„Grünes Licht für die Aktienmärkte“
„Grünes Licht für die Aktienmärkte“
Deka sieht Chancen auch bei Unternehmensanleihen und Bonds aus den Schwellenländern – DZ Bank erwartet den Dax bei 21.500 Punkten
Die DZ Bank ist optimistisch für die Aktienmärkte im kommenden Jahr gestimmt. Sie sieht den Dax bei 21.500 Punkten. Sie rechnet an den Anleihemärkten mit einem Ende der inversen Zinskurven. Die DekaBank ist für Aktien ebenfalls zuversichtlich. Sie erkennt Chancen zudem bei Schwellenländeranleihen.
kjo/ku Frankfurt
„Grünes Licht für die Aktienmärkte“ auch im kommenden Jahr sieht Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank. Bei der Vorstellung des Kapitalmarktausblicks des Instituts in Frankfurt wies er darauf hin, dass die Aktienmärkte hervorragend durch die Schockwellen der zahlreichen Krisen gekommen seien. Aktuell würden die Aktienmärkte von den Unternehmensgewinnen profitieren. Zahlen aus den vergangenen 60 Jahren hätten gezeigt, dass sich die Unternehmensgewinne am nominalen globalen Wirtschaftswachstum orientierten. Dieses veranschlagt, wie Chefvolkswirt Ulrich Kater ausführte, die Deka mit weltweit 3% im nächsten Jahr.
Dabei würden in den USA die Unternehmensgewinne deutlich stärker steigen als im Rest der Welt, so Schallmayer. Während das in der Vergangenheit fast ausschließlich auf die sieben großen amerikanischen Technologiekonzerne, die „Magnificent 7“ zurückzuführen sei, gehe nun die Dominanz dieser Titel zurück und im kommenden Jahr würden diese Aktien nur noch 20 bis 30% zum gesamten Gewinnwachstum im S&P 500 beitragen. Das sei eine gesunde Entwicklung.
Negativ bewertet Schallmayer allerdings, dass der amerikanische Aktienmarkt extrem hoch bewertet sei. Insbesondere habe es im Zusammenhang mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten „zu viel Vorschusslorbeeren“ für amerikanische Small Caps gegeben. Während er die hohe Bewertung als ein Warnsignal sieht, geht er aber nicht davon aus, dass unmittelbare Gefahr für den amerikanischen Aktienmarkt besteht.
In Europa hingegen sei eine äußerst moderate Entwicklung der Unternehmensgewinne mit Stillstand im laufenden Jahr zu beobachten, was allerdings in den moderaten Bewertungen reflektiert werde. Insbesondere bei den Mid und Small Caps seien die Bewertungen sehr niedrig. Die Abschläge bei den kleineren Titeln seien zu hoch. Der Dax tue sich derzeit schwer wegen der Automobilwerte. Diese würden nach wie vor fast ein Viertel zu den gesamten Unternehmensgewinnen im Index beitragen, 2021 seien es sogar knapp ein Drittel gewesen. Gemessen an der Marktkapitalisierung liege der Anteil der Automobilwerte im Dax aber lediglich bei 6%. Im Dax komme es daher auf die hochgewichteten Unternehmen an, unter anderem Schwergewicht SAP.
Hinsichtlich Aktien aus den Emerging Markets ist Schallmayer zurückhaltend. Den Konjunktur-Stimulus in China, der zu einem Kurssprung auf dem Aktienmarkt geführt habe, hält er für ein Strohfeuer. Bedenklich sei die Entwicklung der Unternehmensgewinne in den Schwellenländern, so habe es im MSCI Emerging Markets seit zehn Jahren kein Gewinnwachstum mehr gegeben. Wenig Chancen sieht er auch bei Staatsanleihen. Während die Zinsen insbesondere am kurzen Ende noch ein Stück weit zurückgehen würden, könne es aber größere Ausschläge am langen Ende der Zinskurve geben, unter anderem durch die fiskalische Situation.
Gut funktionierender Markt
Demgegenüber gehören Unternehmensanleihen zu den Favoriten der Deka. Die Emissionsstätigkeit habe sich 2024 im Vorjahresvergleich verdoppelt, der Markt funktioniere gut. Es sei auch 2025 und 2026 mit einer guten Aufnahmefähigkeit des Marktes zu rechnen. Es werde aber wohl keine weiteren Spread-Einengungen geben, allerdings auch keine Ausweitungen. Neben High-Yield-Anleihen gehören aktuell auch Bonds aus den Schwellenländern zu den Kerninvestments, zu denen die Deka rät. Die Spreads seien stabil, während ein Rückgang der globalen Zinsen unter Führung der US-Treasuries für Kursgewinne sorge. Kater geht für Euroland in den kommenden zwei Jahren von einem Wirtschaftswachstum von jeweils 1,2% aus, in Deutschland sollen es 2025 dann 0,4% sein, aber 2026 immerhin schon wieder 0,9%. Für die USA rechnet er im kommenden Turnus mit 1,8% und 2026 mit 2,0%. Für China ist er nicht sehr zuversichtlich, er geht für das kommende Jahr von 4,5% aus, während die Regierung 5% veranschlagt. Für 2026 rechnet er mit 4,3%. Deutschland und sein Geschäftsmodell betrachtet er als einen Sanierungsfall. „Wir haben uns mit den falschen Partnern eingelassen“, beklagt er unter Verweis auf China. Er bezweifelt aber, ob sich die erforderliche „Rosskur“ durchsetzen lässt. Es sei zudem eine „psychologische Erstarrung“ zu beobachten mit einer geringen Ausgabebereitschaft der Konsumenten. Die Deka unterstelle für ihre Prognosen ein „wildes Szenario“ mit Strafzöllen, unter denen die EU leiden werde. Durch die Änderungen der Handelspolitik sei ein einmaliger Inflationsschub in den USA zu erwarten, womit der angedachte Zinssenkungsprozess dann so nicht mehr möglich sei. Es könnte daher zu einer Zinspause kommen.
Die DZ Bank ist für den deutschen Aktienmarkt im kommenden Jahr recht optimistisch gestimmt. Sie geht für den Dax von einem Stand von 21.500 Punkten aus. Aber auch in Übersee dürfte es ihrer Meinung nach bei den Dividendenpapieren weiter bergauf gehen. Für den S&P 500 werden 6.900 Punkte prognostiziert – das seien abermals Zuwächse von über 10%. „Die Zuwächse dürften aber erneut durch einige wenige positive Branchen und Unternehmen getrieben werden“, so die Experten des genossenschaftlichen Spitzeninstituts anlässlich ihres Kapitalmarktausblicks für das kommende Jahr, der in Frankfurt stattfand.
Neue Zollschranken
Trotz neuer Zollschranken würden europäische Aktienwerte auch 2025 an Wert gewinnen. „Zum einen machen Dax-Konzerne rund 30% ihrer Umsätze in den USA. Sie könnten von niedrigeren Steuern profitieren. Darüber hinaus könnten europäische Unternehmen Nutznießer sein, wenn sich chinesische Produkte noch deutlich stärker verteuern und dadurch Marktanteile an Konkurrenten aus der Europäischen Union übergehen. Ganz in Eigenproduktion werden die USA ihre Importe kaum ersetzen können“, sagt Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ Bank. Potenzial sieht er bei europäischen Banken wegen der steileren Zinskurven und weil das Sicherungsgeschäft wegen der volatilen Wirtschaft wachsen sollte. Zudem haben sich die großen Versicherer als sehr robust gezeigt. Auch Industriefirmen, die direkt oder indirekt an der Rüstungsbranche hängen, dürften sich einer zunehmenden Nachfrage nach ihren Produkten gegenübersehen.
Mal abgesehen von Bitcoin habe unter den etablierten Anlageklassen in diesem Jahr nur Gold eine bessere Performance als Aktien hingelegt. Der S&P 500 sei seit Januar um mehr als 20% gestiegen – der Dax habe rund 15% an Wert gewonnen.
Sorge vor der Bond-Flut
Mit Blick auf die Anleihemärkte prognostizieren die DZ-Bank-Experten: „Die Zeit der inversen Zinskurve endet 2025. Im Laufe des Jahres werfen langlaufende Staatsanleihen dann wieder mehr Rendite als kurzfristige Bonds ab.“ Für zehnjährige US-Treasuries erwartet die DZ Bank Ende 2025 eine Rendite von 5%. Der Drei-Monats-Referenzzinssatz in den USA dürfte ihrer Ansicht nach dann nur noch knapp über 4% betragen. Aufgrund der schwachen konjunkturellen Dynamik Deutschlands und der expansiveren EZB-Politik erwartet das Haus für den gleichen Zeitpunkt für zehnjährige Bundrenditen 2,75%. Allgemein könnten Bundeswertpapiere bei den Investoren an Attraktivität verlieren, so die Einschätzung: „Durch das Ende der Reinvestitionen im Rahmen des PEPP-Programms sind die Anleihen nicht mehr knapp. Aufgrund der großen Herausforderungen – von der teils erodierenden Infrastruktur bis zur Verteidigung – haben viele Marktteilnehmer sogar Sorge vor einer Flut von Staatsanleihen“, sagt Christoph Kutt, Leiter Fixed Income Research des Hauses.