„Gut gerüstet, um weiter zu wachsen“
Von Werner Rüppel, Frankfurt
2021 war eiein herausragendes Rekordjahr für die ETF-Industrie. So betrugen nach Angaben von Bloomberg die Zuflüsse in europäische Ucits-ETFs 160 Mrd. Euro, während die Assets under Managements (AuM) der europäischen ETFs auf mehr als 1,4 Bill. Euro kletterten. Ende 2020 hatten die AuM nur bei knapp 1 Bill. Euro gelegen. ESG-Zuflüsse machten 2021 am europäischen ETF-Markt circa 50 % der Zuflüsse aus. Weltweit hat die ETF-Industrie im vergangenen Jahr mit 1,3 Bill. Dollar Rekordzuflüsse erzielt, berichtet BlackRock. Damit lagen die globalen Zuflüsse um das 1,7-Fache höher als im bisherigen Rekordjahr 2020. Nach Angaben von ETFGI sind weltweit inzwischen 10 Bill. Dollar in ETFs angelegt.
Auch für Xtrackers, die ETF-Sparte der DWS, war 2021 ein hervorragendes Jahr. Die Zuflüsse erreichten knapp 17 Mrd. Euro – davon knapp 40% in ESG-ETFs – und die verwalteten Gelder kletterten auf über 150 Mrd. Euro per Ultimo 2021. Im Jahr 2020 hatten die Zuflüsse noch bei 15 Mrd. Euro gelegen, während die AuM sich per Jahresende damals auf 132 Mrd. Euro summierten. „Wir sind mit dem Zuspruch der Anleger und der Entwicklung sehr zufrieden. Insbesondere bestätigt dies unsere Entscheidung, den Bereich nachhaltiger ETFs verstärkt auszubauen“, erklärt Simon Klein, Global Head of Passive Sales bei DWS Xtrackers. „Wir haben 22 verschiedene ESG-Produkte neu aufgelegt oder umgestellt. Dabei haben wir auch einige Innovationen begeben, wie zum Beispiel unseren ersten globalen ESG-Staatsanleihen-ETF.“
Nach Angaben von ETFGI ist DWS Xtrackers in Europa per Ultimo 2021 der zweitgrößte ETF-Anbieter mit einem Marktanteil von 10,9%. An erster Stelle liegt die BlackRock-Tochter iShares mit einem Marktanteil von 43,7%, auf dem dritten Platz rangiert Lyxor mit einem Marktanteil von 7,1%. Mit Xtrackers ist die DWS übrigens der einzige deutsche Anbieter, der eine führende Stellung in der europäischen ETF-Industrie einnimmt. Die Commerzbank hat ihre ETF-Sparte bekanntlich an Lyxor verkauft, wobei Lyxor gerade wiederum von Amundi geschluckt wurde. Auch die Deka bietet Ucits-ETFs an, ist auf diesem Markt aber vom Volumen her nur ein kleiner Anbieter.
In den vergangenen Jahren hat sich die ETF-Sparte der inzwischen börsennotierten Deutsche-Bank-Tochter DWS – die Aktie der DWS Group gehört dem SDax an – jedenfalls als echtes Wachstumssegment erwiesen. So trägt nicht zuletzt das starke ETF-Geschäft der DWS mit dazu bei, dass manche Analysten die Aktie als aussichtsreich einstufen.
Ausbau des US-Geschäfts
Vor dem Hintergrund einer Erholung der globalen Volkswirtschaft trotz mehrerer Coronawellen, sowie einer nach wie vor expansiven Geldpolitik war 2021 ein Jahr der Aktie. „Dabei hat sich der Trend zum verstärkten Einsatz passiver Anlagen fortgesetzt“, erklärt Klein. „ETFs erfahren zum einen inzwischen eine breite Akzeptanz bei institutionellen Investoren, wozu neben der Transparenz von ETFs auch der Kostendruck, unter dem Institutionelle stehen, beiträgt. Zum anderen sparen inzwischen auch immer mehr Privatanleger mit ETFs, so hat hierzulande die Zahl der ETF-Sparpläne deutlich zugenommen.“
Xtrackers hat in Europa bei Ucits-ETFs eine führende Marktstellung, in den USA ist Xtrackers auch vertreten, gilt dort aber eher als Nischenanbieter. „Auch am US-Markt sowie in Südamerika sind wir mit unseren ETFs erfolgreich“, sagt Klein. „Denn auch in den USA liegt das Volumen des von uns verwalteten ETF-Vermögens auf sehr hohem Niveau. Mit dieser Entwicklung sind wir sehr zufrieden und wir werden unser US-Geschäft weiter ausbauen, nicht zuletzt auch mit neuen Produkten.“ In den USA sei die Nachfrage nach nachhaltigen ETFs noch relativ gering, ESG-ETFs seien bisher vor allem in Europa gefragt. „Aber auch in den USA gehen wir davon aus, dass über kurz oder lang ESG-ETFs am Markt stärker gefragt sein werden. Dafür sind wir mit entsprechenden Produkten gut gerüstet“, so Klein.
Was plant nun Xtrackers für 2022? „Wir setzen unserer Offensive bei nachhaltigen ETFs fort“, sagt Klein. „Geplant sind mehr als 20 nachhaltige Produkte“. Dies beinhalte aber nicht nur grüne ETFs gemäß Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung, sondern auch mehrere dunkelgrüne ETFs nach Artikel 9. Diese orientierten sich dann an den Nachhaltigkeitszielen der UN sowie am Pariser Klimaabkommen. „Wir bieten Investoren, die nachhaltig anlegen wollen, eine breite und kostengünstige Palette von ETFs“, erklärt Klein.
Derzeit wird in der Branche diskutiert, ob ETFs Risiken hinsichtlich Greenwashing ausgesetzt sein könnten. „Jeder Investor kann grundsätzlich bei ETFs genau sehen, in welche Wertpapiere er investiert“, sagt Klein. Gerade institutionelle Investoren wüssten dies zu schätzen. „Wir bieten zahlreiche ETFs mit unterschiedlich strengen Ausschlusskriterien an. Bei diesen Produkten ist genau festgelegt, welche Sektoren nicht investierbar sind.“ Bei anderen ETFs gebe es für bestimmte Sektoren Höchstgrenzen. Eine Aktie komme also nicht mehr in Betracht, wenn sie eine Umsatzschwelle in bestimmten Geschäftsfeldern überschreitet.
„Bei unseren Produkten arbeiten wir mit allen großen Indexanbietern zusammen“, erklärt Klein. „Entscheidend ist, welcher Index am besten für ein Produkt passt. Darüber hinaus berücksichtigen wir auch die Wünsche der Investoren. Gerade institutionelle Anleger, bei denen wir stark vertreten sind, bevorzugen mitunter einen bestimmten Index eines bestimmten Anbieters.“ Doch favorisiere Xtrackers keinen bestimmten Anbieter. MSCI beispielsweise habe bei nachhaltigen Indizes eine langjährige Erfahrung und viel Know-how. Solche Aspekte gelte es natürlich zu berücksichtigen.
Doch sind Aktien mit Bezug zu Atomkraft in ESG-ETFs von Xtrackers enthalten? „Bei Xtrackers Aktien-ETFs, die MSCI SRI-Indizes abbilden – also zum Beispiel der Xtrackers MSCI World ESG Ucits ETF – dürfen Unternehmen u.a. maximal 5% ihres Umsatzes aus Stromerzeugung mit Atomkraft generieren“, erklärt Klein. Grundsätzlich treffe dieser Schwellenwert für die dedizierten ESG-Strategien der DWS im Publikumsfondsbereich zu.
„Im abgelaufenen Jahr 2021 haben wir bereits die Gebühren bei 19 ETFs gesenkt“, erläutert Klein. „Auch in diesem Jahr werden wir Skaleneffekte an unsere Kunden weitergeben, also Gebühren bei ETFs, deren Volumen deutlich gewachsen ist, senken.“ Insgesamt geht Klein davon aus, dass die Gebühren der Branche weiter leicht sinken werden. „Die Gebühren mancher ETFs in der Branche sind aber bereits so niedrig, dass bei diesen das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte.“
Insgesamt sieht Klein gerade in Europa noch gewaltiges Potenzial für die ETF-Industrie. „Erst rund 10% der in europäischen Ucits-Fonds angelegten Gelder sind in ETFs investiert, insofern ist das Wachstumspotenzial groß“, erläutert der Global Head of Passive Sales der DWS. „In der Vergangenheit haben sich die in ETFs angelegten Gelder etwa alle fünf Jahre verdoppelt, dieser Trend könnte sich fortsetzen.“ Das Vorbild für europäische ETFs seien die USA, wo in manchen Segmenten bereits 50% der Fonds auf ETFs entfallen.
Mit allen Brokern
„Der Wachstumstrend ist ungebrochen“, betont Klein. Und neben institutionellen hätten ja auch die privaten Anleger inzwischen die Vorzüge der ETFs entdeckt. Dies gelte auch für Deutschland. „Xtrackers arbeitet mit allen großen Discount- und Neobrokern zusammen“, sagt Klein. „Wir haben unsere Vertriebsaktivitäten in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet und entwickeln unseren Vertrieb und auch unseren Service hinsichtlich der Kundenbedürfnisse kontinuierlich weiter.“
Neben nachhaltigen ETFs wachse die Branche auch stark mit speziellen Themen-ETFs. „Auch hier hat Xtrackers mehrere innovative ETFs aufgelegt und wird dies auch 2022 tun“, betont Klein. Beim aktuellen Schwenk des Kapitalmarktes weg von Technologieinvestments hin zu Value- und Dividendenwerten sei die breit aufgestellte Produktpalette von Xtrackers von Vorteil. „Bleiben die Inflationsraten hoch, dürften Rohstoff-ETFs und ETCs, Gold-ETCs und insgesamt Produkte mit Inflationsschutz weiter gefragt sein“, erläutert der Manager. „Der Vorteil von Xtrackers ist, dass wir praktisch die gesamte Palette mit transparenten und preiswerten Produkten abdecken. Insofern sind wir gut gerüstet, um weiter zu wachsen, und um unsere Top-Position am europäischen ETF-Markt weiter auszubauen.“