Goldman sieht Chancen im Reflationshandel
kjo Frankfurt
Eines der brisantesten Themen an den Finanzmärkten ist zurzeit der sogenannte Reflationshandel. Notenbanken und Regierungen haben beschlossen, die Ausgaben und die Wirtschaftsleistung nach der Covid-19-bedingten Konjunkturschrumpfung mit Geld- und Fiskalpolitik anzukurbeln. Das hat nach Ansicht von Goldman Sachs Asset Management (GSAM) Folgen: Viele Anleger stellen sich auf ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine anziehende Inflation ein.
Chancen biete in diesem Marktumfeld aber der Reflationshandel. So habe der plötzliche Anstieg der Anleiherenditen neue Gelegenheiten in Kernanleihesektoren geschaffen. Hochwertige Kernanleihen mit mittlerer Laufzeit hätten dank höherer Ausgangsrenditen attraktivere Ertragsaussichten. Anleiheinvestoren profitieren im jetzigen Marktumfeld unter Umständen auch vom Roll-down-Effekt. Für Anleger, die einen plötzlichen Einbruch der Anleihekurse nicht in Kauf nehmen könnten, sei eine Verkürzung der Duration (Kapitalbindungsdauer) vielleicht eher zu verkraften. Multisektor-Strategien mit kürzerer Duration böten einen Ertragsvorteil gegenüber den sehr geringen Renditen von Ultrakurzläufern am kurzen Ende des Markts, da der US-Leitzins voraussichtlich noch bis Ende 2023 nahe null verharren werde. Angesichts fiskalpolitischer Konjunkturmaßnahmen und des schnelleren Impftempos seien die Zinsstrukturkurven von Anleihen durch den plötzlichen Wiederanstieg der mittel- und langfristigen Zinssätze steiler geworden.
Bei der derzeitigen Dynamik von Angebot und Nachfrage profitieren Bankkredite laut GSAM von attraktiven Bewertungen. Dank der Zinsanpassung bei den variabel verzinslichen Bankkrediten habe der jüngste Zinsanstieg zu Zuflüssen in die Anlageklasse geführt. Verglichen mit Hochzinsanleihen warfen Bankkredite in der Vergangenheit stärkere risikobereinigte Renditen ab.