuversicht in diesem Sektor in Luft auflöst, da die Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten haben, auf die momentan sehr umfangreichen Anlagegelder Zugriff zu nehmen“, betont er.
Allerdings weist die Carbon Tracker Initiative auch darauf hin, dass die bisherigen Aktieninvestitionen im Bereich der sauberen Energien lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein seien. Denn um die CO2-bedingte Erderwärmung auf durchschnittlich 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, seien Investitionen in saubere Energien von 3 bis 3,5 Bill. Dollar pro Jahr erforderlich.